Hochsauerlandkreis. Wenn der Wolf in den Hochsauerlandkreis zurückkehrt, dann schlägt die Stunde von Wolfsberater Werner Schubert. Auch die EU will tätig werden.

Der Wolf ist ein polarisierendes Tier. Während manche die Rückkehr des Raubtiers feiern, befürchten die anderen, dass ihre Viehbestände bedroht seien, würde dem Tier nicht Einhalt geboten. Mittlerweile ist der Wolf sogar Thema im EU-Parlament: Ein Wolf hatte in Niedersachsen das Pony von Kommissionspräsidentin Ursula von der Leyen gerissen. Der Wolf wurde schließlich dank einer Ausnahmegenehmigung zum Abschuss frei gegeben.

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Wolf ist ein scheues Tier

Für Wolfsberater Werner Schubert ist das auch die Ultima Ratio: „Der Wolf ist eigentlich ein scheues Tier“, weiß der Experte. Wer gezielt mit der Kamera auf Wolfssuche gehe, muss nämlich Geduld haben: „Manche sehen ein ganzes Jahr nichts von dem Tier, höchstens Spuren, die er hinterlässt“.

Wenn ein Wolf sich aber regelmäßig in menschlicher Nähe aufhalte, Schafsherde und andere Viehbestände reißt, dann stimme etwas nicht: „Den guten Wolf, den sieht man nicht. Das ist kein normales Verhalten für einen Wolf“. In diesen Fällen sei ein Abschuss möglicherweise sinnvoll. Grundsätzlich begrüßt der Wolfsberater aber eine Rückkehr des Raubtieres: „Der Wolf ist ja eine heimische Tierart, erst der Mensch hat ihn ja ausgerottet, weil er ihn als Nahrungskonkurrenz ausschalten wollte“.

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Raubtier erobert sich Lebensraum zurück

Ähnlich sei es auch den Braunbären ergangen. Seit dem Jahr 2000 erobert sich der Wolf seinen Lebensraum allmählich wieder zurück. Mittlerweile gibt es 158 Rudel in Deutschland, die sich nach langer Wanderschaft mit besonderer Vorliebe in waldreichen Gebieten niederlassen. Während in Niedersachsen 35 Rudel gezählt wurden, sind es in NRW nur zwei. Um den Hochsauerlandkreis macht der Wolf allerdings einen großen Bogen. Die letzte Sichtung war 2020 in Meschede, drei Jahre davor wurde ein Wolf in Brilon gesichtet: „Ich weiß zwar nicht, warum der Wolf sich bei uns nicht so wohl fühlt, ich habe aber auch nichts dagegen, wenn er zunächst fernbleibt“, sagt Werner Schubert, der auch die Biologische Station leitet. Denn wenn der Wolf erstmal da sei, dann sei damit auch Präventionsarbeit verbunden: „Es muss ja verhindert werden, dass der Wolf ganze Herden auseinanderreißt“, erklärt der Wolfsberater.

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Landesamt muss Sichtung bestätigen

Dafür werden teilweise schon jetzt elektrische Wolfsschutz-Zäune angelegt, die einen Übergriff verhindern sollen. Sollte ein Wolf im Gebiet von Werner Schubert gesichtet werden, dann schlägt die Stunde des 64-jährigen: „Wir untersuchen die Stelle, nehmen Proben und schicken diese dann an das Landesamt für Natur, Umwelt und Verbraucherschutz Nordrhein-Westfalen in Recklinghausen. Erst das Amt könne bestätigen, ob es sich wirklich um einen Wolf handele, deswegen könne er vor Ort noch keine Auskunft darüber erteilen, sagt Schubert. Sollte der Wolf sich dauerhaft ansiedeln, dann geht die Arbeit für Schubert erst richtig los: „Wir beraten zum Beispiel Vieh-Halter, wie sie am besten damit umgehen sollen“.

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Für den absoluten Notfall stände auch ein Wolfsschutzset bereit, was aber in den letzten fünf Jahren noch nicht zum Einsatz kam. Wichtig findet Schubert, dass man den Wolf nicht verkläre: Der Wolf ist ein Raubtier und kann sowohl Menschen als auch Tieren gefährlich werden“. Wolfsromantik solle nicht aufkommen, denn die Schäden für Landwirte können hoch ausfallen. Für solche Fälle hält Schubert auch eine Entschädigung durch das Land für wünschenswert.

Landwirte sollen geschützt werden

Der Europaabgeordnete Dr. Peter Liese (CDU) hat sich deswegen mit Landwirten getroffen und formuliert eine Forderung: „Wir brauchen dringend einen besseren Schutz von Weidetieren und Landwirten. Der Wolfschutz darf nicht absolut sein.“

Peter Liese findet: „Wir brauchen in Europa und insbesondere für den ländlichen Raum klare Regeln, wie man mit den Wölfen in besiedelten Gebieten umgehen darf. Die strengen Schutzmaßnahmen haben funktioniert und die Wolfspopulation steigt jährlich um etwa ein Drittel. Mittlerweile gibt es weit über 20.000 Wölfe in Europa. Der Wolf hat in vielen Ländern keine natürlichen Feinde und die Population könnte schnell überhandnehmen. Auf diese neuen Realitäten muss die Politik reagieren.“

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Auch Liese hält eine Entschädigungsregel für notwendig: „Dort, wo es Schäden gibt, muss es angemessene Entschädigungen für Landwirte auch außerhalb des Agrarhaushalts geben. Für eine friedliche Koexistenz zwischen Wolf und Weidetieren müssen wir aber auch vorbeugende Maßnahmen finden, die über das Finanzielle hinausgehen“, so der umweltpolitische Sprecher der EVP-Fraktion.“