Winterberg. Der Tourismus stellt sich immer mehr auf Menschen mit Beeinträchtigungen ein. Für Winterberg spielt Barrierefreiheit eine immer größere Rolle

Barrierefreiheit für Menschen mit körperlichen Einschränkungen ist ein wichtiges Stichwort. Das hat auch schon seit längerem die Tourismusbranche erkannt und baut ihr Angebot ständig aus. Die Ferienregion Winterberg und Hallenberg arbeitet nach eigenen Angaben gemeinsam mit der Stadt Winterberg kontinuierlich daran, die heimische Infrastruktur so barrierefrei wie möglich zu gestalten.

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Diane Kurth, stellvertretende Betriebsleiterin Schwimmbad (l.), freut sich über die Urkunde aus den Händen von Daniela Glaremin von der WTW. 
Diane Kurth, stellvertretende Betriebsleiterin Schwimmbad (l.), freut sich über die Urkunde aus den Händen von Daniela Glaremin von der WTW.  © WP | WTW

Schwimmbad ist zertifiziert

Ein Baustein dafür ist die Zertifizierung von Betrieben, Angeboten und Einrichtungen nach dem Kennzeichnungssystem „Reisen für Alle“. Im Mai wurde nun das Winterberger Schwimmbad im „Oversum“ erfolgreich für drei Jahre zertifiziert. Bereits seit dem Frühjahr 2020 ist die Tourist-Information in Winterberg als erster Betrieb „Reisen für Alle“ zertifiziert worden, es folgte das Hotel Brabander und nun das Schwimmbad. In Kürze sollen auch der Rundweg um den Hillebachsee sowie der Schmantelrundweg jeweils als Produkt zertifiziert werden.

„Mit der Zertifizierung „Reisen für Alle“ möchten wir als Urlaubs- und Wohnregion deutlich machen, dass wir niemanden ausschließen wollen, sondern für jeden Menschen das geeignete Angebot zur Verfügung stellen“, sagt der Tourismusförderer der WTW Christian Klose. Barrierefreie oder –arme Angebote seien für viele Menschen unabkömmlich, für viele „sehr hilfreich und am Ende für alle komfortabel“. Dabei denke er auch an älter werden Menschen mit Mobilitätsproblemen oder an Familien mit Kinderwagen. Barrierefreiheit sei ein großes Feld, bei dem es nicht nur um Mobilität gehe. Auch Themen, wie Schwerhörigkeit, Erblindung oder Einschränkungen im kognitiven Bereich gehörten dazu.

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Segment mit Wachstum

In Deutschland leben rund zehn Millionen Menschen mit einer Behinderung. Für sie sind detaillierte und verlässliche Informationen über die Nutz- und Erlebbarkeit touristischer Angebote eine wesentliche Grundlage für ihre Reiseentscheidung. Barrierefreier Tourismus sei außerdem eines der „wenigen Segmente mit Wachstum und großem ökonomischen Potenzial in Deutschland“, heiß es vonseiten der Winterberg Touristik und Wirtschaft (WTW). Barrierefreiheit sei für etwa zehn Prozent der Bevölkerung unentbehrlich, für 40 Prozent hilfreich und für 100 Prozent komfortabel. „Reisen für Alle“ ist die bundesweit gültige Kennzeichnung im Bereich Barrierefreiheit, die mit Hilfe des Bundeswirtschaftsministeriums entwickelt wurde und wesentliche Informationen zum barrierefreien Reisen gibt.

Dabei werden für die Gäste notwendige Informationen durch ausgebildete Erheber erfasst und mit klaren Qualitätskriterien bewertet. Diese wurden in mehrjähriger Zusammenarbeit und Abstimmung mit Betroffenenverbänden sowie touristischen Akteuren entwickelt. Die detaillierten und geprüften Informationen zur Barrierefreiheit des Angebotes, Betriebs oder Objektes können von den Gästen eingesehen werden und schaffen so mehr Transparenz und Verlässlichkeit.

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Leihrollstuhl und flache Treppen

„Wichtig ist zu wissen, dass die Betriebe und Angebote nicht zu 100 Prozent barrierefrei sein müssen, um zertifiziert zu werden. Es geht darum, geprüfte und verlässliche Informationen über Nutzbarkeit und Erlebbarkeit von Einrichtungen zu hinterlegen. Das Schwimmbad im Oversum zum Beispiel ist laut den Ergebnissen der Überprüfung barrierefrei für Menschen mit Gehbehinderung und teilweise barrierefrei für Rollstuhlfahrer“, sagt Daniela Glaremin, zuständig für die Zertifizierung „Reisen für Alle“ in der Winterberg Touristik und Wirtschaft.

Das Schwimmbad biete neben einer Umkleide und einem WC für Menschen mit Behinderung auch einen Aufzug, einen Leihrollstuhl und eine flache Treppe ins Sportbecken sowie ins Aquabecken an. Apropos Aquabecken: Dieses Becken kann mittels Hubboden sogar barrierefrei gemacht werden, ein Kran oder andere Hilfsmittel sind dazu dann nicht notwendig. Diese Informationen und viele weitere können Interessierte auf der Webseite www.reisen-fuer-alle.de einsehen. „Ein großer Vorteil für eine Tourismus-Region wie Winterberg und Hallenberg, der bei der Entscheidung über den optimalen Urlaubsort eine entscheidende Rolle spielen kann“, sagt Daniela Glaremin.

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Brabander ist auch zertifiziert

Für den Juniorchef des Brabanders, Danny Meurs, sei die Zertifizierung seines Hotel eine logische Entscheidung. Schließlich habe man sich schon lange mit diesem Thema befasst und auch umgesetzt. Viele Orte seien barrierefrei zugänglich. Bei jedem neuen Bauvorhaben versuche man dies zu berücksichtigen. Schließlich habe man im Jahr viele Seniorengruppe und teilweise auch Touristen mit einer geistigen Behinderung zu Gast.

Umso wichtiger ist es auch, dass sich möglichst viele Betriebe und Einrichtungen sowie Freizeitanbieter mit dem Zertifikat „Reisen für Alle“ beschäftigen. Wer Interesse hat, detaillierte Informationen über dieses besondere Qualitäts-Merkmal zu erhalten, kann sich bei Daniela Glaremin unter 02981 925017 oder daniela.glaremin@winterberg.de melden.