Brilon/Berlin. Winfried Dickel wird von Bundespräsident Frank-Walter Steinmeier ins Schloss Bellevue nach Berlin eingeladen. „Ich war überrascht“, sagt er.

Wann wird man schon mal vom Bundespräsidenten zum Essen eingeladen? Winfried Dickel aus Brilon wird diese Ehre am Dienstag, 10. Januar, zuteil. Bundespräsident Frank-Walter Steinmeier hat für jenen Tag um 10 Uhr zum Neujahrsempfang ins Schloss Bellevue eingeladen. Gemeinsam mit seiner Gattin Elke Büdenbender erwartet er rund 70 Bürgerinnen und Bürger aus allen Bundesländern, die sich um das Gemeinwohl besonders verdient gemacht haben. Außerdem sind rund 150 Repräsentanten des öffentlichen Lebens eingeladen, darunter Vertreterinnen und Vertreter aus Politik, Wirtschaft, Gewerkschaften, Kultur und Zivilgesellschaft. Im Anschluss an das Defilee der Gäste aus allen Bereichen des öffentlichen Lebens lädt der Bundespräsident die Bürgerinnen und Bürger zu einem gemeinsamen Mittagessen in den Großen Saal seines Berliner Amtssitzes ein.

Bereits mit Bundesverdienstkreuz am Bande ausgezeichnet

Aus Nordrhein-Westfalen sind gerade einmal vier Ehrengäste geladen. Eine Dortmunderin ist dabei, weil sie sich aktiv gegen die Verschmutzung der Umwelt einsetzt und einen Unverpackt-Laden gegründet hat. Aus Köln kommen zwei Frauen: die eine leitet seit fast 40 Jahren eine Pfarrbücherei und macht sich um Leseförderung verdient. Die andere kam als Geflüchtete aus Pakistan nach Deutschland und trägt als queere Trans*Aktivistin mit dem Erzählen ihrer eigenen Geschichte zur Stärkung geflüchteter Menschen in ähnlicher Lebenssituation bei.

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Und dann ist da Winfried Dickel aus Brilon. Schon 2019 wurde der pensionierte Lehrer und aktive Stadtchronist mit dem Bundesverdienstkreuz am Bande ausgezeichnet, weil er sich wie kein Zweiter um die Geschichte seiner Heimat verdient macht. Der 75-Jährige ist u.a. Vorsitzender des Heimatbundes, Vorsitzender im Stiftungsvorstand Briloner Eisenberg und Gewerke, der Bürgerstiftung Brilon und natürlich seit Jahrzehnten Herausgeber der Brilon Chronik. Erst kurz vor Weihnachten kam sein 39. Jahrbuch heraus. Untrennbar ist sein Name mit dem Museum Haus Hövener verbunden. „Ich war überrascht als vor einigen Tagen ein Schreiben vom Bundespräsidialamt mit der Einladung kam. Ich weiß nicht, wie die auf mich gekommen sind, aber ich freue mich sehr auf den Besuch in Berlin“, sagt Dickel, der gemeinsam mit seiner Frau Egilde per Zug in die Bundeshauptstadt reisen wird. Berlin kennt er von vielen Klassenfahrten; diesmal wird er nicht in einer Jugendherberge, sondern etwas vornehmer in einem noblen Haus am Kurfüstendamm mit 238 Zimmern und 40 Suiten logieren. Der Präsident hat’s gebucht – naja, vermutlich buchen lassen.

Bundespräsident Frank-Walter Steinmeier und seine Frau Elke Büdenbender werden die Gäste empfangen - darunter Winfried Dickel aus Brilon.
Bundespräsident Frank-Walter Steinmeier und seine Frau Elke Büdenbender werden die Gäste empfangen - darunter Winfried Dickel aus Brilon. © dpa | Fabian Sommer

Vorschläge aus den jeweiligen Staatskanzleien der Länder

Wer auf die Gästeliste kommt, das entscheidet das Bundespräsidialamt und beruft sich auf die Vorschläge aus den jeweiligen Staatskanzleien der Länder, erklärt der Pressereferent des Bundespräsidenten, Tobias Scheufele, auf Anfrage unserer Zeitung. Der Neujahrsempfang sei stets der Auftakt für das gesellschaftlich Leben eines jeden Jahres in Berlin. Alle Fraktionsvorsitzenden sind da, namhafte Vertreter von Verbänden, viele bekannte Gesichter. Amtsvorgänger Gustav Heinemann hat diese Tradition vor 55 Jahren aus der Taufe gehoben und seitdem trifft sich alles, was Rang und Namen hat beim Bundespräsidenten.

Am Vorabend die exklusive Schlossführung auf Bellevue

So ein Empfang unterliegt natürlich auch einem genau festgelegten Protokoll. „Wir reisen schon einen Tag vorher an, damit der Ablauf exakt besprochen werden kann. Jeder erfährt dann, wo er steht, wann er zum Präsidenten und seiner Gattin gehen darf, wo er oder sie fürs Foto zu stehen hat und wo er den Saal wieder verlässt“, hat Winfried Dickel aus dem Anschreiben erfahren. Und Tobias Scheufele ergänzt: „Wir wollen den Teilnehmern auch ein wenig das Lampenfieber nehmen. Daher auch am Vorabend die exklusive Schlossführung auf Bellevue. Am Empfang selbst nimmt nur der Ehrengast teil. Für die Begleitperson haben wir ein Berlin-Besuchsprogramm erstellt.“ Am gemeinsamen Mittagessen mit dem Bundespräsidenten und seiner Frau nehmen dann auch nur noch die 70 geladenen Bürgerinnen und Bürger teil. Auch dort, so der Sprecher, bestehe ausreichend Gelegenheit, um mit dem Staatsoberhaupt ins Gespräch zu kommen. Was es zu essen geben wird? Scheufele: „Das kann ich jetzt noch nicht sagen – es wird auf jeden Fall ein Mehrgang-Menü.“

Bereits einige Sauerländer beim Bundespräsidenten eingeladen

Dass verdiente Sauerländer Bürger zum Bundespräsidenten eingeladen werden, ist nach wie vor ein Ereignis, aber keine Ausnahme: Im Sommer 2016 wurden 20 Personen aus dem HSK zum Bürgerfest nach Berlin gebeten. Unter ihnen Heribert Knecht (Hallenberg), Heinrich Mandel und Jeannette Friedrich (Olsberg), Franz-Josef Weiffen (Westheim), Klaus Dropmann (Marsberg) sowie Hans-Georg Brinkman (Winterberg). „Das Sommerfest musste leider wegen Corona in den vergangenen Jahren ausfallen. Das wird noch viel größer mit 4500 bis 5000 Menschen gefeiert. Ich hoffe, dass es 2023 wieder stattfinden kann“, sagt Scheufele.

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Winfried Dickel freut sich sehr auf den Trip nach Berlin – auf Privatkosten werden die beiden noch zwei Tage anhängen. Berlin ist schließlich immer eine Reise wert – mit und ohne Einladung des Staatsoberhauptes.