Hochsauerlandkreis. Die Gesamtzahl der Straftaten im Hochsauerland ist im Jahr 2021 gesunken. Einen starken Anstieg gibt es bei den Sexualdelikten. Woran liegt das?

Im Jahr 2021 ist die Anzahl der angezeigten Straftaten im Hochsauerlandkreis um 5,85 Prozent auf 11.709 Fälle – und damit auf den niedrigsten Wert in den vergangenen 20 Jahren – gesunken. Diese „frohe Botschaft“ verkündete Dr. Karl Schneider am Montagnachmittag im Mescheder Kreishaus. Einen starken Anstieg gibt es allerdings bei den Sexualdelikten. Die Polizei nahm bei 383 Sexualstraftaten die Ermittlungen auf. Das entspricht einem Anstieg von 157 Fällen. Insbesondere gab es deutlich mehr Fälle im Zusammenhang mit Kinderpornografie. Das hat Gründe, wie die Polizei erläuterte.

Wer wird bei uns im HSK kriminell?

In seiner Funktion als „Polizeichef“ des Kreises stellte der Landrat – gemeinsam mit Polizeidirektor Klaus Bunse (Abteilungsleiter Polizei HSK) und Kriminalrat Thomas Vogt (Leiter Direktion Kriminalität) – die Kriminal­statistik 2021 für den Hochsauerlandkreis vor. Ebenfalls erfreulich: Wer sich strafbar machte, wurde häufig prompt erwischt: Mehr als drei von fünf Straftaten (61,02 Prozent) konnte die Kreispolizeibehörde im vergangenen Jahr aufklären: eine erneute Steigerung (plus 1,18 Prozent) gegenüber 2020 – und ein Wert deutlich über der NRW-weiten Aufklärungsquote von 53,56 Prozent.

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Wer wird bei uns im HSK kriminell? Die Kreispolizeibehörde ermittelte im Jahr 2021 insgesamt 5387 Tatverdächtige. In der Mehrzahl handelte es sich bei den Tatverdächtigen um Männer (76 Prozent). Bei fast jeder fünften Tat ist der Täter jünger als 21 Jahre (18 bis 21 Jahre: 8,3 Prozent, 14 bis 18 Jahre: 7,2 Prozent, Kinder: 2,3 Prozent). Der Anteil nicht deutscher Tatverdächtiger (TV) an der Gesamtzahl der TV im HSK beträgt 21,2 Prozent und liegt somit deutlich unter dem NRW-Wert (32,88 Prozent): „Auffälligkeiten sind bei der Zusammensetzung der Nationalitäten nicht erkennbar“, betonen die heimischen Ordnungshüter.

Die Kriminalitätszahlen im HSK
Die Kriminalitätszahlen im HSK © funkegrafik nrw | Anda Sinn

Straftaten und Corona

Es sei sicherlich nur bedingt richtig, den weiteren Rückgang der Straftaten im Vergleich zum Vorjahr allein auf die Corona-Pandemie zurückzuführen, betont die heimische Kreispolizeibehörde (KPB). Bereits seit dem Jahr 2013 (mit Ausnahme 2018) sinken die Fallzahlen im HSK. „Valide Angaben zu den Auswirkungen der Pandemie können zum jetzigen Zeitpunkt nicht gemacht werden, sondern vermutlich erst nach der Rückkehr zur Normalität“, führt Kripo-Chef Thomas Vogt aus. Trotzdem hier einige „Corona-Zahlen“: Im Jahr 2021 zählte die KPB im Hochsauerland 597 Einsätze mit Pandemiebezug. Es wurden 69 Strafanzeigen erstattet: 44 Fälle waren Fälschungsdelikte (Impfausweis, Gesundheitszeugnisse); zwölf Betrugsdelikte (zehn Mal Nutzung gefälschter Gesundheitszeugnisse, zwei Mal Subventionsbetrug) 13 Strafanzeigen gab es wegen sonstiger Delikte wie Beleidigung oder Sachbeschädigung. Hinzu kamen fünf Ordnungswidrigkeiten (zwei Fälle von „Maskenverweigerern“, drei Fälle von Verstößen gegen die erlaubte Personenanzahl).

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Wohnungseinbruchsdiebstahl

Wohnungseinbrecher „leiden“ weiter unter der Pandemie: Neben vielfältigen polizeilichen Maßnahmen gegen diese Tätergruppe hat Corona die Fallzahlen purzeln lassen. Der Wohnungseinbruch sank um 21,87 Prozent auf 138 Taten. „Viele Menschen blieben zu Hause, im Homeoffice etc. Es ergaben sich somit weniger Tatgelegenheiten für die Einbrecher“, hat Thomas Vogt eine simple Erklärung. Der Schwerpunkt (49 Fälle) liegt trotz des deutlichen Rückgangs weiterhin in Arnsberg. Hier spielen u. a. Nähe zu den Ballungsräumen sowie Autobahnanbindung eine Rolle. In Sundern gab es 19 Wohnungseinbrüche.

Sexualdelikte

Unter diesem Oberbegriff werden alle Straftaten gegen die sexuelle Selbstbestimmung, u. a. Vergewaltigung, sexuelle Nötigung, sexueller Missbrauch sowie Verbreitung, Erwerb, Besitz und Herstellung von kinderpornografischen Schriften erfasst. Hier gab es 2021 im HSK einen Anstieg auf 383 Fälle (im Vorjahr: 226). Die Bekämpfung des sexuellen Missbrauchs und der Kinderpornografie ist seit den Vorfällen von Lügde im Jahr 2019 ein Schwerpunkt in ganz NRW. Die polizeilichen Aktivitäten wurden auch im HSK seitdem stark erhöht. Durch umfangreiche Ermittlungsarbeit werden mehr Taten aufgedeckt, was zu einer Steigerung der Fallzahlen führt (59 Fälle im Jahr 2020, im Jahr 2021 wurde in 128 Fällen ermittelt).

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Gewaltdelikte

Tötungsdelikte, Vergewaltigung, Raubdelikte, gefährliche und schwere Körperverletzungsdelikte sind in 2021 deutlich rückläufig: „Die erfreuliche Entwicklung der vergangenen Jahre setzt sich fort“, meint Kripo-Leiter Vogt mit Blick auf „nur“ 377 Fälle (im Vorjahr wurde 439 Mal ermittelt). Lediglich in vier Fällen wurden Ermittlungen wegen versuchten Tötungsdelikten eingeleitet.