Brilon. Wenn nichts mehr geht: Im Fall eines längeren Blackouts sollen künftig auch die Amateurfunker in die Notfallstruktur im HSK eingebunden werden.

Stromausfall, Blackout, kein Handy, kein Internet: Eine Vorstellung, die uns alle erschaudern lässt. Angesichts solcher Szenarien rücken zurzeit auch die heimischen Funkamateure mehr in den öffentlichen Blickpunkt. „Und das ist gut und richtig. Denn sie können unabhängig von Telefon, Internet oder Mobilfunk mit ihrer Technik weltweit drahtlos kommunizieren“, sagt Christoph Kloke, der im Deutschen Amateur-Radio Club in Brilon für die Öffentlichkeitsarbeit zuständig ist.

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Aufgabe: Informationen weiterleiten

Jens Vogelsang, Sprecher der Feuerwehr im HSK, erklärt auf Anfrage der WP, dass die Kommunikation der Einsatzkräfte im Einsatz- und natürlich vor allem im Katastrophenfall eine der wesentlichen Funktionen sei. Deshalb laufen, so Vogelsang, auf vielen Ebenen Vorkehrungen zur Sicherstellung der Einsatzstellen-Kommunikation. Mit Blick auf den Katastrophenfall und einen möglichen Blackout könnten die Amateurfunker im Hochsauerlandkreis eine wichtige Rolle spielen. Jens Vogelsang erklärt: „Um bei einem längerfristigen Stromausfall, hier geht man in der Regel von mehr als 72 Stunden aus, eine weitere Handlungs- und Reserveoption zu besitzen, wurde mit den Amateurfunkern Kontakt aufgenommen.“ Geplant sei, dass die Amateurfunkgruppen aus Meschede, Brilon, Winterberg und Sundern in ein Kommunikationsnetz eingebunden werden sollen. Entsprechende Gespräche laufen zurzeit.

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Nicht nur auf kurzen Wellen, sondern sogar über einen eigenen Satellit, verständigen sich Funkamateuer auf der ganzen Welt. Das Foto zeigt (v. li.) den 2. Vorsitzenden Rudi Großmann (DL8DBR), Frank Koslowski (DO4BVB) und den Vorsitzenden Jochen Sommer (DG3DAF) an der Clubstation DK0BH im Clubraum im Keller der Grundschule Ratmerstein.
Nicht nur auf kurzen Wellen, sondern sogar über einen eigenen Satellit, verständigen sich Funkamateuer auf der ganzen Welt. Das Foto zeigt (v. li.) den 2. Vorsitzenden Rudi Großmann (DL8DBR), Frank Koslowski (DO4BVB) und den Vorsitzenden Jochen Sommer (DG3DAF) an der Clubstation DK0BH im Clubraum im Keller der Grundschule Ratmerstein. © Christoph Kloke

Einbindung in Notfallstruktur

Wird eine Zusammenarbeit vereinbart, soll die Einbindung der Funkamateure in die entsprechende Sicherheitsstruktur erfolgen. „Kernaufgabe wird die Weiterleitung von Informationen und die Sicherstellung des Melde- und Befehlsweges von der Einsatzleitung HSK an die örtlichen Feuerwehren sein. Dafür ist ein Schichtbetrieb der Amateurfunker angedacht, in denen diese die Feuerwehren bei der Kommunikation unterstützen. Hierfür haben sich die Amateurfunker bereits mit den grundlegenden Vorgaben beim Informationstransport im Krisenfall beschäftigt“, so der Feuerwehr-Sprecher.

Die Amateurfunker seien vor allem auch deshalb ausgewählt worden, weil es sich um einen geschlossenen Benutzerkreis handelt, der einen besonderen Frequenzbereich zum Funken nutzt. Darüber hinaus habe jeder Funker, ähnlich wie bei der Feuerwehr, eine vorherige Prüfung absolviert, die ihn zum Funken berechtigt, so Jens Vogelsang.

