Hochsauerland. Er will Sprachrohr für Themen einer klimaneutralen Zukunft sein. Bastian Grunwald aus Brilon tritt für die Grünen als Landtagskandidat an.

Die Bürger und Bürgerinnen des Landes wählen am 15. Mai einen neuen Landtag. Der Hochsauerlandkreis ist in zwei Wahlkreise mit den Nummern 124 (Hochsauerlandkreis I: Arnsberg, Eslohe, Schmallenberg, Sundern) und 125 (Hochsauerlandkreis II: Bestwig, Brilon, Hallenberg, Marsberg, Medebach, Meschede, Olsberg, Winterberg) aufgeteilt und stellt demnach zwei Direktkandidaten. In loser Form stellen wir die Kandidaten und Kandidatinnen des Wahlkreises HSK II vor. Den Anfang macht Bastian Grunwald, Brilon (Grüne). Er geht als Direktkandidat an den Start und ist nicht via Listenplatz abgesichert.

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Was muss sich aus Ihrer Sicht politisch in NRW besonders dringend ändern?

Eine unserer größten Herausforderungen für eine klimaneutrale Zukunft ist die Neuausrichtung unseres Verkehrssektors. Die Verbindung zwischen Stadt und Land muss künftig zum größten Teil über Bus und Bahn laufen. Wir müssen stillgelegte Schienen reaktivieren, die Taktungen optimieren und gleichzeitig dafür sorgen, dass die Nutzung des ÖPNVs deutlich günstiger wird. Wenn wir eine wirkliche Alternative zum Individualverkehr schaffen wollen, brauchen wir deutlich mehr Investitionen in den öffentlichen Nahverkehr. Als eine der größten Herausforderungen für NRW sehe ich den Erhalt und Schutz sowie die Regeneration unserer Wälder. Um die Artenvielfalt zu erhalten, brauchen wir große Naturschutzgebiete, die sich selbst regenerieren können, dazu gehören klimastabile Mischwälder.

„Wir sind auf dem Vormarsch“

Spüren Sie gegenüber grüner Politik im Sauerland einer besondere Skepsis oder sind die Grünen auch im HSK angekommen?

Als Sprecher des Grünen Ortsverbandes in Brilon kann ich sagen, wir sind hier nicht nur angekommen, sondern auf dem Vormarsch. Der Ortsverband Brilon hat sich im Oktober 2019 gegründet und ist bei den Kommunalwahlen im Jahr 2020 zur drittstärksten Partei im Stadtrat gewählt worden. Zur Bundestagswahl 2021 erzielten wir sogar das beste Ergebnis, dass das Sauerland bis dato gesehen hat. Nach den Wetterextremen der letzten Jahre, ob die heißesten Sommertage seit Wetteraufzeichnung, Flutkatastrophen, massiv schwindende Wälder usw. ist gerade den Menschen im ländlichen Raum bewusst geworden, dass wir die Generation sind, die endlich handeln muss und mit Bündnis90/ DIE GRÜNEN hat die Bevölkerung eine Partei, die sich seit Jahrzehnten dafür einsetzt.

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Welche Motivation haben Sie persönlich, um für den Landtag zu kandidieren?

Meine Hauptmotivation ist es, ein Sprachrohr für Themen einer klimaneutrale Zukunft zu sein. Ich möchte, dass wir unsere Gewohnheiten und absolut hohen Ressourcenverbrauch in Frage stellen und dahingehend überprüfen, ob diese noch zukunftsfähig sind. Dies sollte jedoch auf keinen Fall „von oben herab“ geschehen, sondern jede/r einzelne/r Bürger:in sollte selbstbestimmt mitentscheiden dürfen und ernst genommen werden. Als Kandidat sehe ich meine Aufgabe darin, eine Plattform zum Dialog zu schaffen, zuzuhören und die Anliegen in meine Arbeit einzubinden. Ich möchte, dass wir uns endlich als Weltgemeinschaft verstehen. Wir alle haben nur diesen einen Planeten, um den es sich zu kämpfen lohnt!

