Brilon. Die Caritas Brilon fürchtet, dass durch steigende Preise Menschen unter Druck geraten, die bisher vom Einkommen leben konnten. Was daraus folgt:
Steigende Lebensmittel-, Strom-, Gas- und Spritpreise bereiten vielen Menschen Sorgen. Besonders hart trifft es diejenigen, denen es sowieso finanziell nicht so gut geht. Wir haben beim Caritasverband Brilon nachgefragt, welche Folgen die Preis-Spirale für die Menschen, aber auch für einen Wohlfahrtsverband hat.
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Caritas-Warenkörbe unterstützen900 Menschen
Caritas-Vorstand Heinz-Georg Eirund sieht einen steigenden Hilfsbedarf für Menschen, die Unterstützung brauchen: „Wir erwarten eine steigende Zunahme an Bedarfen für Einzelfallhilfen durch Geld- und Sachzuwendungen. Schon jetzt haben wir einen Zuwachs von 107 Menschen aus der Ukraine, die in den vier Warenkörben mit Lebensmitteln unterstützt werden.
Insgesamt werden rund 900 Menschen durch die Warenkörbe unterstützt. Dazu kommen Kleiderkammern der Caritaskonferenzen und anderer Träger.“ Angesichts der aktuellen Entwicklungen geht er davon aus, dass der Bedarf für solche konkrete Unterstützung massiv steigen wird. Seine Befürchtung: „Auch Menschen, die bislang von ihrem Einkommen leben konnten, werden durch die massiven Preisanstiege mittelfristig unter Druck kommen.“
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„Entlastungspakete werden nicht ausreichen“
Ziel des Caritasverbandes sei es, auch künftig Menschen, die von Armut betroffen sind, zu helfen. Aber, er sagt auch: „Das werden wir nicht alleine schaffen können. Es ist aktuell gut, dass in unserer Gesellschaft eine hohe Spendenbereitschaft wahrzunehmen ist.“ Doch es müsse auch darum gehen, langfristig diese Krise zu bewältigen. Und mit Blick auf diese Herausforderung kommt Heinz-Georg Eirund zu der Einschätzung: „Die politisch beschlossenen Entlastungspakete werden nicht ausreichen. Der Staat muss vermutlich noch mehr tun.“ Auch Ulrich Schilling, Koordinator der Caritas-Warenkörbe, rechnet damit, dass sich die Situation für viele Menschen verschärfen könnte: „Ich gehe davon aus, dass sich noch mehr Hilfsbedürftige an uns wenden werden, wenn die Preissteigerungen in allen Lebensbereichen durchschlagen. Ich mache mir große Sorgen, dass es viele Menschen sehr hart treffen wird, wenn sie ihre Strom- und Gasabrechnungen bekommen.“
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Warenkorb-Stellen
Es gibt vier Ausgabestellen im Dekanat-Hochsauerland-Ost: in Brilon, Olsberg, Winterberg und Medebach. Einmal wöchentlich können dort Bedürftige gegen einen geringen Geldbetrag Lebens- und Hygienemittel erhalten. Diese wurden zuvor von regionalen Betrieben und Supermärkten gespendet.Ein Team Ehrenamtlicher holt die Spenden ab und verteilt die Lebensmittel tags drauf in den Warenkörben. Menschen, die besonderen Rat- oder Hilfebedarf haben, werden zu den hauptamtlichen Mitarbeitern der Caritas-Beratungsdienste vermittelt.Kunde kann jeder werden, der hilfsbedürftig ist. Wer in die Kundendatei aufgenommen werden möchte, sollte seinen Personalausweis und eine Bescheinigung mitbringen, die die Bedürftigkeit belegt (Bewilligungsbescheid für Sozialhilfe / Arbeitslosengeld II, der Renten- und BAföG-Bescheid oder eine Gehaltsabrechnung).
Mehrkosten auch für Caritas-Verband
Heinz-Georg Eirund machte aber auch deutlich, dass die Situation nicht nur für die Menschen, die durch die steigenden Preise zurzeit zunehmend unter Druck geraten schwierig ist, sondern auch für den Caritasverband als Wohlfahrtsverband und Unternehmen mit 58 Diensten und Einrichtungen. Der Caritas-Vorstand rechnet vor: Für das Jahr 2022 wird eine Kostenzunahme bei den Lebensmitteln von 321.000 Euro erwartet, bei den Energiekosten rechnet der Verband mit rund 350.000 Euro Mehrkosten. Und im Bereich der ambulanten Pflege werden durch die steigenden Spritpreise rund 55.000 Euro zusätzliche Kosten in diesem Jahr erwartet.
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Tankgutscheine für die Mitarbeiter
Heinz-Georg Eirund: „Natürlich haben wir aufgrund der hohen Inflationsrate das Jahr 2022 schon mit entsprechenden Kostensteigerungen geplant. Durch den Krieg in der Ukraine ist es zu einer dramatischen Entwicklung gekommen.“ Deshalb sei man mit den zuständigen Kostenträgern der Pflege- und Krankenkassen und des Landschaftsverbandes schon seit mehrere Wochen im Gespräch. Bislang sei aber keine Bereitschaft zur Verbesserung der Vergütung für die Dienstleistungen in Aussicht gestellt worden. Das betreffe die gesamte Wohlfahrtspflege. Deshalb fordert der Caritas-Vorstand: „Die Lösung muss durch die Politik kurzfristig herbeigeführt werden. Patienten, Klienten, Bewohner können es allein nicht stemmen. Die Qualität in den Altenheimen und den Einrichtungen der Eingliederungshilfe muss abgesichert werden. Die Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter können keinesfalls noch mehr auffangen als ohnehin schon.“
Apropos Mitarbeiter/innen: Die hohen Spritkosten versucht der Caritasverband übrigens durch Tankgutscheine und kleinere Zuschüsse für die Fahrt zum Arbeitsplatz auszugleichen.