Hochsauerlandkreis/Medebach. Krieg in der Ukraine: Eine Frau aus Medebach mit ukrainischen Wurzeln sammelt Spenden. Sie erklärt, was ihre Landsleute jetzt wirklich brauchen:

Die Medebacherin Svitlana May ist dankbar. Dankbar für die große andauerende Unterstützung der Medebacher für ihre ukrainische Heimat. Die Anspannung, der Stress der vergangenen Tage ist ihr zwar anzumerken. Doch lässt sie sich nicht davon abbringen, sich weiterhin für ihre Landsleute einzusetzen. So sammelt sie schon seit vergangener Woche Sachspenden für die von Krieg und Leid erschütterten Ukrainer. Sie organisiert ehrenamtlich gemeinsam mit vielen Unterstützern Hilfstransporte an die polnisch-ukrainische Grenze. Außerdem sorgt sie dafür, dass Flüchtlinge, denen die Flucht vor Putins Angriffskrieg gelungen ist, nach Deutschland in Sicherheit gebracht werden.

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Große Hilfsbereitschaft in Medebach: Bereits in der vergangenen Woche spendeten viele Menschen Hilfsgüter für die Menschen in der Ukraine.
Große Hilfsbereitschaft in Medebach: Bereits in der vergangenen Woche spendeten viele Menschen Hilfsgüter für die Menschen in der Ukraine. © WP | Benedikt Schülter

Schwarze Rucksäcke als Schutz vor den russischen Angriffstruppen

Die Spenden werden an der Grenze direkt an ukrainische Helfer übergeben, die diese an die Zivilbevölkerung in den von der russischen Armee bedrohten oder angegriffenen Ortschaften verteilen. „Mir geht es um Soforthilfe. Die Spenden sollen direkt dort verwendet werden können, wo sie jetzt am allerdringendsten gebraucht werden“, sagt May.

Die Medebacherin Svitlana May, hier mit einem ukrainischen Fahrer der sie bei den Hilfstransporten unterstützt, setzt sich engagiert für die Ukraine ein.
Die Medebacherin Svitlana May, hier mit einem ukrainischen Fahrer der sie bei den Hilfstransporten unterstützt, setzt sich engagiert für die Ukraine ein. © WP | Benedikt Schülter

Nach ihren neuesten Erkenntnissen beim Austausch mit den Menschen im Krisengebiet benötigen sie dort dringend Sachspenden, die dort im Alltag zum Überleben helfen. Aktuell sei der Bedarf besonders für folgende Gegenstände groß: ISO-Matten, Schlafsäcke und dunkle sowie schwarze Rucksäcke, damit man nicht von Weitem von den russischen Truppen entdeckt wird, berichtet sie.

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Sterben für die Zukunft der eigenen Kinder - Gurkenglas als Waffe

Die Menschen, teilweise Jugendliche von 18 Jahren, die in den bedrohten Ortschaften weiterhin ausharren würden, seien zu allem bereit, ihre Heimat gegen den Feind zu verteidigen. Anders als beispielsweise in Deutschland seien die meisten jungen Männer dort bereits mit 25 Jahren verheiratet - hätten Kinder. Viele seien motiviert, für die Zukunft ihrer Kinder zu sterben, sagt May. „Der Krieg wird erst vorbei sein, wenn die Ukraine frei sein wird“, so die Krankenschwester mit tränenerstickter Stimme. Auch alte Menschen seien nicht bereit, ihre Heimat kampflos zu übergeben. So habe man ihr von einer älteren Frau berichtet, die von einem mehrstöckigen Haus aus mit einem Gurkenglas einen russischen Soldaten getroffen habe.

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Darum brauchen die Ukrainer Ferngläser

Sie werde sich weiterhin dafür einsetzen, dass ihre Landsleute mit dem nötigsten versorgt würden. Dazu gehörten auch Protein-Riegel sowie eine elektronische Ausstattung wie Stirnlampen mit Batterien, Taschenlampen mit Batterien, Ladekabel für Autobatterien und Solarzelle mit Aufladefunktion. Außerdem benötigten ihre Landsleute Ferngläser, um beispielsweise Gefahren wie Beschuss oder feindliche Truppenbewegungen ausschließen zu können.

Ein Freiwilliger der ukrainischen Territorialen Verteidigungskräfte inspiziert beschädigte russische Millitärfahrzeuge am Stadtrand von Charkiw.
Ein Freiwilliger der ukrainischen Territorialen Verteidigungskräfte inspiziert beschädigte russische Millitärfahrzeuge am Stadtrand von Charkiw. © dpa | Marienko Andrew

Die Hilfsgüter und die funktionsfähigen Geräte können direkt in Medebach bei Frau May unter 0160-1582299 abgegeben werden. Der nächste Transport werde bald erwartet. Die Hilfsgüter und Geldspenden würden in Abstimmung mit der Stadt Medebach ausschließlich für humanitäre Zwecke eingesetzt, sagt May.

Bereit für den Tod in der Kriegshölle

Für die geleistete Unterstützung und Hilfe bedankt sich May herzlich bei allen Spendern. Auch Geldspenden sei weiterhin willkommen „Jeder Cent hilft“, so die seelisch tief getroffene May. Zum Glück habe ihre Tochter nach Tagen im Bunker es aus der Kriegshölle nach Medebach geschafft. Trotzdem würde der Großteil ihrer Familie in der Ukraine bleiben. Ihr Vater habe gesagt, so May: „Da wo ich geboren bin, will ich sterben.“