Brilon. Die Stadt Brilon hat dem dem Leiter ihres Forstbetriebs die Kündigung ausgesprochen. Es kriselte schon länger. Nun geht es vor das Arbeitsgericht.

Die Stadt des Waldes hat dem Leiter ihres Forstbetriebs, Dr. Gerrit Bub (53), die Kündigung ausgesprochen. Das will der Briloner Bürgermeister Dr. Christof Bartsch als Dienstherr zwar nach wie vor hartnäckig nicht bestätigen, aber: Für den 18. Februar ist der Gütetermin vor dem Arbeitsgericht terminiert.

Der Bürgermeister macht in dieser Sache dicht: Die Stadt Brilon „kann und will“ auch weiterhin keine Auskunft zur aktuellen Führungskrise im Stadtforstbetrieb geben, hatte Dr. Bartsch Ende des Jahres auf wiederholte Anfrage der WP wissen lassen. Und auch auf eine Dienstag erneut an ihn per Mail geschickte Anfrage ließ er über die Pressestelle der Stadt auf diese Nicht-Beantwortung verweisen.

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Wie berichtet, hatte sich Dr. Bartsch vom Haupt- und Finanzausschuss in der Sitzung am 9. Dezember das sogenannte „Einvernehmen“ für eine „dienstrechtliche Entscheidung bei Bediensteten in Führungsfunktionen“ geben lassen. Gut vier Stunden, von 18.13 bis 22.11 Uhr, hatte der nichtöffentliche Teil dieser Sitzung gedauert, in der außer dieser Personalie nur noch „Informationen der Verwaltung“ sowie „Anregungen und Anfragen der Ausschussmitglieder“ auf der Tagesordnung gestanden hatten. Nach Informationen der WP ist die in geheimer Abstimmung und hinter verschlossenen Türen getroffene Abstimmung - unter Berücksichtigung einer Enthaltung - mit nur einer Stimme Mehrheit gefallen.

Knappe Entscheidung

Die Einholung des Einvernehmens hatte Bürgermeister Dr. Bartsch damit begründet, dass Dr. Bub Ende 2020 an vier Vormittagen aus seinem Dienstzimmer in der Gartenstraße heraus Online-Vorlesungen für die Hochschule für Angewandte Wissenschaften Göttingen gehalten haben und sich damit einen - wörtlich - „Arbeitszeitbetrug“ begangen haben soll. Mit Göttingen kooperiert die Stadt Brilon im Forstbereich gelegentlich.

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Neben dem Bürgermeister hält sich auch die Politik mit Kommentaren zurück, wie eine Abfrage bei den Sprechern der Fraktionen ergab. Hubertus Weber (SPD) sagte, dass es „Sache der Stadt“ sei, „wenn es offiziell etwas zu verkünden“ gebe. Und auch Eberhard Fisch (CDU) verwies an den Bürgermeister als Dienstvorgesetzten.

Über „keine Informationen seitens der Verwaltung“ will Reinhard Prange (Linke) verfügen. Auch FDP-Sprecher Dr. Alexander Prange verwies auf die Zuständigkeit des Bürgermeisters in Personalangelegenheiten, „die er zu verantworten“ habe. Zur Person Dr. Bub und seiner Arbeit könne er aber sagen, dass Dr. Bub er aus seiner Sicht „über 14 Jahren sehr gut für den Briloner Stadtwald arbeitet und wir froh sein können, so einen fachlich ausgewiesenen und kompetenten Forstchef in Brilon zu haben“. Die Sprecher von BBL und Grüne waren telefonisch nicht zu erreichen und meldeten sich bis Redaktionsschluss nicht zurück.

Länger kriselndes Verhältnis

Der Kündigungsgrund ist nur der formale Auslöser unter ein schon länger kriselndes Verhältnis zwischen dem Bürgermeister und Teilen des Rates auf der einen und dem Forstamtsleiter auf der anderen Seite. Auch Einflüsse von dritter Seite - Stichworte: Holzverkauf, Jagd, Tourismus - spielen eine Rolle. Im Zuge der Borkenkäfer-Kalamität hatte es aus Verwaltung und Politik wiederholt Kritik am Krisenmanagement des 53-Jährigen gegeben.

Verstimmungen in Politik

So hatte Dr. Bub im Mai 2020, mitten in der Borkenkäferkrise, angesichts der ausufernder Kosten von heute auf morgen das Einschlagen befallener Bestände eingestellt und die Fremdfirmen nach Hause geschickt. Er habe erst ein „politisches Mandat“ einholen wollen, diese Strategie zur Sicherung der noch nicht befallenen Bestände fortzusetzen. Bürgermeister Dr. Bartsch hatte sich damals dafür stark gemacht, „den wirtschaftlichen Druck von unserem Forstbetrieb zu nehmen“. Aktuell schwebt über der Stadt die Regressforderung eines süddeutschen Holzaufkäufers. Der klagt, wie berichtet, am Landgericht Arnsberg rund 1,7 Millionen Euro ein, weil der Stadtforst große Teile eines Liefervertrages nicht erfüllt habe - auf Druck eines heimischen Großabnehmers, wie es heißt.

Für die Kündigung war der 31. Dezember ein wichtiges Datum. Denn nur dann konnte noch wegen der sechsmonatigen Kündigungsfrist eine Trennung zum 30. Juni fristgerecht erfolgen. Am 1. Juli wäre Dr. Bub 15 Jahre im Dienst der Stadt, und dann hätten die Hürden für eine Trennung höher gelegen.

Bei seiner Vorstellung im Oktober 2007, mitten in der Aufarbeitung der Verwüstungen, die „Kyrill“ im Stadtwald hinterlassen hatte, schlug er unbeabsichtigt einen Bogen zum Zustand des Waldes heute: Der damals gerade erlebte nasse Sommer habe etwas Gutes gehabt: „Der Borkenkäfer kam nicht so zum Zuge wie befürchtet. Sonst hätte vieles noch schlimmer ausgesehen.“ So ist es dann ja auch kommen.

Die Redaktion hat in den vergangenen Tagen vergeblich versucht Dr. Bub über unterschiedliche Kanäle für eine Stellungnahme zu dem Sachverhalt zu erreichen.