Hochsauerlandkreis. Sturmtief Zeynep ist vorübergezogen, Feuerwehren und der Kreis ziehen eine Sturmbilanz. Sehen Sie hier die Bilder aus der Unwetternacht.

Die ganze Nacht hat das Sturmtief Zeynep von Freitag auf Samstag die Einsatzkräfte im Hochsauerlandkreis in Atem gehalten. Für den Hochsauerlandkreis wurden insgesamt 254 Einsätze (ohne die der Polizei) registriert. Rund 1600 Einsatzkräfte waren in der Nacht unterwegs, um Sturmschäden zu beseitigen oder Gefahrenlagen zu verhindern. Zahlreiche Straßen mussten gesperrt werden, bei einem Verkehrsunfall wurde ein Mann leicht verletzt. Landrat Dr. Karl Schneider, Kreisbrandmeister Krause und der Stab für außergewöhnliche Ereignisse (SAE) des Hochsauerlandkreises bedankten sich via der Sozialen Medien herzlich bei allen Beteiligten für das außerordentliche Engagement in den vergangenen Tagen. Doch die Lage ist noch nicht gänzlich entspannt, denn noch immer drohen angeschlagene Bäume umzuknicken und das nächste Sturmtief „Antonia“ soll schon am Sonntagabend folgen.

Der Deutsche Wetterdienst warnt für den Hochsauerlandkreis vor Sturm – Warnstufe rot

Der Deutsche Wetterdienst (DWD) hatte schon frühzeitig eine Unwetterwarnung fürs Hochsauerland herausgegeben – Warnstufe rot. Sie galt im gesamten östlichen Kreis für Brilon, Olsberg, Marsberg,Winterberg, Medebach, Hallenberg. Schon am Freitagabend waren die ersten Auswirkungen des Sturmes spürbar – so mussten die Feuerwehren zu umgeknickten Bäumen ausrücken und Straßen sperren. In der Nacht kam es dann zu hunderten Einsätzen – ein Kraftakt für die Feuerwehrkameraden und -kameradinnen. Es wurden Windgeschwindigkeiten von teils über 120 km/h gemessen – die stärksten Orkanböen gab es im Hochsauerlandkreis am Kahlen Asten bei Winterberg mit 127 km/h.

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Der Sturm sorgte für sieben Verkehrsunfälle, wie die Polizei am Samstag noch mitteilte. Insgesamt rückte die Polizei zu 81 Einsätzen aus, meistens Streckensperrungen. Zu einem Unfall wurde unter anderem die Feuerwehreinheit der Kernstadt Winterberg alarmiert. Auf der L740 Richtung Silbach sollte ein Baum die Fahrbahn blockieren. Vor Ort fanden die Einsatzkräfte jedoch einen PKW vor, der in den umgestürzten Baum gefahren war. Da die Fahrerin über Schmerzen klagte, wurde der Rettungsdienst nachalarmiert, der die Frau anschließend ins Krankenhaus brachte. Der Baum wurde anschließend von der Feuerwehr entfernt. Auf der B 480 zwischen Alme und der Möhneburg prallte am Freitagabend gegen 20.25 Uhr während des Sturms Ylenia ein PKW in einen umstürzenden Baum. Dabei wurde der Fahrer in seinem Fahrzeug eingeschlossen. Der 26-jährige Pkw-Fahrer aus Bad Wünnenberg wurde von der Feuerwehr mit hydraulischem Rettungsgerät aus seinem Fahrzeug befreit. Er wurde schwer verletzt ins Krankenhaus eingeliefert. Aufgrund des anhaltenden Sturmes wurde der Einsatz schnellstmöglich abgearbeitet. Ein Sicherungsposten wurde dabei gesondert zur Beobachtung der umliegenden Bäume eingesetzt. Die Löschgruppen Alme, Nehden, Wülfte, Madfeld und der Löschzug Brilon waren rund eine Stunde im Einsatz. Zeitgleich musste die Feuerwehr Brilon zu einem Kaminbrand nach Esshoff gerufen. Der Brand wurde durch Kehren des Kamins von innen und über die Drehleiter erfolgreich bekämpft. Mit den Kehrarbeiten wurde die Temperatur des Kamins abgekühlt und ein Übergreifen des Brandes auf das Gebäude verhindert. Der Bezirksschornsteinfeger unterstützte die Arbeiten. Die Löschgruppe Altenbüren und der Löschzug Brilon waren mit zwei Löschfahrzeugen und der Drehleiter rund eine Stunde im Einsatz. Zur Brandursache und zur Höhe von Sachschäden liegen der Feuerwehr keine Angaben vor.

