Hochsauerland. Aufpassen! Am Freitagnachmittag wird es erneut sehr stürmisch. Wie die erste Sturmnacht war und wo der Orkan welche Schäden angerichtet hat.
Das Sturmtief hat im Hochsauerland in der Nacht zu Donnerstag für zahlreiche Einsätze gesorgt. Allein bis zum Morgen rückten die Feuerwehren kreisweit 122 Mal und die Polizei 80 Mal aus. Personen wurden nicht verletzt, aber da die Bäume zum Teil wie die Streichhölzer umknickten, gab es zahlreiche Sachschäden und Straßensperrungen, die zum Teil bis in den Nachmittag andauerten.
So richtig zur Sache ging es mit dem Sturm erst in der Nacht. Zwischen 23 und 4 Uhr erreichten die Böen auf dem Kahlen Asten eine durchschnittliche Geschwindigkeit von 115 bis 120 km/h. Der Spitzenwert von 133 km/h wurde dann zwischen 3 und 4 Uhr am Morgen erreicht. „So schlimm wie Kyrill war es damit nicht, aber es fehlten auch nur vier Stundenkilometer“, sagt Julian Pape vom Wetterportal Sauerland. An den anderen Mess-Stationen wurde in Sachen Windgeschwindigkeit die 100-er Marke auch im Laufe des weiterhin stürmischen Tages nicht geknackt. Die höchste Windgeschwindigkeit im Raum Medebach erreichte das Sturmtief „Ylenia“ an der Kolping-Wetterstation auf dem Gelände der Kaffeerösterei Langen mit 91 km/h. Das entspricht Windstärke 10 (schwerer Sturm).
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Kritische Phase
Der besonders kritische Zeitraum auf dem Kahlen Asten deckt sich auch mit den Einsatz-Zeiten vieler Feuerwehren, die allein bis zum frühen Morgen ordentlich auf Trab gehalten wurden: Brilon 11, Marsberg 13, Olsberg 4, Winterberg 16, Medebach 5 und Hallenberg 1 Einsatz – so lauten die Einsatz-Zahlen des HSK, zu denen im Laufe des Tages noch einige hinzukamen. In Marsberg waren es zum Beispiel bis zum Mittag um die 30. Kreisbrandmeister Bernd Krause und Andreas Schäfer, Leiter des Fachdienstes Rettungsdienst, Feuer- und Katastrophenschutz, bewerteten die Sturmnacht dennoch als nicht außergewöhnlich. „Wir bedanken uns bei allen Kräften. Die Sturmlage wird weiterhin genau beobachtet und bewertet“, gaben beide einen Ausblick auf die nächsten Stunden. Denn auch für heute sind die Aussichten alles andere als rosig.
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In Brilon reichte das Einsatz-Spektrum der Feuerwehr vom „fliegenden Pavillon“ in Scharfenberg bis zum Baum auf der Doppelgarage in Rösenbeck. Hinzu kamen zahlreiche Bäume, die in Alme, Hoppecke oder Brilon auf der Fahrbahn lagen und weggeräumt werden mussten. „Die Wetterlage ist so verlaufen, wie wir es erwartet hatten“, sagte der Briloner Feuerwehrsprecher Andreas Becker. Man habe keine örtliche Einsatzstelle am Feuerwehrhaus einrichten müssen.
Es sei gut, dass so intensiv gewarnt worden sei und die Schulen geschlossen hatten, aber so dramatisch wie bei Kyrill sei es keinesfalls gewesen, bilanzierte der Marsberger Feuerwehrsprecher Frank Steker. „Wir in Marsberg sind glimpflich davon gekommen.“ In Marsberg fiel ein Baum auf drei Pkw, die auf einem Mitarbeiterparkplatz an der Mühlenstraße abgestellt waren. In Giershagen drohte ein Baum auf ein Haus zu fallen. Da das Gebäude auf einem stark abschüssigen Grundstück steht und der Baum nicht sicher zu erreichen war, musste der Löschzug Marsberg mit Drehleiter und Rüstwagen anrücken. Der Baum wurde sicher zu Fall gebracht, ohne Personen oder das Haus zu beschädigen.