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Briloner Amateur-Radio-Club begrüßt Pläne

Beim DARC-Ortsverband Brilon (Deutscher Amateur-Radio-Club) wird dieses Vorhaben sehr positiv gesehen. „Im Hochsauerland und den angrenzenden Kreisen gibt es einige sogenannte Relaisfunkstellen, die ähnlich wie bei Feuerwehr- oder Polizeifunk, auch mit kleinen Handfunkgeräten weite Funkverbindungen ermöglichen“, erklärt Christoph Kloke. „Im Krisenfall können die genutzt werden, um wichtige Nachrichten zum Beispiel auch an die Feuerwehr oder Polizei zu übermitteln. Zum Teil sind sie auch bei längerem Stromausfall mit Strom versorgt. Wo das noch nicht der Fall ist, soll kurzfristig eine Notstromversorgung installiert werden.“

Der Briloner weist aber auch darauf hin, dass natürlich nicht jeder einfach auf den Funkbändern des Amateurdienstes senden darf. Christoph Kloke erklärt: „Im Gegensatz zum CB-Funk oder PMR-Bürgerfunk benötigen Funkamateure eine Lizenz und haben ein festes Rufzeichen. Dafür haben sie weitaus größere technische Möglichkeiten.“ Und Jochen Sommer, Vorsitzender im DARC-Ortsverband, ergänzt: „Unser Plan ist es, die Ortsvorsteher/innen als zentrale Anlaufpunkte einzubeziehen. Diese bekommen einen Kontakt zu einem Funkamateur in ihrer Nähe, dem sie wichtige Nachrichten zur Weitergabe übermitteln“, erläutert Jochen Sommer das Konzept.

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Notfunkkette aufbauen

„Die Info an den Funkamateur kann dann persönlich oder zum Beispiel mit einem PMR-Funkgerät erfolgen. So ein Jedermann-Funkgerät gibt es für vergleichsweise wenig Geld und liegt sicher bei einigen dieses Jahr auch unterm Weihnachtsbaum“, so Frank Koslowski, der den Aufbau der Notfunkkette mitbetreut. „So kann der Überbringer der Meldung zwar nicht direkt auf den Amateurfunkbändern senden, aber der zusätzlich mit so einem Gerät ausgestattete Funkamateur erhält sie zur Weitergabe.“ Neben dem Aufbau der Informationskette sollen auch Notfunkkoffer angeschafft bzw. gebaut werden, um noch unabhängiger und schneller im Ernstfall handeln zu können.

Erstmals Übung mit Mescheder Funkern im HSK

Zum ersten Mal haben jetzt Funkamateure des DARC Meschede an einer Rahmenstabsübung der Feuerwehr im HSK teilgenommen. Dabei ging es darum, die Kommunikation zwischen der Leitstelle und den Einsatzorten zum Beispiel bei einem großflächigen Stromausfall zu gewährleisten. Simuliert wurde bei dieser Übung ein großer Waldbrand. Während der Übung wurden von Boten immer wieder neue Nachrichten an die Funker überreicht, die an die Einsatzorte übermittelt oder von diesen empfangen werden sollten.

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Hintergrund-Infos

Funkamateure sind in der Lage, mit ihrer Technik auf den kurzen und ultrakurzen Wellen, aber auch über Satellit, regional, bundesweit und sogar weltumspannend zu kommunizieren. Auch dann noch, wenn Telefon, Handynetze, Internet und sogar das Stromnetz ausgefallen sind, unterstützen sie in Not- und Katastrophenfällen die Bevölkerung und Behörden.

Funkamateure sind keine CB-Funker: Bevor die Sendetaste betätigt werden darf, muss eine Funklizenzprüfung bei der Bundesnetzagentur abgelegt werden. Aktuell gibt es in Deutschland über 60.000 Funkamateure. Weltweit sind es rund 2,5 Millionen. Auch im Raum Brilon sind über 30 Funkamateure „in der Luft“.

Seit mehr als 60 Jahren gibt es den Briloner Ortsverein im bundesweit vernetzten DARC (Deutscher-Amateur-Radio Club). Im Altkreis Brilon sind weitere Funkamateure in den Ortsverbänden Winterberg und Marsberg organisiert oder auch ohne Vereinszugehörigkeit aktiv.

Seit vielen Jahrzehnten haben die Briloner im Keller der Grundschule Ratmerstein einen Clubraum. Auch wenn die Funkamateure oft zu Hause technisch gut ausgestattet sind, stehen hier verschiedene Funkgeräte; unter anderem zu Ausbildungszwecken. Die Klubstation hat das offizielle Rufzeichen DK0BH - „Delta-Kilo-Null-Bravo-Hotel“ , wobei „BH“ für „Brilon Hochsauerland“ steht. Jeder Funkamateur kann eindeutig über sein Rufzeichen identifiziert werden.

Die Briloner Funkamateure treffen sich immer am 2. Freitag im Monat im Clubraum im Keller der Grundschule Ratmerstein an der Scharfenberger Straße 25 zur Monatsversammlung. Interessenten sind dazu immer willkommen. Kontakt: Jochen Sommer (DG3DAF) , Telefon 0151/59040563