Brilon. Die Nieten brauchten nicht in den Losbeutel gesteckt zu werden: Für die vier Getränkestände bei der Briloner Schnade gab es vier Bewerber.

Als zwei Minuten vor dem Showdown ein Wagen auf den Wanderparkplatz rollt, gucken alle neugierig hin: Wer mag denn da wohl noch kommen? Aber niemand steigt aus. Es bleibt also bei dem Wirte-Quartett, das sich für die vier Getränkestände auf dem Schnade-Lagerplatz am Eschenberg interessiert. Und so braucht Marktmeister Florian Hohmann doch keine Niete in den Los-Beutel zu stecken.

 Hier greift Thomas Hillebrand in den Losbeutel von Marktmeister Florian Hohmann. Hinten Andreas Piorek vom Jägerhof (links) und Sebastian Gruß vom gleichnamigen Landgasthof.
Hier greift Thomas Hillebrand in den Losbeutel von Marktmeister Florian Hohmann. Hinten Andreas Piorek vom Jägerhof (links) und Sebastian Gruß vom gleichnamigen Landgasthof. © Jürgen Hendrichs

Die vier Wirte, die am 27. Juni den Lagerplatz mit Getränken versorgen, sind Andreas Piorek („Jägerhof“), Thomas Hillebrand („Tommy’s Restaurant“), Sebastian Gruß („Landgasthof Gruß“) und Festwirt Dirk Niggemann aus Scharfenberg.

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Die Sonne brannte gestern Mittag schon ordentlich auf den weitläufigen Hang. Vor 20 Jahren, als Dirk Niggemann das letzte Mal hier den Ausschank machte, spendete ein Fichtenwald den Schnadegängern noch reichlich Schatten. Dann kam der Borkenkäfer. Seitdem liegt der Hang blank.

Drei Imbissständ

Die Versorgung der Schnadegänger erfolgt an seinem Fuß. Acht hüfthohe Pinne hat das Ordnungsamt in die mit verdorrten Stauden und Stängel übersäte Fläche gesteckt. Die mit der Aufschrift W1 bis W4 markieren die vier Getränkestände, der mit einem S die Schänke der St. Hubertus-Schützen. Die liegt dem Schnadestein am nächsten. Außerdem sorgen die Fleischereien Ester aus Brilon, Funke-Schnorbus aus Olsberg und der Caterer Dreyer aus Olsberg für feste Nahrung.

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Getränke nur aus Flaschen

Dass bei dieser Schnade - wie berichtet - ausschließlich Flaschenbier zum Ausschank kommt, finden die Wirte ok. Immerhin entfällt so der Aufwand für die Wasserversorgung. Und den von der Stadt und den Schützen festgelegten Preis von 1,50 Euro für das 0,25er Pülleken Warsteiner schlucken sie - wohl oder übel.

Tradition seit 1388

Die Briloner Schnade-Tradition geht bis ins Jahr 1388 dokumentiert.

Die Schnade ist in fünf zwischen 23 und 36 Kilometer Abschnitte unterteilt, die in fester Reihenfolge jeweils alle zwei Jahre im Rahmen des Briloner Schützenfestes gelaufen werden.

Insgesamt ist der Weg um die historischen Grenze der Stadt Brilon rund 130 km lang.

Was für die Wirte viel wichtiger ist: Dass der Schnadezug auch halbwegs pünktlich eintrifft. Das ist bei der „Blumenschnade“ so eine Sache. Sie ist der kürzeste und leichteste der fünf Grenzabschnitte. Einer der Festwirte weiß noch, dass man am Eschenberg „bei Bombenwetter“ mal eine geschlagene Stunde auf den Zug gewartet habe. Statt nach Plan um 14 Uhr traf der Tross erst um 15 Uhr ein. Durch eine über die üblichen zwei Stunden hinaus ausgedehnte Frühstücksrast am Schwarzen Haupt war den Wirten auf dem Lager wohl eine Stunde Umsatz flöten gegangen...

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Nur vier Reiter bei der Schnade

Die vier gestern verlosten Bierstände befinden sich unmittelbar neben dem Schnadeweg am Fuß des Hanges. Neu ist ihre Form. Gab es bisher die Karrees von bis zu sechs mal sechs Metern Seitenlänge, so sind die Theken wegen des Flaschenbieres entlang der Kühlwagen aufgebaut. Die sind rund sechseinhalb Meter lang und dürfen an beiden Seiten bis zu zwei Metern überstehen. Bepfandet werden die Flaschen nicht. Das würde auch wenig Sinn machen, wie Marktmeister Florian Hohmann sagte. Denn bei den 0,25ern handelt es sich um ein spezielles Gastro-Format, das nicht im Einzelhandel erhältlich ist und deshalb dort auch nicht zurückgegeben werden kann.

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Nach der Corona-Zwangspause vor zwei Jahren ist die „Blumenschnade“ wieder der erste richtige Grenzbegang. Vor zwei Jahren hatte es bekanntlich nur einen symbolische im kleinen Kreis der Offiziellen von Stadt und Schützen gegeben. Deshalb dürfte das Wetter am 27. Juni wohl egal sein: „Die Leute werden kommen“, ist Ordnungsamtsleiter Klaus Wrede sicher.

Was am Schnademorgen auffallen dürfte: Die Schar der Offiziellen, die hoch zu Ross an der Schnade teilnehmen, ist zu einem Quartett aus Bürgermeister, Schützenkönig sowie dem Major und dem Rendanten der St. Hubertus-Bruderschaft geschrumpft. Für den Stadtforst steigt in diesem Jahr niemand in den Sattel. Die Stadt des Waldes hat ihren Forst-Chef zum 1. Juli entlassen.