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Zu gefährlich für Einsatzkräfte
Zu einem Sturmeinsatz rückten fünf Helfer des Löschzuges Bigge-Olsberg am Donnerstagmorgen gegen 11 Uhr mit einem Fahrzeug aus. Feuerwehrsprecher Edgar Schmidt: „Gemeldet war ein Baum auf den Bahngleisen Talstraße. Auf der Strecke zwischen der Ramecke und dem Stausee am Fußweg entlang fanden die Einsatzkräfte dann vier umgestürzte Bäume vor, ein weiterer lag auf dem Fußweg zur Talstraße in der Nähe des Bahnübergangs.“
Die Löschgruppe Elpe war bereits um 4:33 Uhr auf die K 48 zwischen Elpe und Siedlinghausen gerufen worden. Dort blockierten mehrere dicke Fichten die Straße. Zur Unterstützung der ehrenamtlichen Helfer musste ein Forstschlepper hinzugezogen werden. Die Löschgruppe Brunskappel wurde um 4:40 Uhr alarmiert. Auf der L 742 Richtung Wulmeringhausen versperrten ebenfalls mehrere umgestürzte Bäume die Fahrbahn. Hier wurde um 5:42 Uhr noch die Löschgruppe Wulmeringhausen hinzu alarmiert. Aufgrund des anhaltenden starken Windes wurde jedoch später beschlossen, die Straße komplett zu sperren und die Einsatzstelle zu verlassen. Die Gefahr für die Einsatzkräfte war wegen weiterer umstürzender Bäume zu groß.
Milch-Lkw eingeschlossen
Ein zwischen den Bäumen eingeschlossener Milch-Lkw musste zunächst dort verbleiben. Straßen NRW kümmerte sich später um die Beseitigung der Bäume, sodass der Lkw seine Fahrt fortsetzen konnte. Die angrenzende Bahnstrecke wurde ebenfalls für den Zugverkehr gesperrt. Auch die Löschgruppe Elleringhausen musste ausrücken. Um 5:00 Uhr ging es für die Helfer dort in die Heisterstraße, um dort die Fahrbahn von einem umgestürzten Baum zu befreien.
Die vergangene Nacht verlief für viele Feuerwehrangehörige im Stadtgebiet Winterberg sehr unruhig. Speziell in der zweiten Nachthälfte wurden viele Einheiten zur Beseitigung von Sturmschäden alarmiert. In vielen Fällen blockierten Bäume die Fahrbahn oder Bahngleise. Bei zwei Einsätzen waren Stromleitungen bzw. Telefonleitungen betroffen. Bei einigen Einsätzen war auch die Drehleiter der Kernstadt-Einheit erforderlich. Mit deren Hilfe konnten Bäume, die umzustürzen drohten, eingekürzt werden. Bis zum Morgen kam es zu insgesamt 17 sturmbedingten Einsätzen. Parallel hierzu wurden mehrere Einheiten noch zu einer ausgelösten Brandmeldeanlage in einem Hotel in Niedersfeld alarmiert. Vor Ort stellte sich dies als Fehlalarm heraus. Von den Einsätzen waren fast alle Feuerwehreinheiten im Stadtgebiet betroffen, so Pressesprecher Jens Vogelsang.
Strecke Medelon-Hesborn vorübergehend gesperrt
Ein ähnliches Sturm-Bild gab es auch im Stadtgebiet Medebach, wo immer wieder Bäume auf den Straßen lagen. Die Strecke von Medelon nach Hesborn war am Morgen vorübergehend dicht, in Medebach drohte ein Baum auf eine Scheune zu stürzen; die Drehleiter kam zum Einsatz.
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Für die Feuerwehr Hallenberg blieb die Nacht trotz Sturmlage sehr ruhig. „Wir hatten trotz des ruppigen Windes in der Nacht keine Einsätze zu verzeichnen. Erst gegen 6:20 Uhr mussten sechs Kameraden aus Braunshausen einen Baum von der Fahrbahn räumen“, so Stadtbrandmeistert Michael Gamm.
Freitag ab 16 Uhr wird es kritisch
Am Freitag geht das Unwetter weiter. Wetterexperte Julian Pape rechnet damit, dass der Sturm und die Kaltfront zwischen 16 und 17.30 Uhr das Hochsauerland passieren