Hochsauerlandkreis. Die Corona-Beschränkungen sind längst aufgehoben, auch Prostituierte können wieder arbeiten. Das ist die aktuelle Lage der Prostitution im HSK.
Registriert sind im Hochsauerlandkreis nur sieben Bordelle – nur jene, die offiziell nach dem Prostituiertenschutzgesetz ein Gewerbe angemeldet haben. Eines in Winterberg, zwei in Brilon, drei in Arnsberg und eines in Marsberg. Doch gerade im Rotlicht-Milieu ist die Dunkelziffer viel größer. Vieles passiert im Verborgenen und Privaten. Immer häufiger wird Kontakt im Internet aufgenommen. „Wir kennen natürlich nur die offiziellen Zahlen“, sagt Kreissprecher Jürgen Uhl. „In diesem Bereich herrscht generell eine große Anonymität.“
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Hinzu kommt, dass es im Hochsauerlandkreis kaum noch Beratungsstellen gibt, die auch Aufklärungsarbeit betreiben. Vor allem die Beratungsstelle Tamar ist in diesem Bereich sehr aktiv – doch der Kreistag hatte eine Beratungsstelle für Prostituierte im HSK Ende 2021 abgelehnt. So müssen sich Betroffene in den umliegenden Städten beraten lassen und die Lage im HSK bleibt undurchsichtig. Im Internet unter www.cara.nrw/de gibt es eine Übersicht über alle Beratungsstellen rund um Prostitution und Sexarbeit.
Welthurentag wird am 2. Juni gefeiert
„Noch heute ist Sexarbeit ein stark tabuisiertes Feld trotz liberalisierter Gesetze. Stigmatisierung und Diskriminierung von Sexarbeitern und -arbeiterinnen ist Teil gesellschaftlicher Diskurse zu Sexarbeit“, teilte Pfarrerin Birgit Reiche, Geschäftsführerin der Evangelischen Frauenhilfe in Westfalen, mit. Der Frauenverband ist Träger der Beratungsstellen Tamar und Theodora.
Um dieser Stigmatisierung entgegen zu wirken, wird am 2. Juni der „Welthurentag“ gefeiert. Der Gedenktag wurde ausgerufen, um an die Diskriminierung von Prostituierten und ihre oftmals sehr schlechten Lebens- und Arbeitsbedingungen zu erinnern. Er erinnert an den Protest von über 100 Frauen am 2. Juni 1975 im Lyon, die dort eine Kirche besetzten, um gegen die Vertreibung von Prostituierten aus der Öffentlichkeit zu demonstrieren. In diesem Jahr wird der Welthurentag bereits zum 47. Mal gefeiert.
Prostitution: Corona hat die Arbeit eingeschränkt
Die Corona-Pandemie hat die Arbeit im Rotlicht-Milieu lange eingeschränkt. „Gerade zu Zeiten der scharfem Kontaktbeschränkungen war eine Arbeit nicht möglich“, sagt Kreissprecher Jürgen Uhl. „Und auch die Kontaktnachverfolgung hat die Arbeit in diesem Bereich erschwert, wo ja die Gäste oft einen großen Wert auf Anonymität legen.“ Er geht davon aus, dass der Betrieb mittlerweile wieder wie vor der Pandemie laufe.
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Seit 2017 besteht für Prostituierte eine Anmeldepflicht. Derzeit sind 69 Frauen (und keine Männer) im Hochsauerlandkreis gemeldet. Zum Vergleich: Ende 2019 waren es 96. Der Großteil der Frauen kommt nicht aus Deutschland. Die Anmeldebescheinigung gilt für zwei Jahre, danach können die Prostituierten aber auch in anderen Städten arbeiten. Auch deshalb ist es so schwer einen Überblick darüber zu bekommen, wie viele Frauen im HSK wirklich im Rotlicht-Milieu arbeiten.