Olsberg. Die Josefsgesellschaft schafft es nicht rechtzeitig, Räume für die Kita-Kinder zu schaffen. Ein Lösungsvorschlag sorgt für Unmut im Olsberger Rat.
In Olsberg droht ein Betreuungsproblem: 24 Kinder im Alter von bis zu 3 Jahren müssen ab dem 1. August dieses Jahres in Olsberg zusätzlich betreut werden. Eigentlich hatte das Josefsheim am neuen Standort der Kita Sonnenschein für diesen Bedarf einen Ausbau geplant, dieser kann aber erst im Sommer 2024 fertiggestellt werden, der Bedarf des Hochsauerlandkreises ist dieses Jahr damit nicht gedeckt. In einer Sondersitzung des Rates in Olsberg ging es nun um eine Lösung für dieses Problem – das auch mit dem Verkauf der Bildungswerkstatt und der auf Eis liegenden Erweiterung der OP-Säle der Elisabethklinik (ebenfalls Josefsgesellschaft) zu tun hat.
Optionsrecht für die Stadt Olsberg, um die OGS-Betreuung zu sichern
Hintergrund des Problems: Seit August vergangenen Jahres sind von der Stadt für die Betreuung „8 bis 13 Uhr“ Räume im Haus Theresa (ehemaligen KiTa Sonnenschein) der Josefsgesellschaft angemietet worden, die seit dem Neubau der Kita in der Pappelallee vorher leer standen. Die Räume haben eine Gesamtfläche von rund 276 Quadratmeter. Vorher standen für die Betreuung lediglich Räume mit einer Größe von 67 Quadratmeter zur Verfügung. Seitens der Stadt heißt es in der Vorlage: „Der Stadt Olsberg wurde die Option eingeräumt, weitere Räume für schulische Zwecke anzumieten. Falls die Stadt Olsberg die Mietoption wahrnehmen möchte, ist diese Absicht gegenüber dem Vermieter 6 Monate vorher schriftlich mitzuteilen.“ Diese Option dient der Absicherung, um den Bedarf an Betreuung im Offenen Ganztag zu sichern, sollte dieser sich erweitern. Eigentlich hatte die Stadt vorgesehen, den Offenen Ganztag in der Erweiterung der Elisabethklinik durch das Anmieten dafür vorgesehener Räume unterzubringen. Die Baupläne wurden pausiert, es musste eine Lösung für den Offenen Ganztag gefunden werden (wir berichteten). Dieser ist nun in der ehemaligen Kita Sonnenschein untergebracht – in dem die Josefsgesellschaft nun aber die Betreuung U3 Kinder zwischen 8 bis 13 Uhr unterbringen möchte, jedenfalls bis 2024.
„Jetzt stehen wir vor diesem Dilemma und möchten den Bedarf decken“
„Jetzt stehen wir vor einem Dilemma“, betont indes auch Jeanette Friedric (CDU) in der Ratssitzung am vergangenen Donnerstag. „Dass die Kita Sonnenschein ins Spiel gebracht wird, ist für uns sehr schade. Wir haben dem Verkauf der Bildungswerkstatt zugestimmt, nur dafür brauchen wir diese Ausweichräume und nun sollen diese uns weggenommen werden.“ Janine Rottler als Geschäftsführerin des Josefsheim Bigge steht den Ratsmitgliedern an diesem Abend Rede und Antwort – und erklärt, wie es zu dieser Situation kommen konnte. „Wir sind regelmäßig mit dem HSK im Austausch über den Bedarfsplan. Als klar war, dass der Hochsauerlandkreis einen erhöhten Bedarf feststellt, haben wir entscheiden, wir schmeißen uns als Leistungsanbieter in den Ring.“ In Abstimmung mit den zuständigen Fachbereichen des HSK habe man sich die Kita Sonnenschein angeschaut und entschieden, ein weiteres Geschoss auf das Gebäude zu setzen. Allerdings kann der Bau von der betreffenden Firma erst im Sommer 2024 fertiggestellt werden, weil diese derzeit „zu gefragt“ sei. Bis dahin fehlt es nun an Räumen. „Jetzt stehen wir vor diesem Dilemma und möchten den Bedarf gerne decken und mit Ihnen zu einer Lösung kommen“, sagt Rottler gegenüber den Ratsmitgliedern.
Vertrauen in die Josefsgesellschaft hat einen Knacks bekommen
Es wird gerungen an diesem Abend. Deutlich spürbar ist, dass das Vertrauen in Zusagen der Josefsgesellschaft bei vielen Ratsmitgliedern Schaden genommen hat nach der Absage an die Klinikerweiterung. Rudolf Przygoda (SPD) betont daher auf einen Vorschlag von Janine Rottler, man könne auch einen Bauwagen installieren: „Welche Kosten entstehen dann bis 2024? Wir hoffen, wir können uns auf eine Fertigstellung 2024 verlassen, aber da wurden wir schon einmal enttäuscht.“ Janine Rottler betont allerdings, dass die Firma, die den Anbau und auch die Verantwortung für das Projekt übernehme, sehr verlässlich sei, 2024 „ist pessimistisch geplant. Die Situation rund um die Bildungswerkstatt tut mir natürlich Leid, das ist in Zusammenarbeit mit Herrn Leber geregelt. Wir sind zwar unter einem Dach, aber wir stimmen uns nicht jeden Tag zu diesem Thema ab.“
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Schlussendlich liefern Sabine Menke (CDU) und Dominik Stahl (FDP) Vorschläge, die zu einer Lösung führen. Während Sabine Menke eine vertragliche Zusicherung auf ein fünfjähriges Zugriffsrecht auf die entsprechenden Räume fordert, schlägt Dominik Stahl vor, vertraglich festzuhalten, welche Optionen man ziehen könne, sollte der Bedarf in der OGS sich erhöhen und die entsprechenden Räume doch noch von der Stadt genutzt werden müssen. Während einige Ratsmitglieder sich weiterhin sperren, drängt Janine Rottler auf eine schnelle Entscheidung. „Ein Vertrag ist kein Problem, aber je später wir uns einigen, desto weniger können wir die Räumlichkeiten bis August für die Kitakinder vorbereiten.“
Entscheidung wird nicht einstimmig getroffen
Nach einer Unterbrechung, in der die Fraktionen sich zurückziehen und über die verschiedenen Optionen sprechen, kommt es doch noch zu einem Beschluss. Unter der Bedingung, dass man den Vertrag auf eine Sicherheit von fünf Jahren auslegt, zieht die Stadt ihr Optionsrecht auf die Räume in der Kita Sonnenschein für dieses Kitajahr nicht. Allerdings kann die Stadt, je nach dem sich entwickelnden Bedarf, jedes Jahr neu entscheiden, ihr Optionsrecht zu ziehen. Das anstehende Kitajahr kann nun genutzt werden, eine tragfähige Lösung zu finden, falls es im folgenden Kitajahr doch zu einem gesteigerten Bedarf an OGS-Betreuung kommt. Sechs Ratsmitglieder tragen diese Lösung nicht mit, 19 stimmen dafür.