Winterberg. In Winterberg trägt das Ordnungsamt jetzt Schlagschutzwesten. Daran gibt es Kritik, die der Bürgermeister hart kontert. Übertreibt er wirklich?

Bei der Winterberger Ratssitzung in der vergangenen Woche kam es zu einem kurzen emotionalen Moment, als sich der Abgeordnete Heiner Kräling nach den neuen Schlagschutzwesten für die Mitarbeiter des Ordnungsamtes erkundigte. Er sei auf das „martialische“ Aussehen der Mitarbeiter aufmerksam gemacht worden. Kinder hätten es beim Anblick der Ordnungsamtsmitarbeiter mit der Angst zu tun bekommen, sagte der Mann von der FWG.

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Der stellvertretende Ordnungsamtsleiter Jan Benjamin Kermas (von links), hier mit Fachbereichsleiter Joachim Sögtrop und Manuel Padberg, sagt, dass man sich mit den Westen gut abgesichert fühle.
Der stellvertretende Ordnungsamtsleiter Jan Benjamin Kermas (von links), hier mit Fachbereichsleiter Joachim Sögtrop und Manuel Padberg, sagt, dass man sich mit den Westen gut abgesichert fühle. © Stadt Winterberg | Stadt Winterberg

Schlägerei in der Kneipe

Dies wies Bürgermeister Michael Beckmann mit Nachdruck und sichtlich emotional zurück. „Die Westen sind notwendig. Ich habe eine Verantwortung gegenüber meinen Mitarbeiter“, sagte er und bezog sich auf einen Vorfall am Silvesterabend 2021 als es in einer Kneipe in Winterberg zu einer Schlägerei gekommen sie. An diesem Abend waren er selbst und Kollegen des Ordnungsamtes auch in der Kernstadt unterwegs und hätten so diesen Vorfall mitbekommen. An diesem Abend sei deutlich geworden, wie schnell jeder in eine gefährliche Situation kommen könne, so der Bürgermeister. Beckmann habe sich deshalb Gedanken gemacht, wie die Mitarbeiter des Ordnungsamtes noch besser geschützt werden können.

Laut der Pressesprecherin der Stadt, Rabea Kappen, habe es zwar in den vergangenen fünf Jahren keinerlei körperliche Angriffe auf Ordnungsamtsmitarbeiter gegeben. Dennoch sei es gerade in der „Hochzeit“ von Corona vorgekommen, dass Mitarbeiter des Ordnungsamtes in E-Mails, Schreiben, sozialen Medien oder im persönlichen Gespräch angegriffen oder zum Teil auch beleidigt worden seien.

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Bisher keine Beschwerden

„Außerhalb von Corona werden unsere Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter nur sehr selten angegangen. Natürlich gibt es immer wieder Situationen, wo das Interesse des Ordnungsamtes und des Bürgers unterschiedlich sind, aber unseren Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern gelingt es meistens im persönlichen Gespräch die Situation zufriedenstellend für beide Seiten zu lösen“, schreibt Rabea Kappen. Zum Glück würden die Diskussionen in den meisten Fällen aber „fair, sachlich und in einem höflichen Ton“ geführt.

Beschwerden über ein „zu martialisches Auftreten“ habe es bisher keine gegeben. Im vergangenen Jahr haben die Stadt bereits einheitliche Jacken für die Mitarbeiter angeschafft, um „einheitliche und moderne Standards“ im Erscheinungsbild zu schaffen. Es habe „sehr viel positives Feedback“ in der Bevölkerung gegeben, da sie so sofort als Ansprechpartner erkannt würden, schreibt Kappen auf WP-Anfrage.

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Und auch der stellvertretende Ordnungsamtsleiter Jan Benjamin Kermas hat eine klare Meinung: „Die Kolleginnen und Kollegen kommen immer mal wieder in Situationen, die ein Eskalationspotenzial beinhalten. Mit den Schutzwesten fühlen wir uns im Falle einer Eskalation gut abgesichert, da sie uns in dem Gefühl bestärken, sicher zu agieren.“

Außerdem werde man in diesem Jahr noch Ordnungspolizeikräfte ausbilden, „um die Sicherheit der Bürgerinnen und Bürger“ weiter zu erhöhen.