Brilon. Christian Leisse vom Briloner Gewerbeverein über rasant steigende Kosten, teure Preise und wieso er trotz Inflation positiv in die Zukunft blickt
Die Preissteigerung ist im Einzelhandel angekommen. Christian Leisse, Gewerbevereinsvorsitzender in Brilon und Inhaber von „Christian Leisse Herrenausstatter und Damenmoden“ bestätigt, dass sich die Preise einiger Produkte schon verteuert haben. „In Extremstfällen sind die Bezugskosten um 50 Prozent gestiegen.“ Er blickt zuversichtlich in die Zukunft des Briloner Einzelhandels, glaubt aber, dass die Inflation die Kaufkraft insbesondere im nächsten Jahr beeinflussen wird.
Kaufverhalten der Briloner von Inflation schon beeinflusst?
„Ich glaube, im Moment hat die Wetterlage mehr Einfluss auf das Kaufverhalten der Briloner, als die steigenden Preise“, sagt Christian Leisse. Langfristig werde die Rezession im privaten Konsum erst im nächsten Jahr bemerkbar werden. „Wenn im Januar 2023 die Nebenkostenabrechnung im Briefkasten ist und auch sonst Nachzahlungen drohen, dann erst wird sich das Konsumverhalten der Menschen verändern.“ Im Augenblick sei bei den Kunden in Brilon kein besonderes Sparverhalten oder irgendwelche Hemmungen zu bemerken. „Nehmen wir nur die teuren Spritpreise. Natürlich wird darüber geklagt, aber an der Fahrleistung ändert sich in der Regel nichts“, so Leisse. Die Unwägbarkeiten rund um die Entwicklung um die Wartung der Nord Stream 1 und der Gasvorräte in Deutschland machen für Christian Leisse einen Blick in die Zukunft aber schwierig. „Wir wissen doch nicht, wie wir über das Jahr kommen, ob wir Mängel kompensieren können oder ob sich das fehlende Gas auf Produktionen auswirken wird.“ Eine sichere Zukunftsprognose – eigentlich unmöglich.
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Der Herrenausstatter bezahlt teurere Transporte
Die Preissteigerungen sind aber trotzdem schon bei dem Herrenausstatter angekommen. „Die Bezugskosten sind im Durchschnitt 10 bis 30 Prozent gestiegen, in manchen Fällen 50 Prozent“, erklärt er. Unter Bezugskosten fallen beispielsweise die Kosten für den Transport der Ware, die zwar oft aus Fertigungsstätten in Europa stammen, aber ebenso oft auch aus Asien via Containerschiff kommen. Hinzu kommt: Rohstoffe wie Baumwolle sind teurer geworden. Die Personalkosten steigen. „Am Ende zahlt der Verbraucher“, sagt Leisse mit Blick auf die Inflation. Zwar gibt es Produkte, deren Preise nicht steigen: „Ich habe eine Jeans, helle Waschung, von PME Legend, die ich vor neun Jahren schon verkauft habe. Damals wie heute kostet sie 99,99 Euro. Es gibt genauso viele Beispiele, wo die Preise stabil bleiben.“ Oft liegt das daran, dass die Kleidung in Europa gefertigt wird. Manche Preise muss auch Christian Leisse anheben, dennoch bleibt er bei seinem Preisspektrum: „Ich werde auch weiterhin T-Shirts für 19,99 Euro in der Auslage haben.“
Ladenlokale müssen klimatisiert und beheizt werden
Doch der Einzelhandel muss nicht nur die Kosten für die eingekaufte Ware decken. Ladenlokale müssen klimatisiert, beheizt und beleuchtet werden. „Natürlich ist es eine gute Option, im Winter auf 20 statt auf 22 Grad aufzuheizen“, so Christian Leisse. Sein Beleuchtungskonzept hat er vor neun Jahren komplett auf LED umgestellt. „Heute verbrauchen wir also mit drei Läden genauso viel Strom wie damals nur einer in der Briloner Bahnhofstraße. Natürlich muss man dafür Geld in die Hand nehmen, aber Investitionen lohnen sich.“ Leisse betont: „Es gibt immer Luft nach oben, was Sparmaßnahmen angeht. Ich als Unternehmer schaue aktuell noch sehr getrost in die Zukunft.“