Winterberg. Viele Patienten äußern in der Sauerlandpraxis Zukunftsängste. Das führt zu mehr Krankmeldungen. Tim-Hennig Förster erklärt das Phänomen.

Inflation macht krank. Das bemerkt die Sauerlandpraxis in Winterberg derzeit vermehrt. Mediziner Tim-Henning Förster erklärte schon gegenüber der WP: „Aktuell haben wir es in der Tat hauptsächlich mit Infekten zu tun, aber auch zunehmend mit gesundheitlichen Problemen, die auf die angespannten Situationen durch die steigenden Preise und Unsicherheiten in der Zukunft zurückzuführen sind.“ Jetzt wird er dazu genauer.

Nennenswerte Zahl an Patienten aus der Ukraine auch in der Sauerlandpraxis

„Natürlich überrascht es nicht, dass wir auch eine nennenswerte Zahl von Patienten versorgen, die aus der Ukraine geflüchtet sind, das sind aber nicht die Patienten, die ich angesprochen habe. Vielmehr spüren wir eine Zunahme von psychosomatisch erklärbaren Erkrankungen, vermutlich durch den gestiegenen Druck am Arbeitsplatz und im sozialen Umfeld.“ Viele Patienten äußern dem Mediziner gegenüber Zukunftsängste, durch die gestiegenen Preise in Supermärkten, für die Energie, anhaltend hohe Spritkosten und viele weitere finanzielle Belastungen. „Da kann es vorkommen, dass ein Pendler sich zum Monatsende die Spritkosten nicht mehr leisten kann und sich wegen „Bauchschmerzen“ krank meldet“, so Förster.

Lesen Sie auch:Emotion 2022: Die Klick-Könige 2022 in Brilon und Winterberg

Lesen Sie auch:So reagiert die Evangelische Kirche im HSK auf Missbrauch

Generell steige der Bedarf an psychosomatischer Versorgung deutlich, bei einem nur sehr überschaubarem Angebot an Therapieplätzen. „Psychotherapeutische Plätze sind ein extrem seltenes Gut und haben mitunter extrem lange Wartezeiten, was natürlich nicht zu einer Entspannung der Situation führt.“ Der Blick in die Zukunft gebe keinen großen Grund zu Optimismus, so Förster, „der russische Angriffskrieg läuft weiter, die Coronafolgen in China werden uns in vielen Bereichen belasten, die Lebenserhaltungskosten werden nicht weniger schnell ansteigen.“ Das seien viele Gründe, die auf die Gemütslage der Menschen drücken würden.