Brilon. Die Stadt Brilon sperrt über Nacht mehrere Brücken für schwere Fahrzeuge. Für Landwirte ist das ein Problem. Gibt es eine rechtzeitige Lösung?
Für Markus Witthaut und Franz Weber ist es ein „Klein-Rahmede“: Über Nacht hat die StadtBrilonden beiden Landwirten gleich sechs Zufahrten zu ihren Wiesen gesperrt. Wenigstens de facto. Denn seit kurzem dürfen nur noch Fahrzeuge mit einem Gesamtgewicht von 2,8 Tonnen die Betonstege passieren. Dabei bringt schon ein Arbeitspferd wie der Fendt 516 von Markus Witthaut alleine knapp acht Tonnen auf die Waage.
Was die beiden Landwirte verwundert: Bis vor ein paar Jahren gab es auf den Brücken überhaupt keine Gewichtsbeschränkung. Stimmt, sagt Marcus Bange, Fachbereichsleiter Bauen bei der Stadtverwaltung. Die sei nach einer Brückenprüfung 2015 erstmals angeordnet worden. Seitdem durften nur noch Fahrzeuge bis acht Tonnen tatsächlichem Gesamtgewicht drüber. Marcus Bange: „Die Brücken sind nicht mehr für heutige Belastungen ausgelegt.“
Bisher hat die Stadt noch nicht genau feststellen können, wann und vom wem die Stege eigentlich gebaut worden sind. Die bisher ermittelten Angaben, so Marcus Bange, deuten auf wenigstens 40 Jahre hin - „Es könnten zum Teil aber auch schon 60 Jahre sein.“
Gefahrenpunkt
Bei der Benutzung der Wiesenzufahrten mit schwerem landwirtschaftlichen Gerät ist erhöhte Aufmerksamkeit nötig.Dabei ist nicht nur auf den hohen Verkehr auf der B 480 zu achten, sondern auch auf den Möhnetal-Radweg.
Das kommt in etwa hin, weiß Werner Muckermann. Der 80-Jährige wohnt am Osterhof und seiner Familie gehören dort Flächen. Früher sei das Bachbett die Kloake der Stadt Brilon gewesen, und auch der Schlachthof habe seine Abfälle dort abgeleitet - „Da trieben Därme im Blut, es gab Ratten. Das floss manchmal in die Wiesen rein.“ Um diesen Siff schneller abzuleiten, habe die Stadt Brilon in den 60er Jahren den Landwirten einen Streifen abgekauft, einen Graben für die Abwässer anlegen und Brücken bauen lassen, erst aus Holz, in den 70ern dann die heutigen aus Beton.
Die Stadt ist verpflichtet, an den Brücken zweimal jährlich Sichtprüfungen vorzunehmen Dabei, so Fachbereichsleiter Marcus Bange zur WP, habe sich im Herbst gegenüber der vorherigen Überprüfung eine so gravierende Verschlechterung ergeben, dass die Stadt im November ein Ingenieurbüro mit einer der sonst im Drei-Jahres-Rhythmus anfallenden Inspektionen beauftragte. Dabei seien u.a. an den Widerlagern, an der Betonbewehrung, an Geländern und am Fugenbild erhebliche Mängel festgestellt worden. Nachdem das Ingenieurbüro in seinem Prüfbericht die Empfehlung ausgesprochen hatte, die Traglast auf 2,8 Tonnen zu beschränken, sei dies durch die Straßenverkehrsbehörde angeordnet worden.
Rund 30.000 Euro Sanierungsaufwand pro Brücke
Einen besonders zuverlässigen Eindruck machen die Brücken in der Tat nicht mehr. Sie bestehen aus drei bis vier Meter breiten und etwa sieben, acht Meter langen Betonplatten, teilweise ist mit Teer nachgearbeitet worden. Dass es dort so viele dieser Stege gibt, hängt mit den Eigentumsverhältnissen zusammen. Insgesamt werden in diesem Bereich 14 Parzellen von elf Eigentümern erschlossen. Mittlerweile haben Markus Witthaut und Franz Weber diese Flächen für ihre Betriebe angepachtet.
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Rund 30.000 Euro müsste die Stadt für die Sanierung jeder Brücke in etwa aufbringen. Deshalb sucht sie gemeinsam mit den Eigentümern und den beiden Landwirten nach einer Alternative. Eine Variante: Ab der noch intakten Brücke oberhalb des Osterhofes entlang der Möhne für den landwirtschaftlichen Verkehr einen dreieinhalb Meter breiten Schotterweg anzulegen.
Bereits Druckleitung im Boden
Dazu müssten alle Eigentümer ihr Einverständnis geben. Alternativ käme auch eine neue Erschließung entlang der gegenüberliegenden Grundstücksgrenzen in Betracht. Erste Gespräche laufen, berichten die Landwirte.
Die bachnahen Bereiche erfüllen bereits jetzt einen weiteren Zweck. In ihnen verläuft die Druckleitung für die Abwässer aus Wülfte. Die gehen mittlerweile zurück zur Stadt.