Olsberg. Menschen mit Bipolarer Störung leben in einer extremen Gefühlswelt. Zwei Frauen haben in Olsberg eine Selbsthilfegruppe gegründet.

„Himmelhochjauchzend, zu Tode betrübt“- Lydia und Luna finden, dass das bekannte Goethe-Zitat sehr treffend die Gefühlswelt beschreibt, die Menschen mit einer Biopolaren Störung durchleben. Die beiden Frauen wissen, wie schwierig das Leben zwischen diesen Extremen für die Erkrankten, aber auch für Angehörige ist und haben deshalb in Olsberg eine Selbsthilfegruppe gegründet.

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Krankheit schleicht sich ins Leben

„Warum?“ – diese Frage quält Lydia und ihre Familie seitdem klar ist: Die Tochter leidet unter einer bipolaren Störung. Die Krankheit kommt vor zwei Jahren sehr plötzlich in den Familien-Alltag: Bis zur achten Klasse ist das Mädchen eine gute Schülerin. Dann fangen die Probleme an: Die 14-Jährige wird in der Schule gemobbt, fällt in tiefe Depressionen, kann irgendwann nicht mehr am Leben teilnehmen und verspürt eine innere Leere. Dann gibt es wieder Phasen voller Euphorie und Tatendrang. Plötzlich, von einem Tag auf den anderen, kann die Jugendliche nicht mehr laufen. Es folgen Klinikaufenthalte, Hilflosigkeit, Verzweiflung und schließlich eine Diagnose. Bis heute kann die 16-Jährige ihren Alltag nicht allein bewältigen. Doch dank Psychotherapie und dem Einsatz von Medikamenten sei die Krankheit inzwischen besser zu händeln, erzählt die Mutter.

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Immer noch ein Tabu-Thema

„Als Angehöriger fühlt man sich ohnmächtig, allein gelassen, weiß nicht, wie man seinem Kind helfen kann“, beschreibt Lydia ihre Gefühle. Die 48-Jährige möchte offen mit dem Thema umgehen, möchte, die Krankheit enttabuisieren und wünscht sich, dass auf eine Bipolare Störung genauso selbstverständlich reagiert wird, wie wenn jemand sagt, dass er an Diabetes leidet. Die neue Selbsthilfegruppe soll dazu beitragen, die Akzeptanz zu verbessern, der Krankheit ein Gesicht und Betroffenen einen geschützten Raum zu geben, in dem sie sich austauschen und gegenseitig unterstützen können, um den oft sehr schwierigen Alltag besser zu bewältigen.

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Extreme Stimmungsschwankungen

„Oft dauert es sehr lange, bis eine Bipolare Störung tatsächlich diagnostiziert wird. Das liegt auch daran, dass die Krankheit sehr unterschiedlich ausgeprägt sein kann und der Verlauf bei jedem anders ist“ erklärt Luna. Dementsprechend sei auch die Behandlung schwierig: „Was dem einen hilft, muss nicht zwangsläufig einem anderen auch helfen.“ In dem Flyer für die Selbsthilfegruppe schreiben die beiden Frauen: „Die Krankheit drückt sich durch extreme Stimmungsschwankungen aus, die weit über normale Stimmungsbilder hinausgehen und in Manie und Depression münden. Die Manie zeichnet sich durch ein extremes Hochgefühl aus, während die Depression in einen lähmenden Zustand führt. Für viele Betroffene und Angehörige sind diese extremen Stimmungsbilder schwer nachzuvollziehen und zu ertragen.“

Treffen Selbsthilfegruppe

Die Gruppe soll einen offenen Austausch ermöglichen, Rückhalt und Verständnis und einen geschützten Raum bieten. Die Treffen finden jeden 1. Mittwoch im Monat um 19 Uhr in den Räumen des DRK-Familienzentrums Assinghausen statt. Kontakt und Infos: .

Informationen über Selbsthilfegruppen gibt es auch über Arnsberger Kontakt- und Informationsstelle für Selbsthilfegruppen im HSK – kurz AKIS, Tel. 02932 201-2270.