Hochsauerlandkreis. Die Städte Brilon, Olsberg, Marsberg, Winterberg, Medebach und Hallenberg erklären, wie den mittlerweile hunderten Flüchtlingen geholfen wird.

Seit Beginn des russischen Angriffskriegs gegen die Ukraine haben mehr als 4,3 Millionen Menschen das Land verlassen Das UN-Flüchtlingshilfswerk UNHCR spricht von der größten Flüchtlingskrise in Europa seit dem Zweiten Weltkrieg. Viele der Menschen kommen nach Deutschland, auch in den Hochsauerlandkreis. Die Städte rund um Brilon und Winterberg erklären auf Anfrage der WP Brilon, wie die aktuelle Lage aussieht und was derzeit gebraucht wird.

Winterberg: Wohnraumangebote sind stets willkommen

Rabea Kappen, Sprecherin der Stadt Winterberg, erklärt: „Die Stadt Winterberg hat bisher deutlich mehr Flüchtlinge aufgenommen, als es die Quote nach dem FlüAG erforderlich macht. Hier sind wir einer der Spitzenreiter in NRW.“ Da die Kommune die Quote aktuell übererfüllt, werden derzeit auch keine offiziellen Zuweisungen vom Land NRW erwartet. „Trotz der Übererfüllung konnten wir die Flüchtlinge bisher, wenn auch unter Schwierigkeiten, unterbringen. Das liegt daran, dass sich viele Menschen in unserer Stadt so hilfsbereit und solidarisch mit den aus der Ukraine geflüchteten Menschen zeigen und wir genügend Wohnraum angeboten bekommen haben.“ Allerdings stößt die Stadt langsam an ihre Grenzen, Wohnraumangebote seien stets willkommen, denn: 138 Personen sind in privaten Unterkünften und Wohnungen untergebracht. 86 ukrainische Flüchtlinge leben in Unterkünften, die derzeit kostenlos aus reiner Hilfsbereitschaft von Bürgerinnen und Bürgern zur Verfügung gestellt werden. 72 Menschen leben in Wohnungen, die von der Stadt angemietet werden. 20 Personen sind noch in Hotels untergebracht. In Winterberg gibt es für die ukrainischen Flüchtlinge einen Begegnungstreffpunkt in den Räumlichkeiten des Vereins KIPEPEO. Hier treffen sich die Ukrainer mehrmals wöchentlich und tauschen sich aus. „Durch die Integrationshelfer der Stadt und die ehrenamtlichen Strukturen und vielen Helferinnen und Helfer werden sie begleitet und bekommen die gewünschte erforderliche Hilfe“, so Kappen. In der ehemaligen Schule in Siedlinghausen werden die Flüchtlinge mit gespendeter Kleidung ausgestattet. „Es ist wirklich beeindruckend, was die ehrenamtlichen Kräfte dort auf die Beine gestellt haben“, sagt Rabea Kappen. Derzeit werden keine weiteren Spenden benötigt.

Brilon: 15 bis 20 weitere Flüchtlinge pro Woche

Aktuell rechnet die Stadt Brilon mit jeweils 15 bis 20 ukrainischen Flüchtlingen pro Woche. „Die Stadt Brilon bemüht sich nach Kräften, ausreichend Plätze zur Verfügung zu stellen und ist dauerhaft in Gesprächen mit potenziellen Vermietern“, so eine Sprecherin. Die Stadt mietet dazu Privathäuser und andere geeignete Unterkünfte an. Etwa 80 Personen wohnen bei Bekannten und Verwandten, weitere 23 hat die Caritas aufgenommen. Die Menschen, die Begleitung benötigen, werden von verschiedenen Organisationen unterstützt. „Unterstützung im Alltag und auch Übersetzer werden benötigt. Personen, die die Geflüchteten begleiten und unterstützen möchten, können sich gerne hier als Integrationspaten melden“, heißt es seitens der Stadt. Spenden werden derzeit nicht benötigt, die Geflüchteten erhalten finanzielle Unterstützung nach dem Asylbewerberleistungsgesetz, Möbel werden durch die Stadt zur Verfügung gestellt.

Marsberg: Flüchtlinge werden von Bekannten und Verwandten betreut

Die Aufnahmequote der Stadt Marsberg liegt bei 102 Prozent und ist derzeit erfüllt. Bisher konnten alle ankommenden Personen untergebracht werden. „Die Flüchtlinge konnten bisher vorwiegend in Privatwohnungen untergebracht werden. Bis zum 31. März lebten 41 Personen vorübergehend in einem Missionshaus und eine Person vorübergehend in einer städtischen Gemeinschaftsunterkunft“, erklärt Michael Becker vom Sozialamt Marsberg. Die angekommenen Flüchtlinge werden derzeit durch Verwandte, Bekannte und ehrenamtlich engagierte Bürger begleitet. „Die ankommenden Menschen erhalten Hilfen nach dem Asylbewerberleistungsgesetz. Im Übrigen ist die Hilfsbereitschaft aus der Marsberger Bürgerschaft sehr groß.“

