Winterberg. Nicht nur Gaststätten in Winterberg kämpfen in der Corona-Krise ums Überleben. Freizeitbetriebe leiden massiv – nicht nur unter scharfen Regeln.

Nicht nur der Einzelhandel und die Gastronomie in Winterberg haben mit Lockdowns, Maskenpflicht und der 2G-Regelungen zu kämpfen. Auch der Freizeitbetrieb, der in geschlossenen Räumen stattfindet, leidet massiv. Mit der 2G-Plus-Verordnung und der grassierenden wie hoch ansteckenden Omikron-Variante wird die Situation der Unternehmer nicht besser. So berichtet es unter anderem Karl-Heinz Schleimer.

Ganz alleine im Indoorspielplatz

An diesem Dienstagvormittag steht er ganz alleine in seinem Indoorspielplatz in Am Eschenberg bei Niedersfeld. Trampolinfelder, Spielautomaten, Mini-Eisenbahn und Kinderkarussell. Alles verwaist. Ein Symbolbild mit Aussagekraft. Denn er hat das Kinderparadies unter anderem wegen der sinkenden Nachfrage unter der Woche dichtgemacht.

Der Indoorspielplatz.
Der Indoorspielplatz. © Benedikt Schülter

Es wird immer komplizierter

Schleimer stemmt die Hände in die Hüften und blickt finster. „Gerade läuft alles beschissen. Schreiben sie das ruhig so auf“, sagt er. Erst 2G, jetzt 2G-Plus, es werde immer komplizierter, so der Betreiber eines Paintball-Feldes, eines Imbisses und der Kartbahn Winterberg. Die Kunden blieben fort und er mache sich Gedanken, wie es nun weitergehen könne mit dem Indoorspielplatz. Einheimische kämen gar nicht mehr und auch immer weniger Touristen. Er vermisse außerdem die vollen Busse aus den Niederlanden, sagt er.

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Schleimer habe schon länger überlegt, den Betrieb des Spielplatzes einzustellen und etwas Neues in der großen Halle anzubieten. Corona und die neuen Verordnungen hätten diesen Gedanken mittlerweile beschleunigt. 2G-Plus sein für ihn tatsächlich jetzt ein Knackpunkt. „Diese Regelungen wird jetzt vielen Gastronomen das Genick brechen“, prophezeit er. So ganz wisse er noch nicht genau, was er von der neuen 2G-Plus Regelung selbst zu halten habe, sagt Schleimer. In jedem Fall schade die Verschärfung seinem Geschäft.

Angriff von aggressiven Touristen

Ganz so düster sieht das Kai Kadenbach nicht. Er betreibt das Bowlhaus in der Orkestraße in Winterberg. Gerade macht er seinen Laden startklar. 16 Uhr geht es los. Dann erwartet er die ersten Gäste zum Bowling-Spielen. Bei ihm am Eingang gibt es ein Absperrband, Hygienespender und alle Bahnen sind mit Plexiglas coronakonform getrennt. 30 Jahre ist der 58-Jährige in der Gastronomie nun schon tätig. Zunächst habe er einen großen Betrieb in Bochum geführt, ehe es den Familienvater dann nach Winterberg verschlug.

Die aktuelle Situation sei aber mit keiner anderen in den vergangenen Jahren zu vergleichen. „Die schlimmsten Zeiten waren die Lockdowns. Für mich sind 2G-Plus-Regeln deshalb wie ein zweischneidiges Schwert“, sagt Kadenbach. Im Interesse seiner Gäste und seiner Mitarbeiter fände er die Vorgaben richtig und gut. Wenn sich jetzt das Virus explosionsartig und unkontrolliert ausbreiten würde, würde dies zu einem großen Knall und vielen weiteren schlimmeren Problemen führen, ist er überzeugt. Er selbst sei schon geboostert. Außerdem könne er sich eine Quarantäne oder Erkrankung auch finanziell nur schwer leisten. Zumal er bereits im Dezember massive Umsatzeinbrüche hinnehmen musste, da fast alle gebuchten Weihnachtsfeiern bei ihm abgesagt worden seien.

Pöbelnde Ballermann-Touristen

Zusätzlich sei er auch immer gut damit beschäftigt, die 2G-Plus-Regeln umzusetzen. Denn die Akzeptanz bei einer gewissen Klientel sei nicht sehr ausgeprägt, sagt Kadenbach. Dies stehe im Zusammenhang mit Gästen, die teilweise in Gruppen schon alkoholisiert auftauchten und sich nur schwer von den geltenden Regeln überzeugen ließen. Da werde zum einen die Maske nicht richtig aufgesetzt, gepöbelt oder erst gar nicht der Impfnachweis gezeigt. Kadenbach bezeichnet sie als Ballermanntouristen. Diese seien in der Pandemie deutlich mehr geworden und hätten deutlich mehr Probleme gemacht.

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Ein Extremfall habe sich im vergangenen Dezember abgespielt, als er einer alkoholisierten Touristengruppe den Zutritt verweigert habe. Daraufhin habe eine Frau angedeutet, ihm ins Gesicht zu spucken und ein anderer Mann habe ihn dann sogar geschlagen. Nachdem Kadenbach, gemeinsam mit Gästen, es schließlich geschafft hatte die Störenfriede aus dem Laden zu verscheuchen, hätten ihm diese noch eine Sitzbank durch die Scheibe seiner Eingangstür geschleudert. Die Polizei hätte die unbekannten Täter aber nicht stellen können.

Kai Fullone hat in Winterberg seine Leidenschaft zum Beruf gemacht und bietet bei Full-One Lasertag für jede Altersklasse an. 
Kai Fullone hat in Winterberg seine Leidenschaft zum Beruf gemacht und bietet bei Full-One Lasertag für jede Altersklasse an.  © Kevin Kretzler

Der Kindergeburtstag muss ausfallen

Auch Kai Fullone hat mit dem Corona-Virus zu kämpfen. Der 42-Jährige ist als Kontaktperson in Quarantäne. Sein Betrieb: das Full-One-Lasertag, eine Sportart, bei der man sich mit futuristisch aussehende Spielzeugpistolen jagt, ist deshalb aktuell geschlossen. Ihm sein es wichtig, dass auch einmal auf die Probleme der Freizeitanbieter aufmerksam gemacht wird, sagt Fullone. Seiner Meinung würden oft nur Corona-Widrigkeiten der Gastronomen in der Öffentlichkeit eine Rolle spielen. „Wir können aber kein Außer-Haus-Verkauf anbieten. Bei uns spielt sich alles drinnen ab“, sagt Fullone. Durch die immer wieder veränderten Corona-Regeln sei eine seriöse Planung fast unmöglich. „Das ist eine absolute Katastrophe“, sagt er.

Er habe mittlerweile auch schon reagiert. Bei ihm kann man nur noch mit Voranmeldung Lasertag spielen. Der Verlust sei in jedem Fall auch bei ihm enorm. So habe er vor Kurzem erst einen Kindergeburtstag absagen müssen. Die Mutter sei ungeimpft werden, so Fellone. Ein Test reiche ja im Moment nicht aus. Und die Kinder an der Tür einfach abgeben, ginge schließlich auch nicht. „Die brauchen natürlich eine Aufsichtsperson“, sagt der Unternehmer.