Hochsauerland. Schäden für Wohnung, Gebäude oder Gesundheit: Ein Energieberater sagt, was man beim Sparen in der Energiekrise jetzt auf keinen Fall machen darf.

Wie kann ich zu Hause möglichst viel Energiesparen? Diese Frage treibt angesichts der rasant steigenden Energiepreise und des bevorstehenden Winters Hausbesitzer und Mieter gleichermaßen um. Doch wie weit kann ich beim Sparen gehen, ohne dass Schäden für Wohnung, Gebäude oder Gesundheit die Folge sind? Carsten Peters, Energieberater der Verbraucherzentrale in Arnsberg, erklärt, worauf man beim Energiesparen achten muss.

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Dipl.-Ing. Carsten Peters, Energieberater, Verbraucherzentrale in Arnsberg.
Dipl.-Ing. Carsten Peters, Energieberater, Verbraucherzentrale in Arnsberg. © Verbraucherzentrale

Die Heizung einfach auf Sternchen stellen?

„Nacht oder wenn ich tagsüber nicht da bin, stelle ich die Heizung grundsätzlich auf Sternchen“, das hört Carsten Peters immer wieder. Seine Antwort: „Das ist keine gute Idee.“ Denn: Die Heizung auf Sternchen zu stellen, sei zwar auf jeden Fall sinnvoll, um zu verhindern, dass die Heizung einfriere, aber man müsse damit rechnen, dass die Räume bei dieser Einstellung im Winter viel zu sehr auskühlen. Er erklärt: „Wenn die Raumtemperatur dann auf sieben oder acht Grad sinkt, dann kühlen die Wände und auch die Möbel stark aus. Und bis ich das dann wieder auf 20 oder 21 Grad erwärmt habe, so dass ich mich in den Räumen aufhalten kann, das dauert und kostet Energie.“ Und wenn in diesen ausgekühlten Räumen dann jemand kocht oder duscht, dann kondensiere das Wasser, da die kalte Luft die Feuchtigkeit nicht aufnehmen könne – ideale Bedingungen für Schimmel. Bedenken sollte man, dass auch in Handtüchern und auf den Fliesen Feuchtigkeit sei, die auch durch Lüften nicht vollständig verschwinde. Da nur warme Luft Feuchtigkeit aufnehmen könnte, sei es wichtig, auf eine gewisse Dauertemperatur in den Räumen zu achten.

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Die Raumtemperatur grundsätzlich deutlich runterfahren?

Carsten Peters empfiehlt: Wenn man sich im Bad aufhält, können dort ruhig 24 Grad sein, ansonsten reichen 19 bis 20 Grad. In allen anderen Wohnräumen, in denen man sich nicht aktuell aufhalte, seien mindestens 15 bis 16 Grad ratsam, um Schimmelbildung zu vermeiden. Außerdem sei das eine Temperatur, die man schneller wieder wärmer bekomme, wenn man sich in einem Zimmer länger aufhalten möchte. Auch Räume, die man nur selten nutzt, also zum Beispiel Gästezimmer oder Zimmer der Kinder, die woanders studieren, sollte man nicht zu stark auskühlen lassen, warnt der Verbraucherberater aus Arnsberg. Oft sei es auch so, dass Wärme und Feuchtigkeit aus angrenzenden Räumen in das kühle Zimmer hineinziehen und dann an der dann besonders kalten Außenwand kondensieren. Schimmel- und Feuchteschäden sind die Folge. Sein Tipp: Auch wenn man in Urlaub fährt, die Heizung mindestens auf 1 stehen lassen und vorher gut lüften, damit keine Feuchtigkeit mehr in Haus oder Wohnung ist.

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Mit Hilfe eines Hygrometers lässt sich die Raumtemperatur bestimmen.
Mit Hilfe eines Hygrometers lässt sich die Raumtemperatur bestimmen. © Ingo Otto / Funke Foto Services | Ingo Otto

Weniger Lüften und dadurch Energie sparen?

