Marsberg. Im Krankenhaus Marsberg wird genau auf die Medikamentation der Patienten geachtet. Expertin Franziska Hermann kann so die Genesung beschleunigen:

Als die 83-jährige Irmgard Pollmann mit einer Rippenfellentzündung im St.-Marien-HospitalMarsberg eingeliefert wird, machen ihr zusätzlich diverse Vorerkrankungen zu schaffen. Unter anderem aufgrund von Herzrhythmusstörungen nimmt sie Medikamente ein. Apothekerin Franziska Herrmann ist spezialisiert auf Arzneimitteltherapiesicherheit (ATMS) – das heißt, sie kennt sich ganz genau aus mit unerwünschten Wirkungen von Medikamenten und Wechselwirkungen von Wirkstoffen.

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„Studienlage oft mangelhaft“

Der individuelle Medikationsplan eines Patienten wird daher auf diese Problembereiche hin analysiert. „Gerade ältere Patienten nehmen oft viele verschiedene Arzneimittel ein, so dass potenzielle Nebenwirkungen und Wechselwirkungen stark zunehmen können“, so Herrmann. Überdies wirken Medikamente bei älteren Patienten teilweise anders als bei jüngeren Erwachsenen.

„Viele Zulassungsstudien von Medikamenten klammern ältere Patienten aus, so dass die Studienlage diesbezüglich oft mangelhaft ist“, sagt Dr. Norbert Bradtke, Chefarzt der Klinik für Innere Medizin, Gastroenterologie, Diabetologie und Geriatrie.

Einmal in der Woche macht sich Franziska Herrmann oder eine ihrer Kolleginnen von Paderborn aus auf den Weg nach Marsberg. Das Team des „paderlog“, das wie das Brüderkrankenhaus St. Josef Paderborn zur BBT-Gruppe gehört, verteilt die Medikamente nicht nur, sondern prüft, ob sie den Bedürfnissen und Anforderungen der einzelnen Patienten entsprechen.

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„Viel größere Therapietreue“

Als zertifizierte ATMS-Managerin berät sich Franziska Herrmann mit dem behandelnden Facharzt. In der gemeinsamen Fallbesprechung wird analysiert, ob der Einnahmeplan den Bedürfnissen der Patientin entspricht oder ob er angepasst werden sollte. „Wir prüfen, ob Dosis oder Wirkstoffe stimmen“, betonen Franziska Herrmann und Dr. Norbert Bradtke.

Der Patientin wird erklärt, warum und wann sie welches Medikament einnehmen soll und was zum Beispiel der Zeitpunkt der Einnahme vor oder nach einer Mahlzeit für eine Bedeutung hat“, sagen Bradtke und Herrmann. „Patienten, die über ihre Erkrankung und deren Behandlung gut informiert sind, zeigen oft eine viel größere Therapietreue“, ergänzt Norbert Bradtke.

Bei Irmgard Pollmann können die Dosierungen vieler Arzneien im Verlauf ihres Krankenhausaufenthalts reduziert werden. Die Wassereinlagerungen nach der akut verschlechterten Herzfunktion und die Rippenfellentzündung haben sich zurückgebildet, der Allgemeinzustand hat sich verbessert. Demnächst kann die Patientin entlassen werden.

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„Positive Emotionen helfen bei Genesung“

„Dass die Mitarbeiterinnen aus der Pflege zu einer wunderbaren zwischenmenschlichen Begegnung beigetragen haben, hat großen Anteil an meiner Genesung“, Irmgard Pollmann strahlt über das ganze Gesicht: In den Pfarrnachrichten, die auf Station ausliegen, las sie einen Artikel über ihren Neffen. Den hatte sie seit 37 Jahren nicht gesehen. Das Team der Pflege organisierte ein Wiedertreffen auf der Station. „Karl-Heinz in meine Arme zu schließen war ein Geschenk“, sagt die Seniorin.

Apothekerin Franziska Herrmann und Norbert Bradtke freuen sich, dass Irmgard Pollmann ihren Weg zurück in ein möglichst selbstgestaltetes Leben gefunden hat. Den Wert einer stabilen psychischen Verfassung, hier unterstützt durch das Wiedersehen eines Familienmitglieds, stufen sie hoch ein: „Positive Emotionen helfen bei der Genesung jedes Patienten.“