Brilon/Olsberg. 2021 rückten die Notarztwagen aus Brilon und Olsberg 1511 Mal aus - das waren 199 Einsätze mehr als im Rettungsdienstbedarfsplan kalkuliert.

Im vergangenen Jahr sind die beiden inBrilonund Olsberg stationierten Notärzte deutlich öfter zu Einsätzen ausgerückt als im Jahr 2020. Beide zusammen kamen auf 1511 Fahrten, das waren 111 mehr als im Jahr zuvor - und sogar 199 mehr als in dem für den neuen Rettungsdienstbedarfsplan zugrunde gelegten zwölfmonatigen Analysezeitraum 1. März 2019 bis 29. Februar 2020. Der HSK hat jetzt erstmals die vom Kreistag geforderte Aufstellung der Notarzteinsätze vorgelegt.

Das soll jährlich erfolgen, um die Entwicklung im Auge zu behalten. Denn laut Rettungsgesetz NRW kann bei besonderen Veränderungen bereits nach zwei Jahren eine Änderung des Bedarfsplanes vorgenommen werden; üblicherweise steht die Fortschreibung nach fünf Jahren an.

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Da der aktuelle Rettungsdienstbedarfsplan erst im vergangenen September in Kraft getreten ist, wäre rein formal ohnehin erst im Herbst nächsten Jahres eine Aktualisierung möglich. Dazu müssten die Einsatzzahlen allerdings weiter zunehmen. Denn die Steigerung der Notfall-Einsätze in Olsberg um 8,84 Prozent und in Brilon um 7,04 Prozent seien, so der Kreis, „kein bedeutender Anhaltspunkt“, um bei den Kostenträgern anzuklopfen.

Die Rettungswache Brilon: 2009 wurde sie am Maria Hilf-Krankenhaus neu gebaut, jetzt soll sie an die B7/Umgehungsstraße in Nähe des Egger-Kreisverkehrs verlegt werden.
Die Rettungswache Brilon: 2009 wurde sie am Maria Hilf-Krankenhaus neu gebaut, jetzt soll sie an die B7/Umgehungsstraße in Nähe des Egger-Kreisverkehrs verlegt werden. © WP | Jürgen Hendrichs

Und auch bei einem weiteren Parameter leuchten noch lange keine Warnlampen: Denn es hat nicht nur mehr Einsätze bei Unfällen oder internistischen Notlagen gegen, sondern die Notärzte haben gerade im vergangenen Jahr verstärkt Corona-Patienten mit schweren Verläufen bei Verlegungsfahrten zu Krankenhäusern mit freien Intensivbetten begleitet.

Bedarf an Notfall- und Rettungssanitätern

Marsberg: 15,47 Notfallsanitäter/6,73 Rettungssanitäter

Winterberg: 15,47 NS/6,39 RS

Olsberg: 10,47 NS/4,32 RS

Brilon: 10,56 NS/6,73 RS

Medebach: 7,0 NS/2,88 RS

Hallenberg: 7,0 NS/2,88 RS

Notarztverbund Brilon/Olsberg: 4,99 NS

Da auch diese Fahrten von einem NEF begleitet werden, um den Arzt anschließend schnellstmöglich wieder zurück zum Standort zu bringen, ist die Auslastung der Notfalleinsatzfahrzeuge um 4,5 Prozent pro Tag gestiegen. Jedes der beiden Fahrzeuge ist weniger als fünf von 24 Stunden unterwegs.

Feste Werte sind für die Veränderungen nicht definiert - das, so Andreas Schäfer, Fachdienstleiter Rettungsdienst, Feuer- und Katastrophenschutz beim HSK, „unbestimmte Rechtsbegriffe“.

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Mit 760 Fahrten war das Briloner NEF im vergangenen Jahr 50 mal öfter im Einsatz als 2019. Das Olsberger NEF kam auf 751 Einsätze, 61 mehr als im Jahr zuvor.

