Olsberg. In Olsberg soll ein Autohof gebaut werden. Umweltschützer kündigen Klagen gegen das Projekt an. Ein Spediteur hat dafür gar kein Verständnis.
Ein Autohof für Olsberg? Wenn es nach der Raiffeisen Vital Tankstellengesellschaft geht, soll dieser im Bereich der Autobahn-Abfahrt Olsberg entstehen, eine moderne Tankstelle mit dem „kompletten Energie-Mix der Mobilität“, Shop, Bistro und Lkw-Stellplätzen geben soll. Doch: Das Verfahren für den im Bereich der A46-Auffahrt in der Knickhütte bei Olsberg geplanten Mobilitätshof ist politisch noch gar nicht so richtig in Gang gekommen, da machen Gegner bereits mobil: Der Verein für Umwelt- und Naturschutz Hochsauerland (VUNH) ist verbandsklageberechtigt. Und dieses Recht, so Vorstandsmitglied Winfried Rampe, werde der Verein ernst- und wahrnehmen, denn die etwa 1,5 Hektar große Fläche grenzt unmittelbar an das Naturschutzgebiet Ruhr an und ist knapp 50 Meter von dem dort beginnenden FFH-Gebiet Ruhr entfernt. Dass der Autohof jetzt auf der Kippe steht, ruft Kritiker auf den Plan – insbesondere jemanden, der um die Wichtigkeit des Projektes weiß: Martin Rahmann, Vertriebsleitung der Spedition Kleinwächter in Hallenberg. Er schreibt in einem Leserbrief und appelliert an den VUNH, sich in die Lage der LKW-Fahrer zu versetzen. Im Gespräch mit der WP Brilon äußert er sich konkret zu den Plänen rund um den Autohof – und bringt einen Kollegen mit.
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Trucker im HSK brauchen Autohöfe dringend – auch für erholsame Ruhepausen
„Für die Trucker, die aus dem Raum Marburg Richtung Paderborn oder Ruhrgebiet fahren, gibt es ab Marburg bis zur BAB Auffahrt Olsberg nicht einen einzigen Parkplatz mit Toilette“, beginnt der Leserbrief von Martin Rahmann. Wegen des hohen Schwerlast-Aufkommens seien bereits Spätnachmittags alle Parkplätze, die an der Strecke liegen, belegt. „Wo bitte schön, sollen die Trucker Ihre Notdurft verrichten? Nicht eine einzige Toilettenanlage und oder Waschmöglichkeit, ist auf dieser Strecke vorhanden“, so Rahmann weiter. Ähnlich sehe es auf der Strecke BAB Kreuz Werl bis Autobahn Ende Olsberg, aus. „Gerade mal zwei Toilettenanlagen. Möchten Sie, liebe VUNH Mitglieder, nicht auch mal Fernfahrer sein, und diese teils menschenunwürdigen Bedingungen in Kauf nehmen? Ich lade Sie gerne auf einen Schnupperkurs ein.“ Weiter nimmt er Bezug auf die Befürchtung von Winfried Rampe, dass osteuropäische Lkw-Fahrer angesichts der überquellenden Rast- und Parkmöglichkeiten künftig ab den Kreuzen Werl oder Wünnenberg/Haaren die Autobahnen verlassen, um im Sauerland ihre Ruhezeiten einzulegen. Rampe hatte gesagt: „Auf der einen Seite mehr Lkw-Verkehr, auf der anderen Seite Klimaschutz - irgendwas passt da in meinem Kopf nicht zusammen.“ Martin Rahmann schreibt in seinem Leserbrief: „Und bitte: sind Sie froh, dass osteuropäische LKW-Fahrer und natürlich die wenigen deutschen Trucker diesen Job noch ausführen und dafür sorgen, dass Sie Ihr tägliches Brot und die Sonderangebote der Supermärkte, bekommen.“ Er betont, dass kein einziger LKW vom Kreuz Wünnenberg oder Werl ins Sauerland fahre, um hier die Rastmöglichkeiten zu nutzen. „Wir haben eine Autobahn vor der Haustür, wir bekommen verbesserte Anbindungen der Bundesstraßen aus Norden (Paderborn) und aus Süden (Ffm/ Marburg) und wir haben ordentlich Industrie im Sauerland, die per LKW versorgt werden muss. Und dazu gehören auch ordentliche Autohöfe für die LKW’s und deren Fahrer.“
