Brilon. Fotografin Heide Prange gibt in ihrer Ausstellung im Briloner Museum Haus Hövener besonderen Menschen ein Gesicht - im wahrsten Sinne des Wortes:
Die Porträt-Ausstellung „Menschen, die wir sind“ von Heide Prange im Museum Haus Hövener in Brilon (25. Februar bis 24. April) ist einzigartig. Die Fotografin gibt in 72 Porträts aus fünf Projekten und Fotografien aus Langzeitprojekten Einblicke in gesellschaftliche und zwischenmenschliche Themen, zu denen man nur selten Zugang findet. In dieser, vom Kunstverein Brilon präsentierten Ausstellung, zeigt sie Porträts aus ihrer mit Auszeichnung abgeschlossenen Masterarbeit Fotografie „Die Frau mit dem Fleck im Gesicht“, #irisheterochromie# (zweifarbige Augen) und „Wir sind Lichtgestalten“.
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Wichtige Ausstellung
„Ich finde es sehr wichtig, dass diese Porträtausstellung im Museum zu sehen sein wird. In Brilon wird Integration seit Jahren gelebt. Wir haben vielfältige Einrichtungen vor Ort wie die Caritas, die dafür sorgen, dass Menschen mit Beeinträchtigungen zum Beispiel ihr eigenes Schützenfest feiern können. Das zeigt, dass diese Menschen an allem teilhaben möchten. Diese Gruppe hat in der Pandemie „still“ gelitten und es ist gut, dass sie in der Ausstellung in den Fokus gerückt wird.“, sagt Gertrud Schüle, Vorsitzende des Kunstvereins Brilon.
Im Gespräch mit der WP erklärt Heide Prange, warum sie besonders die Porträtfotografie fasziniert.
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Frau Prange, was gab den Anstoß für die Idee, Porträts von Menschen mit genetischen Besonderheiten im Gesicht ungeschönt und ohne Retusche zu zeigen?
Heide Prange: Ich gucke Menschen einfach gerne ins Gesicht und finde es faszinierend, dass wir uns alle voneinander unterscheiden und man so viel im Gesicht lesen kann. Gesichter erzählen Geschichten. Und ich treffe gerne auf Menschen, die mir ihre Geschichte erzählen möchten - das ist für mich das wohl Schönste an meinem Beruf.
Wann haben Sie mit diesem Projekt begonnen?
Während meines Fotografie Studiums hat mich schnell die Porträtfotografie fasziniert. Neben der Körperhaltung sagen im Porträt das Gesicht und der Blick das meiste über die Person in diesem einen Moment des Fotografierens. Im gleichen Moment geschieht aber auch sehr viel bei mir und meinem Blick in das Gesicht meines Gegenübers. Wir Menschen ordnen uns gegenseitig ein bei einer ersten Begegnung. Es ist eine erste prägende, oft unbewusste Kategorisierung und die geschieht über den Blick ins Gesicht. Mit den Themen setze ich mich bis heute auf fotografischer und theoretischer Ebene auseinander. Ich möchte durch eine andere Form von Sichtbarkeit stereotype Sehgewohnheiten verändern.
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Spannungsfeld von Schönem und Unschönem
Sind es Menschen, die Ihnen im Alltag begegnen und deren Gesicht sie fasziniert, weil es nicht dem üblichen Klischee von Schönheit entspricht?
In dem Projekt „Die Frau mit dem Fleck im Gesicht“ habe ich mich mit dem Spannungsfeld von Schönem und Unschönem intensiv auseinandergesetzt. Nur ein Detail kann die gesamte Beurteilung eines Gesichtes überlagern. Ein Muttermal etwa gilt nur mit bestimmter Größe, Form und Lage als Schönheitsfleck. Nimmt es einen größeren Anteil im Gesicht ein, würden es die wenigsten als Schönheitsfleck betiteln. Die meisten Menschen gucken weg, wenn sie einem Menschen begegnen, dem ein Feuermal im Gesicht als Erbgut in die Wiege gelegt wurde. Sie schauen hin und fragen nach. Bevor man wegguckt, hat man auch hingeguckt. Und das Hingucken ist sehr menschlich und auch Grundstein für Kommunikation zwischen Menschen. Alle Menschen, mit denen ich für meine Projekte zusammengearbeitet habe, habe ich einfach gefragt, was der Grund für so ein außergewöhnliches Merkmal ist. In nahezu allen Begegnungen wurde mir im Nachhinein gespiegelt, dass es vielleicht erst irritierend war, so direkt angesprochen zu werden, dann aber doch der ehrlichere und respektvollere Weg. Das Aussehen macht ja nicht den Menschen aus, es ist nur das erste was ich sehe und oft auch sehen will.
Freuen sich diese Menschen, wenn Sie sie in den Fokus ihrer fotografischen Arbeit stellen, intensiv ihre Geschichten hinterfragen und die Gesellschaft auf sie aufmerksam wird?
Alle Menschen, die ich für meine Projekte fotografiert habe, haben sich selbst dazu entschlossen. Für mein Projekt „Im eigenen Licht“, für das ich Menschen mit Albinismus porträtiert habe, durfte ich in einer Mitgliederzeitung einen Aufruf starten und daraufhin haben sich Betroffene oder Eltern bei mir gemeldet, weil sie es wichtig fanden, dass über den Albinismus weiter aufgeklärt wird und eine andere Wahrnehmung in der Gesellschaft stattfindet. Porträts generieren immer Aufmerksamkeit. Es liegt also in meiner Verantwortung als Fotografin, den Menschen mir gegenüber bewusst und respektvoll abzubilden.