Obermarsberg. Die neue Sonderausstellung der Stadt Marsberg stellt kuriose Fragen: Was hat Kaiser Karl am liebsten gegessen oder was waren seine Hobbys?

Der Gesichtsabdruck von Kaiser Karl in Stein gehauen hat über die Jahrhunderte im Chorraum der Nikolaikirche seinen Platz. Einen Abdruck davon ließ das LWL-Museumsamt vor Jahren anfertigen. Jetzt ist das etwa ein Meter große Gesicht des großen Kaisers im Eingangsbereich der Ausstellung ihm zu Ehren zu sehen. Zeittafeln mit Handmalereien erzählten von seinem Leben: Vom Hofverwalter zum König, Aufstieg der Karolingerfamilie.

Vor 1250 Jahren eroberte Kaiser Karl die Eresburg. Das ist den Oberstädtern ein ganzes Festjahr mit vielfältigen Veranstaltungen wert. Eine davon: die Sonderausstellung „Mit Schwert und Kreuz - Karl der Große - Sachsen und die Eresburg“.

Lesen Sie auch: Wettkampf in Marsberg: Christian Raue ist Stadtschützenkönig

Mit vielen Gästen eröffnete Museumsleiter Heiner Duppelfeld am Freitagabend im Innenhof des Museums der Stadt Marsberg in der ehemaligen Grundschule Obermarsberg die Ausstellung. Eine andere Wandtafel erzählt vom Leben des Kaisers im Sattel. Darunter hat das Ausstellungsteam einen typischen Bohlenweg aufgebaut, wie er auch in der Karolingerzeit bestand. Während die Besucher den Bohlenweg bestaunen, ertönt aus dem Audioplayer leise und verhalten Pferdegetrappel und -gewieher.

Zwei Jahren Vorbereitungszeit

Zwei Jahre Vorbereitungszeit stecke hinter der Sonderausstellung, bedankte sich Heiner Duppelfeld in seiner Eröffnungsrede bei den ehrenamtlichen Unterstützern, die beim Aufbau der Vitrinen anpackten, die Texte verfassten und Korrektur lasen oder die Exponate aus ganz Deutschland holten.

Unter den vielen Gästen begrüßte er auch Vertreterinnen der Kaiserpfalz Paderborn, Vertreter des Sauerländer Heimatbundes, der Museumslandschaft, der Kirchen, der Sponsoren, die Schulleitungen und der Museen aus Arnsberg, Brilon, Dalheim und Geopark Grenzwelten.

Bürgermeister Thomas Schröder betonte in seinem Grußwort, dass „unser gelungenes Museum der Stadt,

Den Abdruck des Gesichts Karl des Großen  ist im Eingangsbereich der Sonderausstellung zu sehen.
Den Abdruck des Gesichts Karl des Großen  ist im Eingangsbereich der Sonderausstellung zu sehen. © Christine Zeitler | Christine Zeitler

der passende Ort für diese Sonderausstellung ist“, die sich wissenschaftlich fundiert mit der wechselvollen Geschichte Marsbergs auseinandersetze.

„Hier steckt richtig viel Arbeit hinter, stellt sie doch auch ein Stück europäische Geschichte dar“, fand der heimische Bundestagsabgeordnete Dirk Wiese als Schirmherr auch des historischen Marktes am 1. Septemberwochenende.

Lesen Sie auch: HSK: Beim Heiraten hat sich was verändert

Die Ausstellung solle vor allem zeigen, was für ein Mensch Karl der Große war und was uns heute noch mit ihm verbinde, führte Heiner Duppelfeld mit seinem Vortrag in die Ausstellung ein. Die Besucher erfahren beispielsweise, dass der große Kaiser am liebsten einen Braten aß, dass er Speise und Trank nur mäßig zu sich nahm, dass er gut reden konnte, an der Astronomie interessiert war, aber nur schlecht schreiben konnte und von großer Frömmigkeit war.

Biografie von Einhard

All das hat Heiner Duppelfeld aus der Biografie von Einhard entnommen. Er gehörte dem Gelehrtenkreis um den großen Kaiser an. „Aber längst nicht alles war gut, was er tat“, führte Duppelfeld auch kritische Worte an, wie die 30 Jahre dauernden Sachsenkriege mit Missionierung der Sachsen. Letztendlich sei die Zeit aber ein Schlüsselepoche der europäischen Geschichte mit Verbreitung des Christentums.

Dr. Ulrike Gilhaus, Leiterin des LWL-Museumsamtes Westfalen, ging spontan zum Rednerpult. Seit 2019 hat das Museumsamt engen Kontakt mit dem Museum der Stadt Marsberg. Das Museum hatte sich um Förderung zur Neuausrichtung beworben und ist einer von zwei Preisträgern.

Lesen Sie auch:Blutroter Drakenblut-Whisky aus Marsberg mit Rauch-Aromen

Über die Ausstellung

Im Jahre 772 eroberte Karl der Große die Festung der Sachsen auf dem Eresberg, dem heutigen Obermarsberg und zerstörte die Irminsul, das Nationalheiligtum der Sachsen. Wenige Jahre später ließ er dort eine steinerne Basilika und das Benediktinerkloster errichten.

Dieses Ereignis war der Startschuss für die Christianisierung und einen umfassenden Kulturwandel unserer Region. Dieser karolingische Siedlungsansatz entwickelte sich im 13. Jahrhundert zu einer Stadt.

Die Sonderausstellung ist bis Sonntag, 18. Dezember, im Museum der Stadt Marsberg in Obermarsberg zu sehen. Eine Gruppe von Historiker/innen hat die Ausstellung unter Leitung des Museums der Stadt Marsberg konzipiert.

Sie ist geöffnet sonntags, montags und dienstags jeweils von 14 Uhr bis 17 Uhr. Begleitend zur Ausstellung werden Vorträge und museumspädagogische Programme angeboten. Gruppen können auch außerhalb dieser Zeiten Führungen buchen. Das Anmeldeformular kann auf der Seite www.museum-der-stadt-marsberg.de heruntergeladen werden.

„Hier herrscht unglaublich viel Engagement und viel Wissen um die heimische Geschichte vor“, sprach sie dem Museumsteam „Respekt und Dank aus, mit relativ beschiedenen Mitteln in so kurzer Zeit eine solche Ausstellung auf die Beine gestellt zu haben.“ Das Museum sei es wert, weiter ausgebaut zu werden.

Im Ausstellungsraum ist das Modell der Kaiserpfalz Paderborn zu sehen, in Glasvitrinen alte Getreidesorten, die zur Zeit Karls des Großen angebaut wurden, wie Einkorn oder Hirse. Aus dem Stadtmuseum Paderborn sind die Bronzestatuetten von Karl dem Großen und Papst Leo III. unter Glas ausgestellt. In weiteren Vitrinen Sax-Schwerter, Spatha-Schwerter und Steigbügel. Die hölzerne Irminsul kommt aus Privatbesitz in Enger.