Medebach. Putins Angriffskrieg trifft die Ukraine brutal. In Medebach läuft eine Hilfsaktion. Die Solidarität ist riesig - um noch mehr Hilfe wird gebeten:
An diesem Montagmittag herrscht vor der Marienapotheke in Medebach reges Treiben. Unzählige Helfer packen und sortieren Hilfsgüter, die für die Ukrainer gedacht sind. Initiatorin ist die gebürtige Ukrainerin Svitlana May. Unermüdliche koordiniert sie die Hilfe für ihre Heimatland. Nach dem völkerrechtswidrigen russischen Einmarsch in ihr Heimatland habe sie zunächst tagelang geweint und „fassungslos“ die Geschehnisse am Fernseher verfolgt, sagt sie.
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Die Angst ist extrem groß
Die Angst um Teile ihrer Familie die dort immer noch lebten sei extrem groß, sagt sie. Doch dann habe ihre Tochter sie motiviert, etwas zu unternehmen, so May. Der erste Hilfstransport von Medebach aus in die Ukraine fand am Montag statt. Von der Auswahl der Gegenstände bis zum Ankommen im Krisengebiet hat May alles geplant. Außerdem stellt sicher, dass alles bei den Hilfsbedürftigen ankomme.
Paul Hundelshausen sieht müde aus. Er habe bereits eine Nachtschicht hinter sich, sagt der Besitzer der Apotheke und bittet in ein Hinterzimmer, um in Ruhe davon zu berichten, was ihn und seine Mitstreiter seit der vergangenen Woche seit dem Überfall Russlands auf die Ukraine beschäftigt: Helfen.
Es ist eine Selbstverständlichkeit
Für ihn sei es eine Selbstverständlichkeit gewesen, die Initiative von Svitlana May zu unterstützen, sagt er. Schon seit ein paar Jahren habe man die Ukrainer in der Donbass-Region mit Verbänden, Desinfektionsmitteln und warmer Kleidung unterstützt“, sagt er. Mit dem Einmarsch der russischen Armee sei die Lage natürlich viel dramatischer. Um so mehr freue er sich über die „unfassbare Hilfsbereitschaft“, so Hundelshausen. Mehr als 50 Kubikmeter Hilfsgüter habe man erhalten. Ein Skiverleiher habe sogar einen ganzen Container Skibekleidung gespendet, so Hundelshausen.
„Wir haben deutlich mehr erhalten, als wir uns vorstellen konnten“, sagt der Apotheker. Deshalb habe man kurzfristig noch einen weiteren Lastwagen organisieren müssen. Insgesamt drei Busse und der besagte LKW sollen nun die Güter an die polnisch-ukrainische Grenze bringen. Bei Minus zehn Grad bräuchten die Ukrainer dringend warme Kleidungsstücke, aber auch Ferngläser oder Stirnlampen. Wenn diese Dinge übergeben worden sind, sollen die Fahrzeuge aber nicht leer wieder zurückfahren, sagt Hundelshausen. „Wir wollen die Busse mit Flüchtlingen besetzen und nach Deutschland bringen“, sagt der Apotheker.
Eine Welle der Solidarität
Hundelshausens Sohn Max steht zwischen unzähligen Umzugskartons, Kisten und Plastiksäcken vor der Marienapotheke in Medebach und schüttelt etwas ungläubig den Kopf. „Ich kann es immer noch nicht fassen, wie schnell und vor allen wie viele helfen wollen“, sagt er. Erst einen Tag vorher, am vergangenen Sonntag, sei der Spendenaufruf im Internet veröffentlicht worden. „Morgen geht ein Hilfstransport von Medebach in die Ukraine. Gebraucht werden: Decken, warme Schuhe und Stiefel, Schlafsäcke, Medikamente, Schmerzmittel, Verbandszeug, Webcams und Ferngläser, hatte es in einem Post in einem Sozialen Netzwerk geheißen.
Mit großem Erfolg. Die Hilfsbereitschaft für die Menschen in der Ukraine sei überwältigend, berichtet er. Dabei seien nicht nur Spender aus Medebach vorbei gekommen. Die Welle der Solidarität sei von Brilon, Schmallenberg und Winterberg bis hierhin geschwappt.
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Auch Franziska Wilke packt mit an. Sie sortiert gerade Schuhe in einen Karton. Die Studentin ist mit voller Überzeugung dabei, etwas Gutes zu tun. Ihre Mutter habe ihr von der Aktion berichtet sie. „Mehr kann man ja nicht tun“, sagt sie. Max Hundelshausen rückt seine Maske gerade und wischt sich den Schweiß von der Stirn. „Wenn diese Aktion hier beendet ist, werden wir uns in den Armen liegen und heulen“, sagt er.
Spendenaufruf
Zum Überleben werden aktuell dringend Notstromaggregate benötigt, die vom heimischen Werkstoffmarkt kurzfristig geliefert werden können.
Die hier gespendeten Gelder werden somit direkt für alle Waren in den ortsansässigen Geschäften und Tankstellen in Medebach eingelöst.
Es sollen weitere Transporte folgen und daher können auch weiterhin Spenden in der Marien-Apotheke oder bei Svitlana May abgegeben werden.
Für die Geldspenden hat die Katholische Kirchengemeinde St. Peter und Paul Medebach ein Spendenkonto eingerichtet:IBAN DE31 4606 2817 3530 2640 00 Stichwort: Hilfe Ukraine
Es sind jederzeit Spenden willkommen, um den Menschen im sehr schwierigen Umfeld noch ein Überleben im Alltag zu ermöglichen.