Medebach. In Medebach entbrennt ein Konflikt um den Edeka-Standort. Inhaber-Familie des alteingesessenen Marktes gegen Konzern. Die Debatte ist emotional.
„Wir kämpfen dafür, dass Edeka in der Bachstraße und damit das Lebenswerk meiner Eltern erhalten bleibt.“ Mit einem ebenso emotionalen wie mit Zahlen hinterlegten Vortrag machte Dr. Michael Schüngel den Mitgliedern im Rat Medebach in seiner jüngsten Sitzung selbstbewusst klar, wie die Inhaber-Familie des alteingesessenen Lebensmittelmarktes zu den Neubau-Plänen des Edeka-Konzerns auf der Falkebrache steht.
In der Augustsitzung hatte Edeka-Prokurist Gregor Muth seine Pläne vorgestellt, jetzt hatte die Familie Schüngel als Eigentümer des Standortes in der Bachstraße das Wort.
Gerüchte, die im Ort seit Jahren rund um das Thema kursieren
Die zahlreichen Gerüchte, die im Ort seit Jahren rund um das Thema kursierten und dabei insbesondere die Aussage, dass Edeka Medebach verlassen würde, wenn es nicht zu einem Neubau auf der Falkebrache käme, hätten seinen Eltern Beatrix und Manfred Schüngel sehr zu schaffen gemacht, erklärte Dr. Michael Schüngel. Der Markt in der Bachstraße werde aktuell von der Edeka Handelsgesellschaft Hessenring mbH beliefert, die auch die Neubau-Pläne vorantreibe und das Gelände der Falkebrache gekauft habe. Für den Fall, dass diese GmbH sich tatsächlich aus Medebach zurückziehen sollte, gebe es jedoch die Möglichkeit, von anderen regionalen Edeka-Gesellschaften beliefert zu werden, z.B. Rhein-Ruhr, mit der man bis vor einigen Jahren zusammengearbeitet habe: „Das Argument, dass Edeka sich aus Medebach zurückziehen würde, wäre bei den Umsatz-Zahlen kaufmännischer Schwachsinn.“
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Kündigung des Mietvertrages mit Edeka als „Kriegserklärung“ zu werten
Die Kündigung des Mietvertrages mit Edeka seitens der Familie Schüngel sei nicht als „Kriegserklärung“ zu werten, sondern habe das Ziel, die Zukunft des Lebensmittelmarktes am Standort Bachstraße aktiv mitzugestalten. Edeka habe dabei von dem vertraglichen Recht Gebrauch gemacht, das Mietverhältnis zweimal um je fünf Jahre zu verlängern, so dass der Markt in der Bachstraße bis 2028 Bestand habe. Der jetzige Markt sei trotz des momentan noch veralteten Erscheinungsbildes von der Fläche her größer und erwirtschafte höhere Umsätze als der Edeka-Durchschnitt, betonte Dr. Schüngel mit Zahlen aus Marktstudien des Lebensmitteleinzelhandels. Zudem habe Medebach im Vergleich mit dem Bundesdurchschnitt eine unterdurchschnittliche Kaufkraft bei einem Überangebot an Verkaufsfläche, die sich durch einen Neubau noch erhöhen würde. Entgegen den Ergebnissen des Einzelhandelsgutachtens, das von der Stadt Medebach in Auftrag gegeben wurde und einen weiteren Bedarf von 1.900 Quadratmetern Verkaufsfläche ermittelt hatte (wir berichteten), sei der Bedarf im Stadtgebiet seiner Meinung nach mit den vier bereits vorhandenen Märkten gedeckt.
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Dr. Schüngel stellte Pläne vor, wie der bislang 1.200 Quadratmeter große Markt in der Bachstraße erweitert und nach ästhetischen und energetischen Aspekten modernisiert werden könnte. Insgesamt sei eine Vergrößerung von 450 Quadratmetern machbar.
Vorhandene Strukturen nutzen und darauf aufbauen
Durch einen diagonalen Anbau, der den aktuellen Getränke- mit dem Lebensmittelbereich verbinden würde, könne man zusätzliche Fläche schaffen und die Anlieferungssituation verbessern. Für den Getränkemarkt gebe es die Option, zusätzlich die ehemaligen Schlecker-Räumlichkeiten in der Nähe zu nutzen. Eventuell bestünde auch noch die Möglichkeit, ein Grundstück im hinteren Bereich des Marktes am Südwall zur Fläche hinzuzunehmen: „Wir möchten vorhandene Strukturen nutzen und darauf aufbauen und nicht alles in die Tonne schmeißen“, so Schüngel. In der Bachstraße seien die Anwohner an den Betrieb durch den Markt gewöhnt, auf der Falkebrache dagegen gebe es Widerstand, nicht zuletzt wegen der unmittelbar benachbarten Hansegrundschule.
Großer Wunsch der Familie Schüngel sei es, das ausgewogene Lebensmittelversorgungskonzept, bei dem die Stadt Medebach in den vergangenen Jahren sehr viel richtig gemacht habe, weiter zu entwickeln und die bestehenden Wohnquartiere zu erhalten, zu festigen und auszubauen mit dem Ziel „Einkaufen bei Schüngels auch nach 2028“.