Brilon. Die Michaeliskirmes ist fast vorbei - und die Stadt Brilon zieht Bilanz. Im Angesicht der Energiekrise finden die Schausteller deutliche Worte.

„War ja richtig viel los, ‘ne?“, heißt es an dem einen Tisch. „Ja, abends sowieso“, am anderen. Die Stimmung am Briloner Kirmesmontag im Hotel Rech ist gut. Außerordentlich. Und irgendwie gelöst. Die 66. Michaeliskirmes ist fast vorbei und wie jedes Mal treffen sich die Akteure der Kirmes zur Rückschau mit Mettbrötchen und Suppe. Jeder will etwas zur Kirmes loswerden. Was sagt...

… der Bürgermeister

Dankeschön, das sagt Christof Bartsch vorweg. Eine Kirmes sei eine hoch komplexe Aufgabe und nicht immer so leicht zu händeln. Man sei „mit Spannungen in diese Tage gegangen“, gerade im Angesicht der Energiekrise und der langen Pause, die Pandemiebedingt vorausgegangen war. „Wir wussten nicht wie die Kirmes angenommen wird. Wie locker das Geld noch sitzt. Ich war aber positiv überrascht“, so Bartsch. „Man hat gemerkt, dass die Menschen Kirmes wollten.“ Er selbst ist Freitagabend und Samstagnachmittag auf der Kirmes unterwegs gewesen. „Und für einen Samstagnachmittag, der ja normalerweise nicht immer ganz voll ist, war es sehr gut besucht“, resümiert er.

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… der Schausteller

Das Fazit der Schausteller ist gut. Man merke, dass die Bürgerinnen und Bürger die Kirmes mit all ihren Buden und Fahrgeschäften vermisst hätten. Die Schausteller richten allerdings einen Appell an die Veranstalter: „Wir haben eine ungewisse Zeit hinter uns mit Verboten und Maßnahmen und egal wie gut die Veranstaltungen besucht sind, wir konnten diese Zeit noch nicht kompensieren. Es ist also wichtig, dass Veranstalter nicht wieder anfangen, die Kirmes einzuschränken oder abzusagen.“ Damit spielen die Schausteller auch auf die drohende Energieknappheit an. „Verfallen sie nicht in Aktionismus, die Menschen brauchen diese Zerstreuung.“

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… der Einzelhändler

Christian Leiße, Vorsitzender von Prima Brilon, wendet sich mit seiner Antwort direkt an die Schausteller-Vertreter: „Keine Sorge, Brilon hat Eier“, sagt er und erntet lautes Lachen. Etwas ernster fügt er hinzu: „Wir haben keine Angst davor, diese Veranstaltungen durchzuführen und auch eine tolle politische Rückendeckung. Veranstaltungen wie die Kirmes sind in Zeiten der Energiekrise auch etwas wie Psychohygiene und man kann dem Volk eine Kirmes gönnen.“ Den Ablauf der Veranstaltung lobt er, wünscht sich in den Tagen vor Beginn allerdings etwas weniger Einschränkungen beim Parken in der Innenstadt. „An diesen Tagen kommt niemand mehr in die Stadt und für uns Händler wird die Kirmes trotz Verkaufsoffenem Sonntag zum Nullsummenspiel.“ Dennoch: „Die Kirmes ist eine Reklame für unsere Stadt und die Schausteller haben sie kompetent repräsentiert. Wir freuen uns auf nächstes Jahr.“

… die Organisatoren

Florian Hohmann, Marktmeister in Brilon, bestätigt den Eindruck, dass nicht nur einige Buden, sondern auch ein großes Fahrgeschäft gefehlt hat. „Es gab Absagen, teils ein bis zwei Wochen vorher. Uns haben fünf bis sechs Reihengeschäfte und damit 30 bis 40 Frontmeter gefehlt.“ Die Gründe seien vielschichtig. Vor allem Personalmangel mache den Schaustellern zu schaffen. „Dann müssen die Schausteller eben absagen und wir haben keine Zeit mehr, das zu kompensieren“, so Hohmann. Normalerweise würden Verträge für die Kirmes im Januar abgeschlossen, kurzfristige Ausfälle sind kaum zu ersetzen. „Die Schausteller haben aber toll zusammengearbeitet und Lösungen gesucht“, so Hohmann.

… Die Polizei

Die Beamten ziehen ein positives Fazit der Kirmes. Man sei etwas neugierig gewesen, wie die Veranstaltung nach so langer Zeit laufe, aber es sei sehr ruhig gewesen. Sieben Körperverletzungen habe es gegeben, zwei gefährliche Körperverletzungen, zwei vermisste Kinder die nach nur kurzer Zeit ihrer Mutter übergeben werden konnten. Es sei zudem eine gute Idee gewesen, den Salitosstand an einen anderen Ort zu platzieren, so habe es hinter dem Rathaus kein Gedränge mehr gegeben.

… die Sanitäter

Das DRK meldet keine besonderen Vorkommnisse und nichts außergewöhnliches. Auf den K.O.-Tropfen-Vorfall könnten sie nicht genauer eingehen.

… die Feuerwehr

Einen Einsatz hat es gegeben, in der Nacht von Samstag auf Sonntag. Man sei allerdings gut durch das Kirmestreiben gekommen, wie es seitens der Feuerwehr heißt.

… die RLG

Hauke Möller von der RLG spricht von 1050 Fahrgästen – zu wenig, wie er findet. „Wir müssen da noch einmal in die Manöverkritik gehen und schauen, was da besser laufen muss.“