Winterberg. Früher freute sich Winterberg während der Krokusferien über hohe Einnahmen. Die Zwischenbilanz ist ernüchternd. Die Gründe unterschiedlich

Im Moment ist es ruhig in der Innenstadt von Winterberg. Ein wenig Schneematsch liegt zusammengeschoben auf dem Boden des Marktplatzes. Dicke Regentropfen klatschen auf das Pflaster. Kein Wunder, dass sich der Touristen-Trubel in Winterberg an diesem Donnerstagnachmittag in Grenzen hält. Etwas, was der Tourismuschef des Urlaubsortes nicht so gerne sieht.

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Es ist schon weniger los in Winterberg

Winfried Borgmann hatte im Hinblick auf die sogenannten Krokusferien in den Niederlanden noch vor einer Woche gegenüber der WP gesagt, dass er „positiv“ gestimmt sei. Es gebe jedoch noch freie Unterkünfte. Nun, fast eine Woche später, sei die Zwischenbilanz eher ernüchternd, sagt Borgmann. „Es ist noch deutlich Luft nach oben“, sagt er. Im Gegensatz zu früheren Krokusferien sei schon deutlich weniger los. Die Gründe dafür lägen aber auch auf der Hand.

Dabei spiele unter anderem das schlechte Wetter der vergangenen Tage eine große Rolle. Dadurch, dass viele wegen der Coronapandemie recht spät buchen würden, halte die Wetterlage möglicherweise einige davon ab, nach Winterberg zu fahren. Hinzu komme, dass viele Wanderwege derzeit matschig und noch von den Sturmschäden der vergangenen Woche beeinträchtigt seien. Nun wolle er aber hoffnungsvoll in die zweite Hälfte der Krokusferien blicken.

Die triste Wetterlage zieht aktuell nur wenige Touristen in die Innenstadt von Winterberg. Am Wochenende soll es aber besser werden.
Die triste Wetterlage zieht aktuell nur wenige Touristen in die Innenstadt von Winterberg. Am Wochenende soll es aber besser werden. © Benedikt Schülter

Viele Touristen feiern lieber wilde Partys, statt sich was Schönes zu gönnen

Dagegen schauen Chris und Bettina van der Lugt eher skeptisch nach vorne. Das Ehepaar betreibt in der Hauptstraße in Winterberg das Bekleidungs- und Dekorationsgeschäft Kurvenreich. „Wir überlegen gerade, ob wir überhaupt noch weitermachen sollen“, sagt Bettina van de Lugt und blickt dabei sorgenvoll ihren Mann an. Früher sei ihr Geschäft wegen der Krokusferien super gelaufen, sagt Chris van der Lugt. Doch mit der Pandemie hätte sich die Art der Touristen geändert. „Früher hatten wir Touristen die sich immer noch etwas Schönes gegönnt haben. Jetzt wollen viele Touristen wilde Partys feiern“, sagt Bettina und lässt ihren Blick über die Kleider und Dekorschilder in ihrem Verkaufsraum streifen.

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Kaufwillige Kundschaft bliebe lieber zu Hause in den den Niederlanden, aufgrund der Unsicherheiten bezüglich der Pandemie. Stattdessen kämen immer mehr jüngere Partytouristen nach Winterberg. Die würden sich aber nicht für ihr Angebot interessieren. Stattdessen würde in einer Ferienwohnung in ihrer direkten Nachbarschaft zum Geschäft lauthals Partys gefeiert. Weitere Unannehmlichkeiten kämen hinzu. Beispielsweise Holzpaletten, die sie vor ihrem Laden zum Ausstellen ihrer Waren verwendeten, seien schon von Unbekannten weggeschleppt und woanders deponiert worden. Die van der Lugts sehen darin einen Zusammenhang zum veränderten Tourismusaufkommen. Da sie nicht nur in Winterberg ein Geschäft betrieben, hätten sie einen guten Vergleich. Beispielsweise laufe ihr Laden in Bad Berleburg gerade sehr gut, sagen sie.

Gute Stimmung in der Bödefelder Schnitzelstube

Dagegen kann sich Gaststättenbesitzer Robert Engemann nicht beschweren. Er betreibt die Bödefelder Schnitzelstube. Der Name ist hier Programm: Frisch gezapftes Bier vom Fass und ordentlich etwas auf die Gabel. Das komme weiterhin gut bei den holländischen Gästen an, sagt Engemann. „Wir haben viele niederländische Gäste. Ich kann mich wirklich nicht beklagen“, sagt er. Er bedauere es, dass die Ferien in den Niederlanden nur so kurz seien.

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Kritischer gestimmt ist Walter Krämer. Er betreibt das Café Krämer in der Winterberger Innenstadt. Krämer verzeichne weniger Gäste als sonst während der Krokusferien, sagt er. Er hat mehrere Vermutungen, woran das liegen könne. Außerdem befürchte er, dass Winterberg nicht mehr so „besonders“ für die niederländischen Gäste sei wie früher. Andererseits seien die Holländer hauptsächlich in den Ferienzeiten gekommen. „Mittlerweile besuchen holländische Touristen unser Café das ganze Jahr über“, sagt er. Das Wetter spiele da eventuell auch eine Rolle, sagt er. Schließlich seien die Touristen aus dem Nachbarland relativ schnell vor Ort und könnten sich kurzfristig für einen Besuch in Winterberg entscheiden. Positiv könnte sich da vor allem das Wetter für das kommende Wochenende auswirken und beispielsweise mehr Tages- und Wochenendtouristen nach Winterberg locken.

Neuschnee kann helfen

Denn etwas Neuschnee und ein paar kalte Stunden zur Schneeproduktion bringen die kommenden Tage und Nächte. Und das bei guter Naturschneelage oberhalb von 600 Metern Höhe, melden die Skigebiete in den Tourismusorten Winterberg für das Wochenende. Wintersportbetrieb an fast 50 Ski- und Rodelliften sei somit möglich. Fast alle beschneiten Pisten in der Wintersport-Arena Sauerland und im Skiliftkarussell Winterberg sind bei guten Wintersportbedingungen geöffnet.