In Winterberg, Brilon und Marsberg kam es zu den meisten Sturmeinsätzen

Die Feuerwehr in Winterberg zieht am Samstag noch eine Bilanz der Sturmnacht. Über das gesamte Stadtgebiet verteilt wurden seit 17.30 Uhr immer wieder Einheiten zur Beseitigung von Sturmschäden alarmiert. Meistens mussten umgestürzte Bäume beseitigt werden, die Fahrbahnen blockierten. „Soweit dies gefahrlos möglich ist, werden die Bäume mit Hilfe von Motorsägen beseitigt und die Straßen wieder freigegeben“, so Jens Vogelsang, Sprecher der Feuerwehr Winterberg. In einigen Bereichen waren jedoch Straßensperrungen erforderlich, da hier akute Gefährdungen der Einsatzkräfte durch weitere umstürzende Bäume nicht ausgeschlossen werden konnten. In Niedersfeld stützte ein Baum auf ein Carport und zerstörte hierbei einen darin abgestellten PKW samt Anhänger. Die Feuerwehr beseitigte Teile des Baumes, so dass die Anwohnerstraße wieder frei zugänglich ist. Zur Koordinierung der 26 Einsätze in Winterberg wurde am späten Abend die Einsatzzentrale im Feuerwehrhaus Winterberg besetzt. Auch in den anderen Städten rund um Winterberg kam es zu zahlreichen Einsätzen. In Brilon waren es 23, ebenso oft musste die Feuerwehr in Marsberg ausrücken. In Olsberg kam es zu 19 Einsätzen, in Medebach zu 12. Die Hallenberger Feuerwehr musste zu 5 Einsätzen ausrücken.

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Sturm „Zeynep“ beschädigt auch das historische Rathaus in Brilon

Für die Feuerwehr in Brilon gingen die Sturmeinsätze noch am Samstagmorgen weiter. Schon um 4.54 Uhr mussten die Einsatzkräfte zur B480 Richtung Alme aufbrechen, weil dort ein Baum auf die Fahrbahn gestürzt war. Um 5.41 Uhr war ebenfalls ein Einsatz wegen eines Baumes auf der L3393 bei Bontkirchen. Um 8.13 Uhr war in Eselsborn ein Baum auf die Fahrbahn gefallen. Um 8.25 Uhr waren die Kameraden der Feuerwehr in Brilon Am Markt im Einsatz: der Sturm Zeynep beschädigte das historische Rathaus in Brilon. Durch die starken Windböen wurde im Fassadenbereich eine Kupferabdeckung an den barocken Giebeln abgerissen. Die Feuerwehr Brilon entfernte am Samstagmorgen mit der Drehleiter die abgerissenen Teile mit einem Trennschleifer und sicherte sie so gegen einen drohenden Absturz. Der abgesperrte Bereich um die Rathaustreppe konnte danach wieder frei gegeben werden. Der Löschzug Brilon war mit einem Hilfeleistungslöschgruppenfahrzeug und der Drehleiter rund 45 Minuten im Einsatz. Zur Höhe von Sachschäden liegen der Feuerwehr keine Angaben vor. Der Briloner Bürgermeister Christof Bartsch hatte in einem Statement auf die Sozialen Netzwerken die Arbeit der Feuerwehren gewürdigt: „Während die meisten von uns sicher in ihren eigenen vier Wänden sind, sind hunderte Männer und Frauen unserer Freiwilligen Feuerwehr draußen im Sturmeinsatz. Danke!“, schrieb er.

