Messinghausen. Das Ehepaar Karpinski aus Messinghausen hatte eine Hilfsaktion für Ukraine-Flüchtlinge gestartet. Inzwischen sind die Spenden vor Ort angekommen.

„Die Spendenbereitschaft ist überwältigend. Das ist Wahnsinn“, erzählt Daniel Karpinski aus Messinghausen. Er hatte vor gut einer Woche gemeinsam mit seiner Frau Nina einen Spendenaufruf für Flüchtlinge aus der Ukraine gestartet. Nun blickt er auf eine anstrengende, aber erfolgreiche Woche zurück: Die Spenden sind bereits in Polen angekommen.

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Daniel Karpinski aus Messinghausen hatte gemeinsam mit seiner Frau Nina einen Hilfsaufruf gestartet.
Daniel Karpinski aus Messinghausen hatte gemeinsam mit seiner Frau Nina einen Hilfsaufruf gestartet. © Nina Karpinski/ Privat

Große Spendenbereitschaft

Die Karpinskis hatten am letzten Februarwochenende kurzerhand ihre Doppelgarage in eine Spenden-Annahmestelle umgewandelt. Da ahnten sie noch nicht, wie schnell sie sich füllen und welche enorme Logistik ihr Hilfe-Aufruf erfordern würde. Schon nach nur zwei Tagen konnte der erste Transporter – gefüllt mit Lebensmitteln, Kleidung, Matratzen, Decken und Hygiene-Artikel - auf den Weg geschickt werden. Zeitweise konnte die Familie aus Messinghausen in der vergangenen Woche die Spendenannahme allerdings gar nicht mehr bewältigen und musste einen Annahmestopp verkünden. Das wiederum stieß bei einigen Spendenwilligen auf großes Unverständnis, so dass Nina Karpinski auf Facebook, wo sie über die Wildvogelhilfe Brilon um Spenden geben hatte, vor ein paar Tagen einen Hilferuf absetzte: „Ich appelliere an die Manieren der Menschen. Geht die Helfer von Sammelstationen nicht verbal an, wenn wir die Annahme verweigern. Wir sind voll, es passt nichts mehr. Das sollte man akzeptieren. Heute kam es öfter zu sehr unmenschlichen Situationen – dafür habe ich kein Verständnis.“ Unter anderem sei ihre Mutter unangemessen angegangen worden.

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Kooperation mit Taxi-Unternehmen aus Eslohe

Kurzfristige Entlastung gab es, nachdem der „PC-Spezialist“ aus Brilon zusätzliche Lagerflächen zur Verfügung gestellt hatte, die jedoch auch schnell ausgeschöpft waren. Nachdem zwei große Transporter zu einem Umschlaglager in Zielona Gora (Polen) gestartet waren,zeichnete sich dann die Möglichkeit ab, mit einer anderen Hilfs-Aktion im Sauerland zu kooperieren:„Dank einer genialen Zusammenarbeit mit dem Taxi Unternehmen Fabri aus Eslohe, das selbst enorm viele Spenden gesammelt hat, gelang es, einen Konvoi mit zwei 40-Tonnern und drei Transportern auf die Beine zu stellen, der aus Eslohe losgerollt ist.“ Ziel war ein Umschlaglager der Caritas in Lublin, das ca. 70 Kilometer von der ukrainischen Grenze entfernt ist.“ Am Montagmorgen berichtet Daniel Karpinski dann erleichtert: „Um 8 Uhr wurde das Ziel erreicht.“

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Flüchtlinge „erschöpft und erleichtert“

Er schildert die Eindrücke, die ihm von dort berichtet wurden: „Elend und Hilfsbedürftigkeit sind hier sehr eng beieinander. Die Fahrer sind betrübt und bedrückt von dem, was sie dort zu Gesicht bekommen. Es sind viele Menschen, die bemüht sind, die vielen Hilfsgüter zu verteilen, gleichzeitig wird schnell klar, dass hier das pure Chaos herrscht und man mit der Situation im Grunde völlig überfordert ist. Neben den Hilfsgütern, die hier fast im Halbstundentakt eintreffen, wird sich hier gleichzeitig um Kriegsflüchtlinge bemüht. Frauen mit ihren Kindern treffen hier ein, sie haben teilweise Märsche von über 100 km zu Fuß hinter sich, sind erschöpft und dennoch erleichtert, dass sie hier angekommen sind. Sie beschreiben ein Wechselbad der Gefühle, Elend, Trauer, Wut und Erleichterungen gehen ineinander über.“

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Viele Unterstützer

Daniel Karpinski berichtet, dass die Fahrer Eindrücke aufnehmen, die fernab von unserer Vorstellungskraft liegt, Eindrücke, die sie sicher nie mehr vergessen werden. Der 37-Jährige sagt allen, die zum Gelingen der Aktion beigetragen haben, ganz herzlich Dankeschön. „Dank vieler Helfer, Fahrer und Menschen, die Fahrzeuge zur Verfügung gestellt haben, wie das Sanitätshaus Löhr und Becker Matratzen, konnten die bei uns gesammelten Sachspenden nach Eslohe transportiert werden.“ Die Speditionen GlexX sowie Richter & Friedewald stellten von dort aus die Lkw zur Verfügung. Und es fanden sich Fahrer, die bereit waren, die Strecke, von hin und zurück jeweils ca. 1.300 Kilometern, zu fahren. Zum Gelingen der Aktion trug auch die Firma Ihme Media aus Iserlohn bei, die in einer spontan eingelegten Spätschicht die Aufkleber für den Fuhrpark angefertigt hat, so dass sie auf ihrer Route als Hilfstransport zu identifizieren waren.

Daniel Karpinski freut sich: „Menschen aus dem ganzen Sauerland haben hier zusammengearbeitet.“ Es bedeute ihm sehr viel, dass sich so viele Menschen zusammengefunden haben, um den Ukrainern, auch in Polen, so starke und großartige Hilfe zukommen zu lassen.

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