Aufgrund der von der Bezirksregierung Arnsberg angeordneten Zusammenlegung der beiden Notarztstandorte Brilon und Olsberg sucht der Kreis im Bereich Altenbüren eine Fläche. U.a. käme etwas in diesem Bereich, am Ortsausgang Richtung Brilon in Betracht. Im Zuge der Diskussion um die Trasse der B7n war in Brilon erwähnt worden, den Notarztsitz im Bereich des künftigen Knotenpunktes bei den Verkehrsbetrieben anzusiedeln.
Aufgrund der von der Bezirksregierung Arnsberg angeordneten Zusammenlegung der beiden Notarztstandorte Brilon und Olsberg sucht der Kreis im Bereich Altenbüren eine Fläche. U.a. käme etwas in diesem Bereich, am Ortsausgang Richtung Brilon in Betracht. Im Zuge der Diskussion um die Trasse der B7n war in Brilon erwähnt worden, den Notarztsitz im Bereich des künftigen Knotenpunktes bei den Verkehrsbetrieben anzusiedeln. © Geoservice HSK

Der Briloner Notarzt war im vergangenen Jahr 669 Mal im Stadtgebiet akut unterwegs, 29 Einsätze fielen im Raum Olsberg an, 28 im Raum Marsberg und 27 im Raum Willingen; die sieben restlichen Fahrten führten nach Bad Wünnenberg, Korbach, Bestwig, Büren und Diemelsee.

Mit 418 Einsätzen war auch für das NEF Olsberg das eigene Stadtgebiet der Schwerpunkt. 156 Fahrten führten nach Bestwig, 77 nach Brilon, 42 nach Meschede, 39 nach Winterberg und sieben nach Medebach. Dazu kamen je ein Einsatz in Warstein, Schmallenberg, Rüthen, Marsberg und Paderborn.

Noärzte müssen Verlegung von schwerkranken Corona-Patienten begleiten

Bekanntlich gibt es im Bereich der Notfallversorgung für den Raum Brilon und Olsberg gravierende Veränderungen. Wie berichtet, hat die Bezirksregierung gegen zahlreiche Bedenken aus der Politik die Zusammenlegung der beiden Notarztstandorte Brilon und Olsberg sowie in Brilon den Bau einer neuen Rettungswache am östlichen Stadtrand angeordnet. Erst 2009 hatte der Kreis in Nähe des Briloner Krankenhauses eine neue Rettungswache gebaut. Mit dem neuen Standort in der Keffelke, im Bereich der Umgehungsstraße in Höhe Fa. Egger, sollen vor allem die Einsatzzeiten für die nördlichen und westlichen Ortsteile verkürzt werden, bei denen bisher die Fahrt durch die Innenstadt erforderlich ist.

Zehn Stellen für einen 24-Stunden-Dienst an sieben Tagen benötigt

Eine schon jetzt mit dem neuen Rettungsdienstbedarfsplan beschlossene Verbesserung der Notfallversorgung lasse sich, so der Kreis, nicht realisieren - es fehlt schlichtweg an Personal, um die Rettungswachen länger dienstbereit zu halten. In der Rettungswache Olsberg etwa stand laut altem Bedarfsplan ein Rettungswagen an sieben Tagen die Woche rund um die Uhr zur Verfügung und ein zweiter montags bis freitags acht und samstags zehn Stunden. Künftig ist der zweite Wagen an sieben Tagen jeweils zwölf Stunden präsent.

Das gilt auch für die Rettungswache Brilon. Das, so die Kreisverwaltung, sei mit dem vorhandenen Bestandspersonal jedoch nicht zu realisieren. „Für einen 24-Stunden--Rettungsdienst brauchen wir zehn Stellen“, sagt Andreas Schäfer. Ein Rettungswagen ist mit einem Notfallsanitäter und einem Rettungssanitäter besetzt.

Private Dienste locken mit besserer Bezahlung

Notfallsanitäter, das ist die höchste nichtärztliche Qualifikation im Rettungsdienst. Diesen Status müssen laut Dienstplangestaltung wenigstens sieben der zehn für die Rund-um-die-Uhr-Besetzung eines Rettungswagens benötigten Mitarbeiter haben.

Mit dem neuen Bedarfsplan müssten kreisweit 18,17 Stellen neu geschaffen werden, um die erforderlichen 127,43 Notfallsanitäter- und 52,63 Rettungssanitäterstellen zu besetzen. Aktuell besteht, ohne die erst beschlossenen, aber noch nicht umgesetzten Maßnahmen ein Personalbedarf von 8,27 Vollzeitstellen. Die zu besetzen, sei nicht einfach, sagt Andreas Schäfer.

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Zwar bietet der HSK eine eigene dreijährige Ausbildung zum Notfallsanitäter an, doch steht danach nur ein Teil eines 13köpfigen Jahrgangs tatsächlich zur Verfügung. Auswärtige Teilnehmer heuern in ihrer Heimat an, und manch einer verbringt auf diese Weise seine Wartezeit bis zum Medizinstudium.

Außerdem: Private Rettungsdienste bieten, so der Kreis, nicht nur Wechselprämien, sondern „dauerhaft monetäre Anreize“, um ihren Personalbedarf zu decken.