Hochsauerland. Die Freibadsaison im Sauerland endet. Was passiert eigentlich mit dem vielen Millionen Litern Wasser? Kann damit die Dürre bekämpft werden?

Bäume lechzen nach Wasser, Sträucher lassen die Köpfe hängen, Blumen sind vielfach verdorrt. Die anhaltende Trockenheit fordert ihren Tribut. Manche Städte kommen daher auf die Idee, zum Ende der Freibadsaison der Natur etwas Gutes zu tun. Weil in Münster ein Hallenbad ohnehin ausgebessert werden muss, können dort 500.00 Liter Wasser abgepumpt werden, um öffentliche Bäume zu wässern. Auch in Nürnberg wird das Wasser aus drei Hallenbädern abgelassen, um den Durst der Natur zu löschen. Wäre das nicht auch mit dem Wasser aus unseren Freibädern denkbar? Was passiert eigentlich damit, wenn die Saison zu Ende ist?

Da das Chlor aus dem Wasser schnell verfliegt, wäre es durchaus möglich, Bäume mit Freibadwasser zu  gießen. Aber die Gefahr von Frostschäden ist zu groß. Daher muss das Wasser in den Becken bleiben.
Da das Chlor aus dem Wasser schnell verfliegt, wäre es durchaus möglich, Bäume mit Freibadwasser zu gießen. Aber die Gefahr von Frostschäden ist zu groß. Daher muss das Wasser in den Becken bleiben. © dpa | Julian Stratenschulte

„Wir lassen über Winter 80 Prozent des Wassers in den Becken um sie vor Auftrieb und die Fliesen vor weitere Schäden zu bewahren“, sagt Rüdiger Sürig. Er ist Vorsitzender des Freibad-Fördervereins Badcelona in Alme. Dadurch bekommt die Natur zwar jetzt keinen kühlen Schluck, aber: „Die Entleerung der Becken erfolgt im Frühjahr vor der Reinigung. Und dann wird das Wasser über die große Liegewiese verrieselt und dem Grundwasser wieder zurückgeführt.“ Um weitere Fliesenschäden am Beckenkopf zu vermeiden, packen die Almer die Becken a la Christo mit Planen zu.

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Angst vor Frostschäden an den Fliesen

Auch das Freibad des AquaOlsberg bleibt im Winter gefüllt. „Ohne Wasser würden die Fliesenbeläge durch Frost zerstört“, teilt Sprecherin Angelika Beuter-Sielemann auf Nachfrage mit. Nach der Wintersaison werde das Freibadwasser durch ein Institut beprobt. Mit diesem Ergebnis erfolge eine Freigabe durch den Ruhrwasserverband. „Danach darf das AquaOlsberg das Wasser in die Ruhr einleiten.“

Hallenbergs Bürgermeister Enrico Eppner findet die Vorgehensweise aus Münster und Nürnberg sehr gut. „Bei uns ist das jedoch so nicht umsetzbar.“ Das Wasser im Naturbad Hallenberg wird ebenfalls aus Frostschutzgründen nicht abgelassen. Eppner: „Da es ungechlort ist, wäre es uneingeschränkt für die Bewässerung von Pflanzen nutzbar. Im Bereich der Stadt Hallenberg legen wir jedoch ohnehin unseren Fokus auf öffentliche Bepflanzung, die kllimaresistent ist. Somit beschränkt sich unsere Bewässerung auf ein minimales Maß von Blumenbepflanzungen zum Beispiel an touristischen Plätzen.“

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Für das Waldfreibad in Gudenhagen teilt die Stadt Brilon auf Anfrage mit: „Im Grundsatz bleibt das Wasser im Becken, um Frostschäden in der kalten Jahreszeit zu reduzieren. Generell wäre aber auch eine Nutzung wie in Nürnberg oder Münster denkbar.“ Immerhin sprechen wir hier von einem der größten Becken mit einem Fassungsvermögen von 11.500 Kubik. Zum Vergleich: in eine Badewanne passen etwa 150 Liter Wasser. Das wären 76.000 Badewannen voll.

Möglichkeit für Landwirte

Aus Sorge vor Frostschäden bleiben auch in Siedlinghausen die 750.000 Liter im Becken. „Rund um den Rand werden Eisbrecher gelegt, das sind Bojen, die den Beckenrand schützen sollen“, erklärt Jochen Susewind, Vorsitzender des Bädervereins. Von der Idee aus Münster bzw. Nürnberg hat er auch schon gehört. „Generell eine gute Sache. Im Frühjahr muss das Wasser abgelassen werden und wird dann mit dem Inhalt des Hallenbades wieder befüllt. Das Hallenbad-Wasser reicht für ein Viertel der für das Freibad benötigten Menge.“ Sollte aber zum Beispiel ein Landwirt im Frühjahr Interesse haben, das „überwinterte“ Freibadwasser auf seine Kosten abzupumpen, hätte Susewind nichts dagegen.

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Das Außenbecken am Oversum in Winterberg wurde bis dato auch im Winter betrieben. Sprecherin Rabea Kappen: „Aber auch bei Stilllegung des Außenbeckes müsste das Wasser im Becken bleiben, da sonst Schäden an den Fliesen entstehen würden. „Als Schutz des Beckenkopfes würden dann noch schwimmende Eispolster eingebracht. In Winterberg wird aktuell überlegt, ob das Außenbecken im Winter aufgrund der Energiesparmaßnahmen geöffnet bleiben kann.

Das Siedlinghauser Freibad schließt übrigens am 11. September. „Hundeschwimmen“ zum Finale, bei dem die Vierbeiner das Siedlinghauser Becken vor einigen Jahren ganz für sich hatten, gibt es übrigens nicht mehr. „Dafür ist die moderne Filtertechnik zu anfällig.“ Dann müsste Fiffi vermutlich einen Ganzkörper-Badeanzug tragen...