Zur Person

Alter: 32 Jahre

Familienstand: ledig

Wohnort: Brilon

Beruf: Schulbegleiter

politischer Werdegang: seit 2019 Sprecher des Grünen Ortsverbandes Brilon, seit 2020 sachkundiger Bürger im Schul- und Sportausschuss, seit 2021 Direktkandidat für den Wahlkreis 125 (östliches Sauerland)
Hobby: Wandern, Musizieren, Schach, Artistik

Blicken wir auf den Herbst: Stehen wir vor neuen Corona-Maßnahmen, ist dies nicht nötig oder wofür treten Sie ein?

Ich denke, es war eine verfrühte Entscheidung, die Masken- und Testpflicht auszusetzen. Die Pandemie ist noch nicht überstanden. Wir haben lediglich das Glück, mit der Omikron-Variante eine zu haben, die im Vergleich zu ihren Vorgängern weniger aggressiv ist. Ein Großteil der Bevölkerung ist mittlerweile geimpft und/oder genesen. Allerdings sollten wir diese „milderen Maßnahmen“ weiterlaufen lassen, bis wir definitiv ausschließen können, dass es zu einem weiteren Lockdown kommt und diesen Punkt haben wir noch nicht erreicht.

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Die Sperrung der Rahmede-Talbrücke bei Lüdenscheid betrifft auch unsere Region: Muss generell mehr Geld in den Straßenbau und in Infrastruktur investiert werden oder welche Alternativen schlagen Sie vor?

Hierzu das Zitat „Wer Straßen sät, wird Verkehr ernten.“. Wir können nicht immer weiter Fläche versiegeln & damit für steigenden Verkehr sorgen. Unsere Böden und die Atmosphäre sind durch unser Handeln massiv überstrapaziert. Wir müssen jetzt schützen, was uns noch bleibt. Dazu müssen wir keine Straßen neu bauen, sondern bestehende Strecken sanieren. Eine enorme Entlastung der Straßen erreichen wir, indem wir einen Großteil des Schwertransportes auf die Schiene zurückführen. Außerdem müssen wir uns von dem Gedanken trennen, dass jede/r Deutsche ein eigenes Auto fahren kann, unabhängig von der Antriebstechnik. Dazu müssen allerdings Alternativen geschaffen werden, bei denen sich ein Umstieg lohnt. Das heißt, deutlich mehr Investitionen in den öffentlichen Nahverkehr, Reaktivierung stillgelegter Bahngleise & zusammenhängende Fahrradwege, die nicht mitten auf einer Landstraße abrupt enden.

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Nicht von Russland abhängig sein

Deutschland will unabhängiger von Gas und Öl werden. Wie stehen Sie zur Windkraft? Sind Sie für einen massiven Ausbau auch gegen Widerstände aus der Bevölkerung oder soll es bei den bisherigen Regelungen bleiben?

Der Angriffskrieg Putins hat einmal mehr gezeigt, dass wir eine Energiewende brauchen. Der Ausbau der Erneuerbaren erreichte noch vor knapp 20 Jahren Rekorde, die niemand vermutet hatte. Leider hat unsere alte Regierung immer mehr Hürden aufgestellt, die nach 2017 zu einer massiven Verlangsamung des Ausbaus führte. Wir dürfen uns nicht weiterhin von autokratischen Staaten wie Russland abhängig machen und müssen uns um eine unabhängige, regenerative Energieversorgung kümmern. Deshalb stimme ich ganz klar für einen Ausbau von Windrädern. Selbstverständlich muss dies in enger Zusammenarbeit mit den Naturschutzverbänden geschehen. Artenschutz und Klimaschutz gehören untrennbar zusammen. Diesen Schutz können wir nur mit regenerativen Energien gewährleisten. Außerdem wird es uns unsere Geldbörse danken, wenn wir den deutlich günstigeren Strom aus Photovoltaik und Windkraft nutzen.