Hochsauerlandkreis. Josef Schreiber vertritt Landwirte im HSK. Er kritisiert die Politik und sagt, wie die Versorgungssicherheit besser gewährleistet werden könnte.
Die Futtermittel- und Getreidepreise sind in Folge des Ukraine-Krieges stark gestiegen. Das spüren nicht nur die Verbraucher beim Einkaufen, sondern auch die heimischen Landwirte im Hochsauerlandkreis. Wir haben darüber mit Josef Schreiber, Vorsitzender des Landwirtschaftlichen Kreisverbandes im HSK und Sprecher der Bauern im Regierungsbezirk Arnsberg, gesprochen.
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Preissteigerungen
Schreiber betont, dass die Landwirte von den aktuellen Preiserhöhungen nicht profitieren würden, da auch die Bauern stark steigende Kosten zu verkraften hätten: „Uns laufen die Kosten für Energie, Düngemittel, Diesel und Futter davon. Vor einem Jahr kostete der Doppelzentner Düngemittel noch 24 Euro. Jetzt sind es über 90 Euro.“ Der Medebacher Landwirt geht davon aus, dass es noch im Laufe dieses Jahres zu einer Verknappung von Getreide und dadurch zu einer weiteren Verteuerung der Getreidepreise kommen wird. Die Ukraine sei der größte Getreidelieferant und angesichts des Krieges werde wahrscheinlich eine Aussaat in diesem Frühjahr dort gar nicht möglich sein.
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Diskussion über Reduzierung der Tiere
Aktuell gibt es Forderungen von Seiten der Politik, die Tierbestände zu reduzieren, um statt Futtergetreide künftig mehr Backgetreide anzubauen. Josef Schreiber hält dies allerdings für schwierig, da das Lebensmittelgetreide eine deutlich bessere Qualität habe. Und er sagt: „20 Prozent weniger Tiere. Das heißt auch 20 Prozent weniger Fleisch, Milch und Gülle als Dünger.“ Bundes-Umwelt- und Landwirtschaftsminister Cem Özdemir hat vor kurzem verschiedene Sofortmaßnahmen auf den Weg gebracht. Demnach sollen bestimmt ökologische Vorrangflächen zum Tierfutteranbau freigegeben werden. Eine uneingeschränkte Produktion und die Zulassung von Pflanzenschutzmitteln lehnt das Ministerium aus Naturschutzgründen aber ab.
Forderung: Gleichbehandlung aller EU-Staaten
Dass die ökologischen Vorrangflächen nur in Deutschland und nicht wie in der übrigen EU in vollem Umfang für die Bewirtschaftung freigegeben wurden, kritisiert Schreiber scharf. „Auf den Stilllegungsflächen nur eine Nutzung des Aufwuchses zu gestatten, anstatt, wie von Brüssel genehmigt, dort auch den Anbau von Getreide, Mais, Eiweißpflanzen, Futterpflanzen und anderen zuzulassen, ist viel zu kurz gesprungen, um der ethisch gebotenen Verantwortung nachzukommen. Die Agrarpolitik in Deutschland und der EU hat die Verantwortung, alles Machbare zu tun, um die Versorgungssicherheit in Europa und vor allem auch in ärmeren Schwellen- und Entwicklungsländern sicherzustellen. Wir fordern eine Gleichbehandlung aller EU-Staaten.“
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Mehr Flächen nutzen
Kritisch sieht der Sauerländer Landwirte auch eine EU-Vorgabe, nach der ab 2023 in ganz Europa auf vier Prozent der Ackerfläche nichts mehr wachsen soll. Landwirte sollen die Flächen ab Herbst 2022 nicht mehr beackern und einsäen. „Wir fordern eine Aussetzung dieser Pläne, damit wir in dieser Krisenzeit jeden Quadratmeter für Futter und Lebensmittel nutzen können“, so Josef Schreiber. Er geht davon aus, dass auch im Sauerland kurzfristig mehr Flächen als bisher für den Getreideanbau genutzt werden könnten. Eine genau Zahl könne er aber nicht abschätzen.
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