Dachpfannen fallen in Marsberg auf die Straße, Container in Olsberg brennt

Zu einem ähnlichen Einsatz wie die Briloner Feuerwehr mussten die Kameraden in Marsberg schon am Freitagabend ausrücken: In der Straße Weist fielen Dachpfannen von der Straße. Dort musste die Feuerwehr kurzerhand eine Sperrung errichten. In Olsberg kam es indes zu einem Brand in der Nacht: An der ehemaligen Klinik am Stein in Olsberg wurde ein brennender Mülleimer gemeldet. Achtzehn Einsatzkräfte rückten mit drei Fahrzeugen aus, um den brennenden Papiercontainer zu löschen. Vor Ort hatten bereits zwei Mitarbeiter mit drei Feuerlöschern das Feuer eingedämmt. Das Übergreifen auf einen weiteren Container konnte dadurch verhindert werden. Durch die Hitzestrahlung wurde er jedoch stark beschädigt. Die ehrenamtlichen Helfer des Löschzuges löschten den Container unter schwerem Atemschutz ab. Feuerwehrpressesprecher Thomas Schmidt aus Medebach berichtet, dass die Feuerwehrhäuser durchgehend besetzt gewesen seien.

In Hallenberg wird eine Straßensperrung beiseite geschoben

Nicht jeder hatte allerdings den Sturm so ernst genommen: In Hallenberg hatten Unbekannte eine durch den Löschzug Hallenberg eingerichtete Absperrung zur Seite gezogen. Der Löschzug Hallenberg warnte noch in der Nacht: „Hinweis: Straßensperrungen werden nicht grundlos eingerichtet. Bitte meiden Sie die gesperrten Bereiche zu Ihrer eigenen Sicherheit!“

Nicht nur die Feuerwehren spürten die einschneidenden Auswirkungen des Sturmes: Rund um Altenbüren war für viele Haushalte der Strom ausgefallen. Das bestätigte eine Sprecherin von Westnetz auf WP-Anfrage. Das Sauerland war schwerpunktmäßig von Stromausfällen betroffen – insbesondere einige Häuser in und rund um Altenbüren, ebenso in Esshoff. Auch Haushalte in Eslohe oder Bad Berleburg waren ohne Strom. „Es handelt sich vor allem um Mittelspannungsstörungen, Bäume und Äste sind auf Stromleitungen geflogen. Die Kollegen sind rausgefahren und kümmern sich natürlich um eine schnelle Lösung, allerdings müssen auch sie auf den eigenen Schutz während des Sturmgeschehens achten“ so die Westnetz-Sprecherin noch in der Nacht.

Sturmtief „Antonia“ sorgt für weitere Gefahrenlage im HSK

Die Strapazen der Sturmnacht „Zeynep“ kamen für die Kameraden im Altkreis Brilon nach einem ersten einsatzreichen Sturmtief: Bereits am Donnerstag sorgte „Ylenia“ bei vielen Feuerwehrangehörigen für eine schlaflose Nacht. Jetzt soll es am Sonntagabend mit dem Sturmtief „Antonia“ weitergehen. „Richtig turbulent und mitunter auch gefährlich könnte es dann in der Nacht zum Montag werden“, sagte Adrian Leyser von der Wettervorhersagezentrale des DWD über Sturmtief „Antonia“: Schwere Sturmböen oder sogar orkanartige Böen sind nicht ausgeschlossen. Der DWD warnt für den Hochsauerlandkreis vor Dauerregen mit Niederschlagsmengen von bis zu 60 Liter pro Quadratmeter. Bis zum Abend kann es am Sonntag auch zu Sturmböen kommen mit Geschwindigkeiten von bis zu 77 km/h – in Höhenlagen sogar bis zu 90 km/h.