Züschen. Züschen versucht den Spagat: In direkter Nähe zur touristischen Hochburg Winterberg will der Ortsteil als Dorf mit Herz seinen Charme bewahren.

Tourismus wird heutzutage immer wichtiger und das auch vor allem in den Dörfern. Doch wie kann man es als Dorf mit unter 2000 Einwohnern schaffen, sowohl für Touristen als auch für Einheimische attraktiv zu wirken? Wie schafft man eine Balance zwischen beiden Gruppen? Beispiel Züschen!

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Einige Schließungen

In der Vergangenheit gab es aufgrund des demografischen Wandels und damit verbundener, sinkender Einwohnerzahlen schon einige ungewollte Schließungen. „Pro Jahrgang hatten wir leider nur noch fünf bis sechs Kinder im Grundschulalter. Man braucht aber mindestens 43 Kinder, um eine Grundschule weiterführen zu können. Da wir nur noch 24 Kinder hatten, hat die Bezirksregierung die Schließung gefordert“, sagt Ortsvorsteher Joachim Reuter.

Joachim Reuter, Züschen
Joachim Reuter, Züschen © WP | Helena Pesch

Viele ziehen erst jetzt wieder zu oder neu in den Winterberger Ortsteil. Der Kindergarten bleibe aber definitiv bestehen, so Reuter. Mit 65 Kindern sei er aktuell sogar voll. Vergangenes Jahr wurden 100.000 Euro in die Einrichtung investiert und auch 2022 soll dieser wieder genauso stark unterstützt werden. „Allein im vorherigen Jahr sind schon 20 Kinder geboren“, sagt Reuter. Dieser Trend komme leider zu spät für die Grundschule, die seit längerem verkauft ist und zu Miet- und Ferienwohnungen umgebaut wurde..

Mietwohnungen schaffen

Als Dorf direkt neben einer von Tourismus geprägten Stadt wie Winterberg zu liegen, sei für Ferienwohnungsbesitzer ein wirklich gutes Geschäft, erklärt der Ortsvorsteher. Jedoch versuche man parallel dazu mehr Mietwohnungen zu schaffen und den Fokus von den Ferienwohnungen abzulenken. „Wir brauchen Mietwohnungen zum Wohnen und keine Ferienwohnungen.“, erklärt Reuter. Das Schaffen von neuem Bauland in Züschen habe bereits begonnen, wobei man dabei vor allem auch auf junge Familien blicke. Diese seien die Zukunft des Dorfes.

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Keine Dorfkneipe im Ort

Auf der anderen Seite sorge aber auch der Tourismus in der Winter- und in der Sommersaison für ausgebuchte Hotels und Pensionen in Züschen. Der einzige Lebensmittelladen im Dorf ziehe seinen Gewinn dadurch. Doch auch trotz des Tourismus blieb die Grundschule nicht die einzige Schließung im Dorf. In den vergangenen zehn Jahren musste ein Schreibwarengeschäft schließen, genau wie eine größere Bäckerei; eine kleinere existiert im Lebensmittelladen weiterhin. Der Trend betrifft auch Kneipen, sodass sogar die letzte im Dorf leer steht und zum Verkauf angeboten wird. Viele Züscher finden es schade, dass es keine einzige „Dorfkneipe“ mehr gibt. „Mit den Kneipen ist es eine wirklich schwierige Sache“, erklärt Ortsvorsteher Joachim Reuter. „Wir versuchen, die Schließungen natürlich weitestgehend zu verhindern. Aber wenn ein Besitzer die Kneipe zu machen will oder zu einer anderen Nutzung weiterverkauft, können wir da nichts machen. Darauf haben wir leider keinen Einfluss.“ Er selbst könne den Züschern nur empfehlen, in die Lokale zu gehen, damit es sich für die Besitzer auch lohne.

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Doch auch leerstehende Gebäude finden langsam neue Besitzer. So haben in den letzten Jahren ein Formatdesignstudio und ein Dekorationsladen in Züschen eröffnet. ,,Was demnächst zunehmen wird, sind die digitalen Arbeitsplätze”, so Reuter. ,,In Zukunft müssen wir dann dafür sorgen, dass wir überall im Dorf schnelles Internet haben, damit wir auch weitere digitale Angebote schaffen können.” Die Digitalisierung sei ein wichtiges Thema im Dorf.

Eigene Dorffunk-App

Sogar eine Dorf-App namens ,,Dorffunk” kann man sich seit neuestem auf sein digitales Gerät herunterladen und sich so schnell über die neuesten Aktionen in Züschen informieren. Denn nicht nur für die Touristen, auch für die Züscher selbst soll vieles in Zukunft erneuert und gebaut werden.

Der Bau einer Sommerrodelbahn auf dem Homberg sei in Planung, genau wie die Erneuerung der drei Spielplätze in Züschen. ,,Letztes Jahr ist ein Spielplatz mit Hilfe einer Elterninitiative schon erneuert worden.”, erzählt Reuter weiter. Außerdem seien einige Wanderwege in Planung - unter anderem sogar ein Wanderweg zu dem Thema ,,Züschen - Das Dorf mit Herz” und auch ein Rundgang mit historischen Dorfmomenten soll bald erscheinen.

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Tourismus sei zwar einerseits ein Segen für Züschen, aber trotzdem nicht der Mittelpunkt für die Dorfentwicklung, sagt Reuter. Es seien immer noch die Züscher und deren Vereine, die das ,,Hauptdorfleben” und das Herz von Züschen ausmachten.