Winterberg. Der Inhaber des Skigebietes in Langewiese will seinen Betrieb verkaufen. Er ist sauer, dass er keine Wohnungen bauen darf. Die heftigen Vorwürfe:
Der Ärger bei Gero Legner ist groß. Seine Wut kann der Besitzer des Skigebietes „Glück Auf“ in Langewiese nicht verbergen. Will er ganz offensichtlich auch nicht. Was dem Düsseldorfer Geschäftsmann sauer aufstößt: Er fühlt sich von der Stadt Winterberg schlecht behandelt. Persönlich „schwer enttäuscht“ sei er vom Langewieser Ortsbürgermeister Volker Kleinhof. „Der ist mir voll in den Rücken gefallen“, schäumt er.
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Bauausschuss lehnt Vorhaben ab
Hintergrund ist das Aus seiner Pläne zum Bau von 13 Ferienhäusern am süd-östlichen Ortsrand zum angrenzend Skigebiet. Der Bauausschuss der Stadt Winterberg hatte am 18. Januar einstimmig gegen das Bauvorhaben votiert. Legners Argument: Ohne die zusätzlichen Einnahmen durch die Ferienhäuser könne sein Skigebiet nicht erhalten werden. Und: eine Anlehnung seines Vorhabens wäre ein falsches Zeichen für Langewiese selbst und den Tourismus in dem Ortsteil. All das fand beim Bauausschuss kein Gehör. Der folgte stattdessen den schriftlichen Ausführungen des Ortsbürgermeisters, dass eine große Feriewohnanlage von der Langewieser Bevölkerung nicht toleriert werde.
„Eine Biertisch-Entscheidung“
Legner dagegen ist damit ganz und gar nicht einverstanden. Gegenüber der WP ist er am Telefon kaum zu bändigen. Das habe mit Demokratie nichts zu tun. Er wisse, sagt Legner, dass viele Anlieger gar nicht gefragt worden seien. „Das ist eine Sauerländer Klüngelgeschichte; eine Biertisch-Entscheidung, die die da Oben treffen. Da könnte ich gegen angehen, doch ich habe da keinen Bock mehr drauf“, so der rheinische Unternehmer.
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Aktuell eine „Geldvernichtungsmaschine“
Der Bau der Ferienwohnungen sei notwendig gewesen, um das Skigebiet rentabel zu machen: „Ich muss damit auch Geld verdienen. Das ist aktuell eine Geldvernichtungsmaschine“, sagt er. Schon vor vier Jahren sei er zum Ortsbürgermeister mit seinen Plänen gegangen. Der habe seine Ideen damals noch „super“ gefunden. Jetzt sei er noch nicht einmal über die Entscheidung des Bauausschusses informiert worden. Nun versuche er, das Skigebiet zu verkaufen.
„Kein holländischer Sauftourismus wie in Winterberg“
Was schade sei, denn er habe von den Gästen immer sehr viel Lob bekommen. Ihm hab es eigentlich immer dort Spaß gemacht. Er habe gedacht, dass er sich im Sinne aller dort engagiert habe. Das hätten offensichtlich einige nicht so aufgefasst, sagt er verbittert. Seine Anlage sei für Familien gedacht gewesen. Es sei ihm nicht um den „holländischen Sauftourismus, wie sie ihn in Winterberg machen“ gegangen, so der Düsseldorfer.
Der von Legner besonders Gescholtene, Ortsbürgermeister Volker Kleinhof, reagiert auf die Kritik ruhig und sachlich. Er habe dem Besitzer des Skigebiets vor vier Jahren bereits mitgeteilt, dass es schwierig werden würde, dort Ferienhäuser zu bauen. Zumal damals noch von lediglich drei bis vier Häusern die Rede gewesen sei. „Ich habe ihm damals schon gesagt, dass dieses Vorhaben nicht so einfach wird. Zumal das Gebiet als landwirtschaftliche Fläche ausgewiesen ist“, sagt Kleinhof. Dass es dann auf einmal 13 Wohnungen werden sollten, hätte ihn überrascht. Fest stehe, dass man in Langewiese keinen Massentourismus haben wolle. Legner selbst könne ja auch nicht kontrollieren, ob am Ende tatsächlich nur Familien kommen würden.
Am Ende ein Wille der Langewieser
„Am Ende war es der Wille der Langewieser und meiner. Ich muss dabei besonders die Allgemeinheit berücksichtigen“, sagt er. Schon einmal habe ein Investor zwei große Ferienhäuser in Langewiese bauen wollen. Mit den gleichen Argumenten habe man auch damals darauf verzichtet. Außerdem habe er seine Zweifel, dass durch den Bau der 13 Häuser die Rentabilität des Skigebiets gesteigert worden wäre. Auch sei es, selbst wenn der Bauausschuss zugestimmt hätte, schwierig gewesen, die Bezirksregierung von dem Vorhaben zu überzeugen.
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„Es tut mir wirklich leid für das Skigebiet. Wir können aber nicht unsere Prinzipien aufgeben“, sagt der Ortsvorsteher. Es sei wirklich bedauerlich, dass der Betrieb jetzt wieder zum Verkauf stehe, aber die Konkurrenz, beispielsweise durch das Skiliftkarussell, sei groß. „Da kann man einfach nicht mithalten“, sagt er.
Reaktion vom Bürgermeister: „Ein ganz normaler Geschäftsgang“
Der Bürgermeister von Winterberg, Michael Beckmann, will die Legner-Kritik an einem „Sauerländer Klüngel“ so nicht stehen lassen: „Was gelebte Bürgerbeteiligung im Rahmen eines geordneten Verfahrens zur Aufstellung eines Bebauungsplans mit Sauerländer Klüngel zu tun haben soll, erschließt sich mir allerdings nicht“, antwortet er der WP. Dass Legner noch nicht über die Entscheidung im Bau- und Planungsausschuss informiert wurde, liege auch daran, dass in dieser Sitzung viele umfangreiche Tagesordnungspunkte behandelt worden seien, bei denen nach und nach die Rückmeldung an die Antragsteller oder Investoren erfolge. Hier handele es sich um einen „ganz normaler Geschäftsgang“.
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Leider gebe es Dorfskigebiete nur noch in wenigen Orten, so Beckmann. Die, die es noch gebe, seien so wichtig für die Dörfer und die Stadt insgesamt. „Weil wir nicht nur sagen, was wir nicht wollen, sondern auch Hilfestellung geben. Wir haben den Dorfskigebieten über die Wintersportarena im Jahr 2018 auch Ideen zur Weiterentwicklung an die Hand gegeben“, sagt er. Das Skigebiet Langewiese sollte sich zu einem echten Familienskigebiet mit einer Abenteuerpiste weiterentwickeln. Für die Weiterentwicklung sei auch der Zugang zu Fördermitteln geprüft worden. Leider sei es nie zu dieser Weiterentwicklung gekommen.