Hochsauerlandkreis/Brilon. Shopping-Bummel oder Supermarkt – drei Reporter machen den Selbsttest und gehen im Sauerland ohne Maske ins Geschäft. Das sind ihre Eindrücke:
Die Maskenpflicht in öffentlichen Räumen endet, viele tragen die Maske weiterhin. Doch, wie fühlt sich das eigentlich an im Hochsauerland, ohne Maske in den Alltag zu starten – nach zwei Jahren Pandemie? Wir gingen ohne Maske in….
… die Einkaufsstraße
„Sag mal, ich darf jetzt aber ohne Maske in die Geschäfte, oder?“, frage ich meinen Mann. Ich weiß, dass ich das darf. Richtig gut fühlt sich das aber nicht an. Ich drücke sanft die Tür zu einer meiner Lieblings-Boutiquen auf und linse hinein. Ich erwarte förmlich eine harsche Zurechtweisung wegen der fehlenden Maske. Doch nichts, die Verkäuferin begrüßt mich freundlich, fragt ob ich etwas suche, kehrt zurück hinter den Tresen. Ich höre sie mit einer Kundin reden. „Ja, wahnsinnig ungewohnt, oder? So ganz ohne Maske.“ Innerlich nicke ich.
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Ich fühle mich, als würde ich etwas Verbotenes tun. In einem Schuhgeschäft kommt eine ältere Dame mit Maske in den Laden und ich fühl mich, als würde ich aus der Menge herausstechen, weil ich ohne unterwegs bin. Beim Woolworth lächelt die Verkäuferin mich herzlich an und zum ersten Mal fällt mir auf, wie sehr mir dieser kleine zwischenmenschliche Kontakt gefehlt hat. Ich lächele zurück, als eine von zwei Kundinnen ohne Maske in dem Laden. Fast jeder trägt sie hier. Ich streife durch die Gänge, entspannter. Zum ersten Mal denke ich, wie schön es ist, ohne Maske einkaufen zu gehen. Ohne beschlagene Brille, Kerzengeruch in der Nase, wie früher. Ich werde bei der Maske bleiben, aber ich merke, wie sich das Einkaufen ohne sie nach Leichtigkeit anfühlt. Irgendwann, weiß ich, werde ich das genießen. Jetzt aber noch nicht.
...ins Schwimmbad
Endlich! Das Medebacher Hallenbad hat nach langer Renovierung wieder auf. Und ich tauche ab! Oben ohne! Also ohne Maske und so. Es ist ungewohnt, die „Maultasche“ in der Schwimmtasche zu verstauen. Habe ich denn jetzt alles? Brille sicher verpackt, Euro-Münze für den Schrank? Und was, wenn jemand den Impfnachweis sehen möchte? Ich sollte das Smartphone lieber mit in die Schwimmhalle nehmen. Aber ich bin ja schon geduscht. Mit nassen Händen suche ich in der Tasche nach dem Handtelefon. Es tropft aufs Gerät. Funktioniert die App noch? Mit nassem Daumen lässt sich der Code nicht entsperren. Egal. Handy in die Tasche! Ab in die Fluten!
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Dort sind schon viele andere. Jetzt nur nicht zu dicht aufschwimmen! Ich bleibe lieber beim Brust-Stil. Trotz 3,5 Dioptrien und ohne Brille sehe ich dann zumindest, wohin ich schwimme. In Rückenlage könnte es eine Katastrophe geben. Achtung, der Schaufelrad-Dampfer vom Mississippi kommt! Ob Chlor oder Salz wohl Corona-Viren abtöten? Zu spät! Ich ziehe meinen Bahnen. Herrlich! Das habe ich vermisst. Ungewohnt: So viele Leute um mich herum und alle ohne Maske. Vielleicht sollte ich wenigstens die Chlorbrille über die Nase - ach Quatsch! Eine gute halbe Stunde intensiv geschwommen - das reicht für den Anfang. Jetzt in die Umkleide. Es ist alles hübsch und neu, aber irgendwie enger als früher. Auch hier trägt niemand Maske. Das Papier-Vlies-Teil würde jetzt auch aufweichen. Dummerweise ist mein Spind ganz hinten in der Ecke und ich muss an vier Leuten vorbei, um den Schrank zu öffnen. „Darf ich mal. Entschuldigung! Äh, ich muss da hinten...!“ Schnell noch maskieren, Luft anhalten oder in den nassen Ellenbogen atmen? Ich schaff’s oben ohne und ohne all das. Abtrocknen, Buxe, Socken, Hemd, Jacke und Maske an! Fertig. Ich gebe zu: Ich habe sie vermisst. Habe ich alles? Mist! Die Euro-Münze im Spind vergessen!
… in den Supermarkt
Die Maske liegt immer griffbereit im Auto. Mal eben schnell vor der Arbeit in den Supermarkt zum Einkaufen. Da gehört die Maske inzwischen selbstverständlich dazu. Und diesmal ohne Maske in den Discounter? Ich stecke sie zumindest mal in die Jackentasche – man weiß ja nie! Die Schiebetür öffnet sich, schwupps bin ich drin. Fühlt sich irgendwie verboten an. Passend dazu taucht im Gang ein Polizist auf. Er trägt beim Einkaufen eine Maske. Jetzt fühlt es sich irgendwie noch verbotener an. Egal, weiter. Ich sage mir: Keine Sorge. Es gibt hier keine Maskenpflicht mehr. Aber alle anderen tragen eine. Die um diese Uhrzeit noch wenigen Kunden und auch die Supermarkt-Mitarbeiter – alle haben einen Mundschutz. Nur ich nicht. Bilde ich es mir ein oder lassen sie alle mich spüren, dass sie mein Verhalten missbilligen? Warum guckt die Frau, die mit ihrem Einkaufswagen durch die Regalreihen rollt, mich so an? Ihre Augen lächeln jedenfalls nicht sehr freundlich. Ich grüße einen jungen Mitarbeiter, der gerade ein Regal befüllt. Er nickt kurz und zupft sich demonstrativ seine Maske zurecht. Eine andere Mitarbeiterin dagegen trägt ihren Mundschutz lässig unterm Kinn.
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Und dann taucht plötzlich doch noch ein Maskenloser auf. Jogging-Hose im Tarnanzug-Dress, breitbeinig läuft er ohne Wagen durch den Laden, greift sich ein paar Teile und geht zur Kasse. Wartet. Hustet laut, hustet noch mal. Kurzentschlossen drehe ich eine Zusatz-Runde am leeren Mehlregal vorbei. Hinter dem Typ möchte ich mich jetzt ehrlich gesagt nicht an der Kasse anstellen – wir beide so nah, ganz ohne Maske. Ne, da drehe ich lieber noch eine Zusatz-Runde und beschließe: Jetzt ist es definitiv Zeit, das Ding wieder aufzusetzen. Ab dem Kassenband gehöre ich wieder zum Team Vorsicht – fühlt sich irgendwie besser an; zumindest vorerst.....