Autohof bei Olsberg darf nicht scheitern – Plan von Raiffeisen richtig
Martin Rahmann kann die Bedenken des VUNH noch immer nicht verstehen. Mit seinem Kollegen Uli Grosche, Disponent bei der Firma Kleinwächter, sitzt er vor einer Tasse Kaffee und sagt: „Aus unserer Sicht ist der Plan der Raiffeisengruppe richtig. Der Schwerlastverkehr hier im Sauerland wird nicht weniger werden, dementsprechend muss aber die Infrastruktur angepasst werden in Form von Parkplätzen mit vernünftigen Duschen, Toiletten und Verpflegungsmöglichkeiten.“ Uli Grosche nickt. „Wer will den Job denn noch machen? Wer setzt sich den Überfallgefahren aus, dem Lagerklau? Wer will in der Kabine schlafen auf einem Parkplatz, der laut ist und auf dem man sich kaum waschen oder zur Toilette gehen kann?“
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Die Rahmenbedingungen des Berufes würden nicht mehr zur Wichtigkeit dessen passen. „Fahrer haben einen schweren Stand. Indem man ihnen vernünftige Sanitäranlagen verweigert, enthält man ihnen Wertschätzung.“ Uli Grosche erklärt, dass die Fahrer die gesetzlichen Ruhepausen einhalten müssen, gleichzeitig aber teilweise unter enormem Termindruck stehen. Wenn der angesteuerte Parkplatz voll ist, kann der Fahrer zwar weiterfahren und einen Vermerkt erstellen, dass nicht frei ist. Allerdings muss er zu gegebener Zeit anhalten – sei es auf einem Autohof oder einem großen Parkplatz an der Straße. „Und dort erholsam zu schlafen, das ist doch kaum möglich“, sagt Martin Rahmann. Das private Unternehmen wie Raiffeisen bereit seien, eine so dringend nötige Infrastruktur zu schaffen, findet Martin Rahmann sehr gut. „Wir haben jetzt eine ordentliche Autobahn, also brauchen wir auch einen ordentlichen Rasthof.“ „Diese Bedürfnisse dürfen nicht ignoriert werden. Wir werden den Schwerverkehr aus dem Sauerland nicht wegkriegen. Zum einen wegen der Industrie, die hier angesiedelt und auf zuverlässige und schnelle Versorgung und Entsorgung angewiesen ist. Zum anderen wird der Onlinehandel immer größer und auch diese Pakete werden mit LKWs ausgefahren“, so Uli Grosche. Ein Ausweichen auf den Schienenverkehr sei kaum bis gar nicht mehr möglich für das Sauerland. „Wir müssen uns der Situation stellen und dürfen solche Projekte nicht verhindern.“
Ein schöner Beruf, wenn es mehr Wertschätzung geben würde
„Wir müssen damit leben und leben das auch“, sagt Martin Rahmann. Das Unternehmen Kleinwächter bietet dazu an, nicht nur für die eigenen Fahrer sondern auch für externe, auf dem unternehmenseigenen Betriebshof zu rasten, dort werden auch Sanitäranlagen vorgehalten – und vor allem nötige Ruhe für die Pausen. Trotzdem ist nicht alles schlecht, sagt Uli Grosche. „Es ist ein schöner und abwechslungsreicher Beruf, wenn Fahrern Wertschätzung entgegengebracht werden würde.“ Martin Rahmann verweist auf das Miteinander unter den Fahrern. Uli Grosche nickt zustimmend: „Das ist schon ein Job mit Herzblut.“