Hochsauerland. Es mangelt an Fachkräften - auch im Rettungswesen. 18 Stellen sind im HSK vakant. Was das für die Notfallversorgung im Sauerland bedeutet.

Der Rettungsdienst im Hochsauerlandkreis sucht Personal. Damit steht er nicht allein da. Aber wer einmal einen Blick auf das Stellenportal der Kreisverwaltung wirft, der findet seit Dezember 2017 in Dauerschleife die Suche nach Rettungssanitätern, Rettungsassistenten und Notfallsanitätern – natürlich männlich, weiblich und divers.

Zusätzlicher Personalbedarf

Allein für die Teilumsetzung seines neuen Bedarfsplanes für den Rettungsdienst im HSK besteht ein zusätzlicher Personalbedarf von 8,27 Vollzeitstellen. Und dabei ist noch nicht berücksichtigt, dass es jederzeit durch Renteneintritt, Kündigung, Fortbildung, Elternzeit oder Krankheitsausfälle zu weiteren Fluktuationen kommen kann. Mit Stand 1. September diesen Jahres waren damit insgesamt 18,02 Stellen im Bereich Notfallsanitäter, Rettungssanitäter und Rettungsassistent unbesetzt. Der Kreis dazu: „5,97 Stellen sind mit Wiederbesetzungen zu unterschiedlichen Zeitpunkten vorgeplant. Ferner verteilen sich die offenen Stellen über fast alle Rettungswachen im HSK, so dass der Rettungsdienst insgesamt weiterhin ausreichend gewährleistet ist. Personalengpässe werden durch wachen-übergreifende Krankheitsvertretungen auf freiwilliger Basis kompensiert.“

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Erster Jahrgang fertig

Personalmangel scheint in vielen Bereichen ein großes Problem zu sein. „Vor drei Jahren haben wir auf diesen Trend im Rettungsdienst reagiert und am Zentrum für Feuerschutz und Rettungswesen eine eigene Schule eingerichtet. Damit entfällt auch die lange Anreise bis nach Münster. Der erste Jahrgang der Rettungsdienstschule Hochsauerlandkreis ist jetzt fertig geworden und einen Teil der Absolventen haben wir auch übernommen. Aber nicht alle bleiben automatisch hier“, sagt Kreissprecher Martin Reuther.

13 Absolventen waren es dieses Jahr, zwei haben das Angebot ausgeschlagen, weil sie studieren wollen. Immerhin vier sind in Vollzeit eingestiegen, zwei nur teilzeitmäßig (Aufnahme eines Studiums), eine Person ist zu einem anderen Rettungsdienstanbieter abgewandert.

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Nicht nur die schönen Seiten des Lebens

Rettungskräfte erleben nicht immer die schönsten Seiten im Leben. Sie müssen schnell auf neue Situationen reagieren, wissen morgens nicht, was der Tag bringt. Neben der allgemeinen Personalnot könnte aber auch das gestiegene Anforderungsprofil für den Beruf ein möglicher Grund für die Misere auf dem Rettungsdienstsektor sein. 2013 wurde die Ausbildung von zwei Jahren (Rettungsassistent) auf drei Jahre (Notfallsanitäter) umgestellt. Die bisherigen Berufe werden nicht mehr ausgebildet, laufen also praktisch aus. Ziel ist es, dass auf jedem Rettungswagen ein Notfallsanitäter mitfährt.

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Regelmäßige Personalauswahlverfahren

Pro Quartal wird vom Hochsauerlandkreis inzwischen turnusmäßig ein Personalauswahlverfahren durchgeführt. Im Mai wurden zum Beispiel neun Bewerber/innen eingeladen. Letztlich haben nur drei mit der Qualifikation Rettungssanitäter den Termin wahrgenommen. Zwei wurden als nicht geeignet eingestuft. Ein Bewerber/eine Bewerberin erhielt ein befristetes Stellenangebot. Das wurde letztlich nicht angenommen, so dass im Ergebnis aus diesem Auswahlverfahren kein neues Einsatzpersonal gewonnen werden konnte, so der Kreis. Aus dem September-Verfahren wurden zwei Rettungssanitäter eingestellt. „Im Rettungswesen wird die Situation sehr offensichtlich. Aber die Problematik, geeignete Bewerb zu finden, haben wir in vielen Bereichen der Verwaltung. Manche erscheinen einfach nicht zum Bewerbungsgespräch - ohne sich abzumelden“, so Reuther.

Voraussetzungen

Einstellungsvoraussetzungen für die Ausbildung zum Notfallsanitäter sind die Fachoberschulreife oder ein Hauptschulabschluss mit einer erfolgreich abgeschlossenen mindestens zweijährigen Berufsausbildung. Außerdem sollten Bewerber körperlich und gesundheitlich für den Beruf geeignet sein. Mitbringen sollte man u.a. Interesse an medizinischen Abläufen, Einfühlungsvermögen, Teamfähigkeit und soziale Kompetenz sowie die Bereitschaft, auch in brenzligen Situationen Verantwortung zu übernehmen.

Im Rahmen der Ausbildung müssen die Schüler/innen an mindestens 175 realen Einsätzen teilnehmen, von denen mindestens 50 unter Beteiligung eines Notarztes erfolgen müssen.

Auswahlverfahren läuft

Für den nächsten Notfallsanitäter-Ausbildungsjahrgang (2023) läuft das Auswahlverfahren. Die Vorstellungsgespräche finden in der 45. Kalenderwoche statt. Ein schriftlicher Einstellungstest erfolgte bereits im Juni/Juli; Sporttests waren in der 40. Kalenderwoche. Ab Juni 2023 startet das neue Bewerbungsverfahren für den Notfallsanitäter-Jahrgang 2024.

Die Ausbildung beginnt im September eines Jahres und dauert drei Jahre. Die theoretische Ausbildung umfasst 1920 Stunden und im praktischen Krankenhaus-Bereich 720 Stunden (Intensiv, Aufnahme, Normalstation) sowie 1960 Stunden im praktischen Rettungsdienst.

In der Ausbildung erhalten Notfallsanitäter zurzeit folgende Vergütung: 1. Lehrjahr 1.190,69 Euro, 2. Lehrjahr 1.252,07 Euro, 3. Lehrjahr 1.353,38 € (jeweils zuzüglich eventueller Schichtzulagen). Der Rettungsdienst im HSK unterhält eine Leitstelle (Notrufannahme/Disposition) sowie neun Rettungswachen für die Notfallrettung und den Krankentransport mit rund 240 Beschäftigten.