Altkreis. Schon jetzt Rekordregen für Februar: Trotz reißender Flüsse und Wasser auf den Wiesen sprechen die Fachleute noch von „Dürre“ im Sauerland.
Die Niederschläge der vergangenen Woche haben manches Bächlein zum reißenden Fluss gemacht. Viele Wiesen ähneln Seen-Landschaften und wer im Wald unterwegs ist, bekommt schnell nasse Füße. „Der Februar war schon jetzt der niederschlagsreichste Monat der vergangenen zwei Jahre“, sagt Julian Pape vom Wetterportal Sauerland. Bislang sei verbreitet bereits die doppelte Menge des für diesen Monat normalen Wertes gefallen.
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100 Liter pro Quadratmeter
Allein von vergangenem Mittwoch bis Dienstag schüttete es in Teilen des westlichen Sauerlandes mehr als 100 Liter pro Quadratmeter. Im Altkreis war es in Neuastenberg mit 90 Litern besonders nass. Sturmtief „Antonia“ lieferte dort allein am Sonntag und Montag 44 Liter. Der Diemelsee ist aktuell zu 91,2 Prozent gefüllt. Das sind 18,3 Millionen Kubik. 8,6 Kubik Wasser pro Sekunde laufen zu und 8 werden abgegeben.
Bei so viel Wasser dürfte in den meisten Böden doch wohl erstmal einiges an Feuchtigkeit angekommen sein, oder? „Im Großen und Ganzen ist das so. Aber besonders in den Orten, die im Regenschatten des Rothaargebirges liegen, so z.B. im Raum Marsberg und im benachbarten Hessischen, haben wir immer noch Bodenschichten, in denen man eine ,moderate Dürre’ beobachten kann“, sagt Julian Pape.
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Wo man das ablesen kann? Eine bundesweite oder wahlweise nach Bundesländern aufgeteilte Übersicht, den sogenannten Dürre-Monitor, liefert das Helmholtz-Zentrum im Bereich der Umweltforschung (UFZ) mit Sitz in Leipzig. Aussagen über Klima-Entwicklungen jenseits von Sonnenschein, Wind und Temperatur werden aber auch vor Ort immer wichtiger. Das Wetterportal Sauerland wird daher künftig auch sein Mess-Netz und damit die Datenmenge ausweiten, um via Erdkabel an den Mess-Stationen Aussagen über Bodenfeuchtigkeit in bis zu einem Meter Tiefe treffen zu könne. Das ist nicht zuletzt für Wald- und Forstbetriebe, aber auch für den Hobby-Gärtner von Interesse.
Obere Bodenschichten gut gesättigt
Aus forstlicher Sicht hat der Regen zumindest die oberen Bodenschichten gut gesättigt. Das hat aber wiederum in Zusammenhang mit dem Sturm dazu geführt, dass viele Flachwurzler wie die Fichten ihren Halt verloren haben. „Bis in die tiefen Schichten von 2,50 Meter reicht es mit der Feuchtigkeit aber immer noch nicht“, sagt Forstoberinspektor Sebastian Kuhlmann, Forstbetriebsbezirk Glindfeld. Und dem Borkenkäfer habe der Regen leider auch nichts anhaben können.
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„Der Niederschlag hat erstmal sehr gut getan - auch dem Grundwasser“, sagt Kreislandwirt Josef Schreiber aus Medebach. Das Wasser, das jetzt auf den Wiesen stehe, verteilte sich auch schnell wieder. Sorge, dass durch die großen Wasser-Mengen Nährstoffe aus dem Boden gespült wurden, hat er nicht. Es sei noch gar nicht gedüngt worden.
Gefahr an Ufern
Derart heftiger Regen erfordert auch von den jeweiligen Stadtwerken höchste Aufmerksamkeit. „Von den Mengen her hatten wir auch schon mal deutlich mehr Wasser“, sagt Henrik Weiß, Vorstand der Stadtwerke Winterberg. Aber die Häufigkeit, das ständige Auf und Ab mit Schnee-,Tauwetter und Regen sei eine besondere Herausforderung. Das gesamte Entwässerungsnetz sei durchaus für solche Mengen ausgelegt. Bevor zum Beispiel zu viel Wasser in die Kläranlage komme, landet es in eigens dafür vorgehaltenen Entlastungsanlagen. Die im Mühlengrund bei Züschen fasst 900 Kubik, die am Dumel 700. Henrik Weiß: „Diese Staubecken sind jetzt gut gefüllt, bauen sich aber schon wieder merklich ab.“ Natürlich komme es vor, dass durch Äste oder Steine manche Durchläufe verstopft seien. „Da sind wir dann auf Hinweise der Bürger angewiesen und das machen die auch“, so der Fachmann.
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Kommt es auf Straßen zu Überschwemmungen – was in den jetzt bevorstehenden Frostnächten für gefährliche Glätte sorgen kann – sind die jeweiligen Straßenmeistereien im Einsatz. Oscar Santos von StraßenNRW: „Streckenkontrollen fahren alle Straßen einmal wöchentlich ab, momentan war es aber ruhig.“
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Eine dringende Bitte hat Henrik Weiß: „So schön das Naturschauspiel auch sein mag: Kinder, aber auch Erwachsene sollten sich vom Wasser fernhalten. Der Uferrand kann gefährlich weich sein. Die Gefahr in einen reißenden Fluss zu stürzen ist sehr groß.“