Brilon/Paderborn. Wegen radikaler Positionen steht Pastor Unterhalt in der Kritik – zunehmend in Brilon. Das Erzbistum spielt im Fall Communio Veritatis auf Zeit.
Verschwörungstheorien, Ablehnung der Impfempfehlung des Erzbischofs, Homophobie, radikale kirchliche Anschauungen und fundamentalistische gesellschaftliche Positionen: Die Priestervereinigung Communio Veritatis steht seit Wochen in der Kritik. Pastor Frank Unterhalt aus Brilon verbreitet in dem Netzwerk mit anderen Geistlichen radikale Ideologien. Jetzt wendet sich der Ortsausschuss, eine Laienorganisation innerhalb des Pastoralverbundes Brilon, von dem Seelsorger ab und fordert das Erzbistum Paderborn öffentlich dazu auf, Konsequenzen zu ziehen.
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Kritik an Pastor Unterhalt: wertschätzender Umgang mit Menschen fehlt
„In der Causa Pastor Frank Unterhalt haben sich die Mitglieder des Ortsausschusses in der Sitzung am 14. April 2022 von dessen Veröffentlichungen im Internet unter ,Communio Veritatis’ klar und deutlich distanziert. In einem Schreiben gegenüber dem Erzbischöflichen Generalvikariat Paderborn wurde klar von uns zum Ausdruck gebracht, dass Pastor Frank Unterhalt in seinen Veröffentlichungen immer wieder gezeigt hat, dass ihm der wertschätzende Umgang mit Menschen fehlt. Er stellt sich damit auch gegen die Bemühungen einer sich öffnenden und aufgeschlossenen Kirche, wie sich viele Gemeindemitglieder ,Kirche’ vorstellen können“, heißt es in einer Stellungnahme, die im Pastoralbrief veröffentlicht wurde. Und weiter: „Auch wenn versucht wird, von verschiedenen Seiten seine Äußerungen als seine privaten Meinungen darzustellen, wird Pastor Unterhalt von Amts wegen nach außen hin nicht als Privatperson in der Öffentlichkeit wahrgenommen, sondern hauptsächlich als aktiver Geistlicher und somit auch als ein Vertreter der katholischen Kirche“, heißt es in einer von Raimund Schleich, Vorsitzender des Ortsausschusses Brilon, unterzeichneten Stellungnahme im Pastoralbrief.
Erzbistum prüft bereits seit mehr als acht Wochen
Das Erzbischöflichen Generalvikariat hatte Mitte März auf Nachfrage der Westfalenpost angekündigt, Ausführungen und Positionierungen der Gruppierung Communio Veritatis zu prüfen. „Sollten sich daraus Handlungsbedarfe – auch hinsichtlich des Vorwurfs antisemitischer Haltungen der Gruppierung ergeben, werden diese Gegenstand einer rechtlichen Prüfung sein“, hieß es u.a. in der Antwort. Mehr als acht Wochen später teilt ein Sprecher des Erzbistums Paderborn auf eine erneute WP-Anfrage mit: „Die Prüfungen sind noch nicht abgeschlossen. Es handelt sich weiterhin um ein laufendes Verfahren. Nähere Angaben, auch zu seiner Dauer, können nicht gemacht werden.“ Das Erzbistum hatte zuletzt wiederholt betont, dass es sich bei den Äußerungen der Priestervereinigung um private Meinungsäußerungen handele. Inhaltlich distanziere sich das Erzbistum von den Verlautbarungen auf der Internetseite communioveritatis.de.
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Pastor Unterhalt aus der pastoralen Arbeit herausgenommen
Ob es dienstrechtliche Konsequenzen für den Briloner Seelsorger gibt, ist also weiterhin offen. „Ich habe Pastor Unterhalt vorläufig gänzlich aus der pastoralen Arbeit herausgenommen – auch zu seinem eigenen Schutz“, sagte unterdessen Dr. Reinhard Richter der WP. Dienstrechtlich liege die Zuständigkeit aber allein beim Erzbistum. Auch wenn er sich selbst inhaltlich von den Positionen der Priestervereinigung deutlich distanziere: „Es gibt nicht nur kritische Töne zu Pastor Unterhalt. In seiner pastoralen und seelsorgerischen Arbeit hat er in der Vergangenheit auch viel Zuspruch und Dankbarkeit erhalten“, so Dr. Richter.
Die WP hatte in den vergangenen Wochen und auch zuletzt wiederholt sowohl telefonisch als auch in diversen Email-Anfragen versucht, Stellungnahmen von Pastor Unterhalt einzuholen. Die Versuche der Kontaktaufnahme waren stets erfolglos.