Brilon. Viele Bürger in Brilon spüren am Mittwoch, wie der Boden vibriert und Wände wackeln. Ein Experte des Erdbebendienstes des Bundes erklärt Fakten.

Die Fachleute sprechen von einem seismischen Ereignis. Am Mittwoch, 28. Dezember, um 12.28 Uhr ist es unweit des Ortskerns von Brilonzu einer leichten Erschütterung der Erde gekommen. Das hat die Bundesanstalt für Geowissenschaften und Rohstoffe (BGR) bestätigt. Die BGR mit Sitz in Hannover ist der Erdbebendienst des Bundes und hat die sogenannte Magnitude mit einem Wert von 1,9 ermittelt. Ursache war aber kein Erdbeben, sondern eine Sprengung im Steinbruch.

Seismogramme an den Stationen des Deutschen Seismologischen Regionalnetzes (von unten nach oben) am Kahlen Asten, im Taunus, bei Göttingen und Clausthal-Zellerfeld zeigen die Ankünfte der P- und S-Wellen des Ereignisses bei Brilon. Je weiter entfernt die Station liegt, desto später erfolgt der Einsatz und desto weiter liegen die sich mit unterschiedlicher Geschwindigkeit ausbreitenden Wellenzüge auseinander. Die Uhrzeit wird hier in UTC (koordinierter Zeit) angegeben.
Seismogramme an den Stationen des Deutschen Seismologischen Regionalnetzes (von unten nach oben) am Kahlen Asten, im Taunus, bei Göttingen und Clausthal-Zellerfeld zeigen die Ankünfte der P- und S-Wellen des Ereignisses bei Brilon. Je weiter entfernt die Station liegt, desto später erfolgt der Einsatz und desto weiter liegen die sich mit unterschiedlicher Geschwindigkeit ausbreitenden Wellenzüge auseinander. Die Uhrzeit wird hier in UTC (koordinierter Zeit) angegeben. © WP | BGR Hannover

„Das seismische Ereignis war sogar in Göttingen, in Clausthal-Zellerfeld und in Ibbenbüren messbar“, sagt Dr. Ole Ross, Seismologe vom Dienst am BGR. Zuständigkeitshalber verweist er an das Geologische Landesamt in NRW, denn Erdbeben sind Ländersache. Er bestätigt aber das Ereignis als solches. Generell würden alle Sprengungen in Steinbrüchen tagesaktuell registriert und bei einer Magnitude ab 2 manuell ausgewertet.

Erdbebendienst des Bundes

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Sprengung im Steinbruch löst Erschütterung aus

Das Ereignis, welches durch eine Sprengung der Hartsteinwerke in Brilon ausgelöst wurde, konnte jedoch nicht nur von empfindlichen Sensoren festgestellt werden, auch Briloner Bürger konnten es spüren und waren verunsichert: „Der Boden vibrierte, ich hatte Gefühl als würden die Wände wackeln. Ich bin noch nie so schnell aus einem Stuhl aufgestanden und dachte zuerst, da ist einer vor die Garagenmauer gefahren“, schreibt eine Leserin.

Einmal pro Woche wird gesprengt

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Ein Mitarbeiter der Briloner Hartstein Werk GmbH bestätigte am Telefon gegenüber der WP, dass es am Mittwochmittag eine Sprengung im Steinbruch Hillbringse gegeben habe. Ungewöhnlich stark sei die Sprengung nicht gewesen. „Wenn man in der Tiefsohle sprengt, sind die Erschütterungen nicht so groß.“ Je Näher an der Oberfläche die Sprengtätigkeit stattfinde, desto stärker werde eine Erschütterung nach außen - und damit die Vibrationswelle - wahrnehmbar. Derzeit werde in dem Steinbruch etwa einmal pro Woche gesprengt. Beim Hochsauerlandkreis gab es keine Meldungen über eine Erderschütterung im Raum Brilon. Weder bei der Leitstelle in Meschede, noch bei der Feuerwehr Brilon seien Meldungen eingegangen, sagte Kreissprecher Martin Reuther.

Auch das Hessische Landesamt für Naturschutz, Umwelt und Geologie hat die Erdbewegungen registriert, kommt aber auf einen Wert von 2,3. Das liegt daran, dass aus den verschiedenen Messwerten und der Entfernung zum Ereignis ein Mittelwert errechnet wird. Das Epizentrum habe sich laut HNLUG nordwestlich von Brilon befunden. Auf dem Kahlen Asten konnte die Bundesanstalt für Geowissenschaften und Rohstoffe (BGR) die Erschütterung deutlich wahrnehmen. Dort befindet sich direkt eine Messstelle.