„Das ist Sparen am falschen Ende“, so die Einschätzung des Energieberaters. Je feuchter die Luft sei, desto mehr Energie sei nötig, um sie warm zu halten. Mal ganz abgesehen von der bereits erwähnten Gefahr der Schimmelbildung. Mindestens dreimal täglich maximal sechs bis acht Minuten lüften, das sei im Schnitt das richtige Maß. „Es geht darum, richtig zu lüften. Regelmäßiger Luftaustausch muss sein. Aber Vorsicht: Zu langes Lüften kühlt die Räume wiederum stark aus. “ Lüften sei für die Regulierung der Luftfeuchtigkeit immens wichtig, um Schimmelbildung zu vermeiden. Sein Rat: Mit Hilfe eines Hygrometers kann man schnell erkennen, ob die Luftfeuchtigkeit zu hoch ist. Bei 40 bis 60 Prozent ist es behaglich und unbedenklich, steigt die Luftfeuchtigkeit auf mehr als 60 Prozent, sollte man unbedingt lüften. Bei Außen-Temperaturen unter 5°C ist in älteren, ungedämmten Gebäuden ist häufig eine Raumluftfeuchtigkeit unter 50 Prozent notwendig, um Schimmelpilzbildung zu vermeiden.

Wenn ich in die kalte Wohnung komme, die Heizung volle Pulle anstellen?

„Das ist völliger Quatsch. Es geht nicht schneller als bei drei, aber es besteht die Gefahr, dass ich mehr Energie verbrauche als nötig. Denn bei 5 schließt das Heizungsventil erst, wenn ich ca. 28 Grad erreicht habe, 3 reicht völlig, um auf 20 Grad zu kommen, 4 um 24 Grad zu erreichen“, sagt Carsten Peters. Oft sei es auch sehr hilfreich, die Heizung mit einem elektronischen Thermostatknopf auszustatten, so dass ich je nach Tageszeit, die Temperatur voreinstellen kann. „Dann kann man vorher genau ausloten, was sinnvoll ist und muss nicht ständig daran denken, die Heizung zu regulieren.“Auf den Wäschetrockner verzichten?Das sei grundsätzlich erstmal eine gute Idee, um Energie zu sparen, so Carsten Peters. Doch sinnvoll sei das wirklich nur, wenn man den Balkon oder einen Wäschekeller zum Aufhängen zur Verfügung habe. „Man sollte auf keinen Fall auf die Idee kommen, die Wäsche in der Wohnung aufzuhängen. Das erhöht die Luftfeuchtigkeit unverhältnismäßig.“ Kontraproduktiv sei es auch, Kleidung auf der Heizung dem Heizkörper zu trocknen. Durch die Abdeckung werde die Heizleistung gesenkt. Wenn man keine gute Trockenmöglichkeiten hat, dann sollte man besser einen Trockner nutzen und beim Kauf auf ein möglichst effizientes Gerät setzen. Zu empfehlen seien Wärmepumpentrockner, auch wenn sie in der Anschaffung etwas teurer seien.

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Die Temperatur am Warmwasserspeicher runtersetzen?

Sicher eine Möglichkeit, um Energie zu sparen, so die Einschätzung von Carsten Peters. Allerdings sollte man das aus gesundheitlichen Gründen nicht übertreiben. „55 Grad sind okay. Darunter wäre ich vorsichtig, denn es besteht die Gefahr durch Legionellen, die schlimme gesundheitliche Folgen haben können“, so der Verbraucherschützer. „Wenn die Gesundheit gefährdet ist, ist das wirklich sparen am falschen Ende.“ Auf jeden Fall sei es sinnvoll, den Heizungsbauer zu der Thematik zu befragen. Beim Warmwasser lässt sich leichter mit Energiesparduschköpfen sparen. Diese Duschköpfe haben einen geringeren Wasserdurchfluss und durch Beimischung von etwas Luft ist das kaum spürbar.

Weitere Infos und Tipps gibt es in einem Youtube-Video der Verbraucherzentrale NRW. Die Dipl.-Ing. Architektin und Energie-Referentin Rita-Maria Jünnemann erklärt, wie man sparsam heizen kann, ohne dass es zu Schimmelbildung kommt.