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Medebach: Die Aufnahmequote ist derzeit übererfüllt

Die Medebacher Aufnahmequote ist derzeit übererfüllt, so dass zur Zeit nicht mit offiziellen Zuweisungen gerechnet werden muss. Thomas Grosche, Bürgermeister von Medebach, sagt: „Nach unserem Aufruf, dass wir für die Flüchtlinge aus der Ukraine dringend Wohnraum benötigen, haben wir dankenswerter Weise viele Rückmeldungen bekommen. Daher konnten bislang alle hier angekommenen Flüchtlinge privat untergebracht werden. Weiterhin sind wir für Wohnungsangebote, insbesondere für kleinere Wohnungen, dankbar.“ Die Begleitung der Flüchtlinge erfolgt hier zum einen durch die Mitarbeiter des Sozialamts, zum anderen durch die vielen ehrenamtlichen Flüchtlingshelfer, Frauen aus der Ukraine, die auch als Dolmetscherinnen fungieren und ebenfalls in ganz vorbildlicher Weise durch die Vermieter. Die Versorgung der Menschen zum Beispiel mit Lebensmitteln, Kleidung oder Möbel ist derzeit, auch hier mit Unterstützung ehrenamtlicher Helferinnen und Helfer, sichergestellt. Thomas Grosche: „Spenden sind weiterhin willkommen.“

Olsberg: Die Hilfsbereitschaft ist nach wie vor hoch

Flüchtlinge aus der Ukraine kommen entweder über familiäre oder persönliche Kontakte in die Stadt Olsberg oder durch Zuweisungen durch das Land NRW. „Diese Zuweisungen erfolgen im Regelfall sukzessive – daher sind auch für die kommenden Tage weitere Ankünfte angekündigt“, so Jörg Fröhling, Sprecher der Stadt Olsberg. Der Stadt Olsberg sind einige Wohnungen zur Unterbringung von Menschen aus der Ukraine angeboten worden – die Hilfsbereitschaft sei nach wie vor sehr hoch. „Insofern gibt es aktuell ausreichend Wohnraum, auf den bei der Unterbringung zurückgegriffen werden kann“, so Fröhling. Die 92 Menschen, die über persönliche Kontakte nach Olsberg gekommen sind, sind privat untergebracht. Personen, die über Zuweisungen ins Stadtgebiet gekommen sind, wurde Wohnraum durch die Stadt Olsberg zur Verfügung gestellt. „Gastgeber von Menschen, die privat untergebracht wurden, haben zumeist einen familiären oder anderen persönlichen Bezug zu ihren Gästen und sind selbst auch osteuropäischer Herkunft. Insofern ist auch eine Begleitung im Regelfall sichergestellt“ erklärt Jörg Fröhling. Daneben gibt es für alle Flüchtlinge Beratung zu ihren persönlichen Anliegen in der Stadtverwaltung. „Aktuell hat sich der ehrenamtliche Kreis der Flüchtlingshilfe neu formiert, der eine enorm wichtige Arbeit leistet. Die Hilfsbereitschaft in der Bürgerschaft ist nach wie vor sehr hoch.“ Lebensmittelspenden sind über den Warenkorb der Caritas möglich, gut erhaltene Kleiderspenden können bei der Kleiderkammer in Bigge abgegeben werden. Bei den Beratungsgesprächen im Rathaus werden die Flüchtlinge auf diese Möglichkeiten aufmerksam gemacht.

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Hallenberg: Zuversichtlich, dass neuer Wohnraum gefunden wird

„Vor Kriegsbeginn in der Ukraine lag unsere Erfüllungsquote über 100 Prozent“, erklärt Enrico Eppner, Bürgermeister von Hallenberg. Zu Beginn der Woche habe sie bei rund 51 Prozent gelegen, was sich schon jetzt weder geändert haben dürfte, da weitere Menschen in Hallenberg angekommen sind. „Die Wohnraumsituation in der Stadt Hallenberg ist wie vielerorts angespannt und damit einhergehend ist die Erfüllung der Quote eine große Herausforderung. Wir sind durchweg in Gesprächen und zuversichtlich weiteren Wohnraum zu akquirieren“, erklärt Eppner. Bis dato sind alle geflüchteten Mitmenschen durch private Initiative nach Hallenberg gekommen und auch so untergebracht worden. Sind die Geflüchteten einmal „angekommen“, läuft der reguläre Prozess im Asylverfahren ab und den Schutzsuchenden werden alle notwendigen Mittel zur Verfügung gestellt. „Seitens der Stadtverwaltung koordinieren wir vorerst alle Angebote bzw. Sachspenden um sie im Bedarfsfall, abzurufen. Wie in allen Kommunen ist die Situation der Bedarfe jedoch nicht kalkulierbar oder absehbar“, so Eppner weiter.