Hochsauerlandkreis. Die Bundeswehr holt Kriegsverletzte aus der Ukraine zur Behandlung nach Deutschland. So reagieren die Krankenhäuser im HSK.

Zu Beginn der Woche ist der erste Flug der Bundeswehr gestartet, um Kriegsverletzte aus der Ukraine nach Deutschland zu holen. Hier sollen sie medizinische Hilfe bekommen. Bereiten sich die Kliniken im Hochsauerlandkreis auch auf Kriegsverletzte vor?

Die Bundeswehr startet Evakuierungsflüge, um Kriegsverletzte aus der Ukraine nach Deutschland zu holen. Bereiten Sie sich in Ihrer Klinik schon auf solche Patienten vor?

Durch Bundes- und Landesinitiativen ist ein Zentralregister für die Verteilung ukrainischer Kriegsverletzter im Aufbau. Richard Bornkeßel, Sprecher des Klinikum Hochsauerland, betont: „Über diesen Mechanismus sind aktuell noch keine Verlegungen kriegsverletzter Menschen aus der Ukraine ins Klinikum Hochsauerland erbeten worden.“ Das St.-Marien-Hospital Marsberg ist grundsätzlich bereit, ukrainische Patienten zu versorgen. Das Universitätsklinikum Münster hat zur Koordination und Verteilung ein Webportal eingerichtet, indem die Kliniken ihre Kapazitäten tagesaktuell melden. Dort ist das St.-Marien-Hospital registriert. Dr. Ralf Beyer, Ärztlicher Direktor, teilt mit, dass die Klinik sich wie alle Krankenhäuser des Traumanetzwerkes OWL an der Versorgung ukrainischer Verletzter beteiligen und zunächst drei Betten dafür freihalten wird. Pia Buxort, Sprecherin des Maria-Hilf Krankenhauses in Brilon, erklärt: „Schwerpunkte der Versorgung bilden größere Krankenhäuser mit differenziertem und spezialisiertem Leistungsspektrum.“ Daher wird das Briloner Krankenhaus voraussichtlich keine Kriegsverletzten aufnehmen. Sowohl das Klinikum Hochsauerland als auch die Elisabeth-Klinik in Olsberg geben indes an, dass dort schon einige erkrankte Kriegsvertriebene behandelt worden sind.

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Wie werden die Kriegsverletzten in Deutschland verteilt?

Nach einer aktuellen Studie des Deutschen Krankenhaus Instituts sind es aktuell Krankenhäuser in den grenznahen östlichen Bundesländern und Bayern, die Verletzte aus der Ukraine behandeln werden, sagt Pia Buxort. Der Hochsauerlandkreis steht damit also noch nicht im Fokus.

Wäre Ihr Klinikum auf die Behandlung von Kriegsverletzten vorbereitet? Und auf was muss sich eine Klinik in diesem Zusammenhang vorbereiten?

„Aufgrund der gut etablierten fachübergreifenden Zusammenarbeit verschiedenster Fachrichtungen wie Anästhesisten, Internisten, Intensivmedizinern, Neurochirurgen, Neuroradiologen, Onkologen, Orthopäden, Radiologen, Unfallchirurgen, Visceralchirurgen, weiteren Disziplinen sowie erfahrenen Pflegefachkräften ist das Klinikum Hochsauerland neben der Versorgung akut und chronisch Erkrankter auch für die medizinische Versorgung von Kriegsverletzten gerüstet“, heißt es seitens des Klinikum Hochsauerland. Frank Leber, Geschäftsführer der Elisabethklinik in Olsberg, gibt an, man werde im Fall der Fälle das gesamte Spektrum an Behandlungen vorhalten, die in der Klinik angeboten würden.

Im Maria-Hilf-Krankenhaus in Brilon werden voraussichtlich vorerst keine Kriegsverletzten aus der Ukraine aufgenommen.
Im Maria-Hilf-Krankenhaus in Brilon werden voraussichtlich vorerst keine Kriegsverletzten aus der Ukraine aufgenommen. © Fabian Vogel | Fabian Vogel

Wer übernimmt die Kosten für solche Behandlungen?

Pia Buxort vom Maria Hilf in Brilon betont: „Soweit bekannt ist, werden die Kosten über die vorhandenen Abrechnungspartner geführt und letztendlich durch die Bundesregierung ausgeglichen.“ Das Deutsche Krankenhaus Institut (DKI) empfehle als Handlungsoption das sogenannte „Bremer Modell“ einer Gesundheitskarte für Geflüchtete. „Der Leistungsumfang für Geflüchtete ist an den der gesetzlichen Krankenkassen angelehnt und ermöglicht eine reguläre medizinische Versorgung im Alltag“, so Buxort. Richard Bornkeßel gibt ebenfalls an, dass die Übernahme der Kosten für die Behandlung Erkrankter und Verletzter aus der Ukraine staatlich geregelt sei. Frank Leber bestätigt, man rechne die Behandlungen mit dem örtlichen Sozialamt ab.

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Gab es schon vergleichbare Fälle von Patienten aus Krisengebieten, die in Deutschland und schlussendlich auch im Hochsauerlandkreis behandelt wurden?

„Auch in der Vergangenheit sind im Rahmen externer Hilfe-Ersuchen Patienten im Klinikum Hochsauerland behandelt worden“, so Richard Bornkeßel. Zuletzt wurden im Rahmen der Coronapandemie beispielsweise schwersterkrankte Coronapatienten aus Hessen, dem Ruhrgebiet, dem Köln-Bonner-Raum sowie auch dem benachbarten Ausland im zertifizierten ECMO-Zentrum in Meschede versorgt. „Zuvor wurden beispielsweise auch während des Krieges in Afghanistan Erkrankte und Verletzte aus der afghanischen Bevölkerung im Klinikum Hochsauerland behandelt“, so Bornkeßel.