Winterberg. Die Gynäkologie in Winterberg macht zum Jahresende zu. Warum die Praxis im Medizinischen Versorgungszentrum nun zur Schließung gezwungen ist.

Nun ist es endgültig offiziell: Die Gynäkologie im Medizinischen Versorgungszentrum (MVZ) St. Franziskus in Winterberg muss zum 31. Dezember 2022 schließen. Der Grund: kein Facharzt, beziehungsweise keine Fachärztin, ließ sich für die gynäkologische Praxis finden. Geschäftsführer Dennis Figlus erklärt: „In eineinhalb Jahren konnten wir die Stelle nicht nachbesetzen. Wir haben ja keine stationäre Gynäkologie und mit den Kliniken in Frankenberg, Korbach oder Brilon als Konkurrenz konnte ich die Facharzt-Stelle dementsprechend nicht so gut verkaufen.“

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Dr. Joachim Steller, der zusätzlich noch als Lehrkraft tätig ist, sei nur als „Zwischenlösung“ für zwei Tage die Woche eingesprungen, so Figlus. Nun werde dieser seine Tätigkeit im MVZ in Winterberg beenden. Laut Regelung der Kassenärztlichen Vereinigung dürfe ein Angestelltensitz nicht länger als sechs Monate unbesetzt bleiben. Schon im Sommer letzten Jahres stand im Raum, dass die Gynäkologie des MVZ eventuell von Rechts wegen seitens der Kassenärztlichen Vereinigung die Türen in schließen müsse.

Dennis Figlus, designierter Geschäftsführer des Winterberger St.-Franziskus-Hospitals.
Dennis Figlus, designierter Geschäftsführer des Winterberger St.-Franziskus-Hospitals. © Krankenhaus Winterberg

Viele Patientinnen betroffen

„Bereits seit dem 01. November 2022 werden keine neuen Patientinnen aufgenommen und die Bestandspatientinnen werden sukzessive auf andere Praxen mit gynäkologischem Schwerpunkt umgeleitet. Das gesamte Team des MVZ St. Franziskus ist bemüht, für jede Patientin die passende medizinische Versorgung zu finden“, heißt es in der Pressemitteilung des St. Franziskus-Hospitals. Geschäftsführer Dennis Figlus geht davon aus, dass etwa 1.000 Patientinnen betroffen seien, er könne aber leider keine genauen Zahlen nennen.

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Dass die Praxis schließen muss, ist für viele Patientinnen wahrscheinlich ein Problem, denn im Südkreis des Hochsauerlandkreises sind gynäkologische Praxen eine Rarität. Ein Umstand, der auch Dennis Figlus stört. Die Praxis im MVZ sei sehr gefragt gewesen und umso ärgerlicher sei es für ihn, dass kein Facharzt für die ausgeschrieben Stelle gefunden worden sei. Problematisch sei allgemein auch, dass niedergelassene Gynäkologinnen und Gynäkologen im Gegensatz zu Hausärztinnen und Hausärzten zeitlich drei bis vier mal mehr Zeit pro Patientin einplanen müssten.

Bisher keine Stellungnahme der KVWL

Bei der Gynäkologie in Winterberg handelte es sich um einen Teil einer Gemeinschaftspraxis innerhalb des Medizinischen Versorgungszentrums, in dem auch die Fachbereiche Kardiologie und Gastroenterologie zu finden sind. Ab dem nächsten Jahr ist es nun eine Fachabteilung weniger. Von der Kassenärztliche Vereinigung Westfalen-Lippe gab bis Redaktionsschluss zunächst keine Stellungnahme.