Olsberg. Der an der A46-Zufahrt in der Knickhütte bei Olsberg geplante Mobilitätshof hat den Umweltschutz auf den Plan gerufen. Sie haben starke Bedenken.

Das Verfahren für den im Bereich der A46-Auffahrt in der Knickhütte bei Olsberg geplanten Mobilitätshof ist politisch noch gar nicht so richtig in Gang gekommen, da machen Gegner bereits mobil: Für den anberaumten Scoping-Termin hat auch der Verein für Umwelt- und Naturschutz Hochsauerland (VUNH) seine Teilnahme eingefordert. Aus gutem Grund: Das Ministerium für Umwelt, Landschaft, Natur- und Verbraucherschutz hat dem in Olsberg ansässigen Verein im vergangenen Frühsommer die sogenannte Umweltrechtsbehelffähigkeit zugesprochen. Das heißt: Der VUNH ist verbandsklageberechtigt. Und dieses Recht, so Vorstandsmitglied Winfried Rampe, werde der Verein ernst- und wahrnehmen.

In Nähe der Autobahnabfahrt Olsberg ist der Bau eines Autohofs geplant.
In Nähe der Autobahnabfahrt Olsberg ist der Bau eines Autohofs geplant. © Joachim Aue

Hinter dem Begriff Mobilitätshof verbirgt sich das modern interpretierte Autohof-Konzept. Es gibt Park- und Rastmöglichkeiten für Pkw und vor allem Lkw, eine Tankstelle und einen kleinen Bistro-Shop. Genau das plant die Raiffeisen Vital Tankstellengesellschaft mbH. Das Unternehmen ist eine Tochter der Raiffeisen Sauerland Hellweg Lippe eG und der Raiffeisen Waren GmbH Kassel. Letztere wiederum ist seit 2011 Mutter der in Brilon ansässigen Kaiser Mineralöl und Tankstellen GmbH.

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Bereits seit 2020 haben der Investor Abstimmungsgespräche mit der Stadt, der Bezirksregierung, dem HSK und Straßen NRW geführt. Ergebnis: Um dort Baurecht zu schaffen, muss die Stadt Olsberg ihren Flächenutzungsplan ändern und einen Bebauungsplan aufstellen.

Wald umwandeln

Da dürfte der VUNH nicht mitspielen. Die etwa 1,5 Hektar große Fläche grenzt unmittelbar an das Naturschutzgebiet Ruhr an und ist knapp 50 Meter von dem dort beginnenden FFH-Gebiet Ruhr entfernt. Das für den Autohof vorgesehene Gelände selbst ist im Flächennutzungsplan als Wald ausgewiesen. Winfried Rampe findet für das Vorhaben drastische Worte: „Natur- und Umweltschutz sowie Lebensqualität verkommen Stück für Stück zu Sprechblasen.“

Parkplätze, Tankstelle, Shop und Spielplatz

Nach den vorliegenden,noch nicht abschließenden Planungsunterlagen sind auf der rund 9500 qm großen Betriebsfläche 24 Stellplätze für Lkw und neun für Pkw vorgesehen.

Es gibt ein von 6 bis 22 Uhr geöffneten Bistro-Shop und eine Tankstelle, die den kompletten Energie-Mix mit Benzin, Diesel, Gas, Wasserstoff und Öko-Strom anbietet sowie einen Spielplatz

Natur- und Wasserschutz waren vergangene Woche Thema im Bau- und Planungsausschuss. Da, so Pressesprecher Jörg Fröhling, habe es von Seiten der Mitglieder mehrere Anregungen gegeben, die „im Vorfeld eines möglichen formellen Verfahrens berücksichtigt“ werden sollen.

Scoping-Termin kommt

Näheres soll mit Fachbehörden und Trägern öffentlicher Belange in einem sog. Scoping-Termin besprochen werden. Dazu sind die anerkannten Naturschutzverbände heranzuziehen. Zum jetzigen Zeitpunkt, so Jörg Fröhling, könne über „mögliche Problemfelder und vor allem über deren Auswirkungen noch nichts gesagt werden“. Festzuhalten sei , dass das 1,5 Hektar große Plangebiet „außerhalb eines Naturschutzgebietes und auch außerhalb eines FFH-Gebietes“ liege.

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Während die Investoren Autohöfe wie den ihren wegen der benötigten Rastmöglichkeiten für den weiter zunehmenden Schwerlastverkehr sehen, tragen sie durch die Brille des VUNH-Sprechers „zur Förderung prekärer Arbeitsverhältnisse“ bei. Winfried Rampe sieht kommen, dass osteuropäische Lkw-Fahrer angesichts der überquellenden Rast- und Parkmöglichkeiten künftig ab den Kreuzen Werl oder Wünnenberg/Haaren die Autobahnen verlassen, um im Sauerland ihre Ruhezeiten einzulegen. Rampe: „Auf der einen Seite mehr Lkw-Verkehr, auf der anderen Seite Klimaschutz - irgendwas passt da in meinem Kopf nicht zusammen.“