Brilon. Mietinteressenten für die alte Post in Brilon stehen Schlange. Im März könnte es schon losgehen mit Arbeiten. Der neue Eigentümer zu den Plänen:
Als die Anzeige auf dem Immobilienportal erschien, ging im wahrsten Sinne des Wortes die Post ab: 289 Quadratmeter Büro- und Praxisfläche bot die Shonid-Holding via Internet in der Königstraße in Brilon an. Worauf in der Königsallee in Düsseldorf „jede Menge Anrufe“ ankamen. Bujar Sula, Projektleiter bei der Shonid, jedenfalls war von der Resonanz derart überrascht, dass er sich nun ganz neue Gedanken rund um die künftige Nutzung und Vermarktung der Immobilie im Land der tausend Berge macht. Das Gebäude ist nämlich ein besonderes: die ehemalige Post.
Die steht nämlich seit Inbetriebnahme des neuen Post- und DHL-Zustellstützpunktes im Gewerbegebiet an der Dollenseite in Brilon Anfang November vergangenen Jahres komplett leer.
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Auf die Anzeige im Internet hin hätten sich unter anderem Ärzte, ein Yoga-Studio, Physiotherapeuten und ein Lebensmittelhandel gemeldet. Dabei hatte die Shonid lediglich das Obergeschoss als Mietfläche angeboten. Der ehemalige Verwaltungsbereich der Postniederlassung besteht aus rund zwei Dutzend zwischen 20 und 27 Quadratmetern großen Räumen. Die Etage hatte die Stadt Brilon eine Zeitlang als Flüchtlingsunterkunft angemietet und genutzt.
Mietfläche von 1647 Quadratmetern
Insgesamt verfügt das Gebäude über eine Mietfläche von 1647 Quadratmetern. Das komplette Grundstück mit dem Innenhof ist 2444 Quadratmeter groß.
Angesichts des hohen Interesses an dem unmittelbar von der Fußgängerzone aus zu erreichenden Komplex will die Shonid jetzt ein Gesamtkonzept ausarbeiten und Nutzungsmöglichkeiten evaluieren. Dazu sollen, so Bujar Sula zur WP, drei Musterplanungen erstellt werden. Bujar kann sich in dem Gebäude „viel vorstellen“, nur eines nicht: „Wir wollen nichts Konkurrierendes in dem Haus haben.“ Vorstellbar sei zum Beispiel ein Ärztehaus.
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Die Shonid macht sich selbst Druck. Sie ist sogar dazu bereit, den noch bis ins Frühjahr laufenden Mietvertrag mit der Post vorzeitig aufzulösen, um bereits im März mit einem etwaigen Umbau beginnen zu können.
Nicht nur Mietinteresse an der zentralen Innenstadtfläche
Wie der Shonid-Projektleiter gegenüber der WP sagte, gibt es nicht nur Mietinteresse an der zentralen Innenstadtfläche. Mehrere Investoren aus dem Immobilienbereich, auch örtliche, würden das Objekt gerne erwerben. Einer von ihnen hatte 2020 selbst schon ein Auge auf das Objekt geworfen: Stefan Schleich von der WGB-Gruppe.
Damaliger Eigentümer war eine Investoren-Gesellschaft in Berlin, die im Frühjahr 2012 ein aus zehn Objekten bestehendes Immobilien-Paket von der Deutschen Post übernommen hatte. Konkrete Pläne hatte Schleich damals noch nicht, für ihn stehe, wie er damals gegenüber der WP sagte, im Vordergrund, das zentrale Objekt in Briloner Hand zu haben. Die Shonid hatte letztlich jedoch tiefer in die Tasche gegriffen.
Schleich wünscht dem Projektentwickler vom Rhein ein glückliches Händchen. Wie schwer es sei, derartige Konzepte mit Leben zu füllen, wisse er ja aus seiner eigenen unternehmerischen Erfahrung auf diesem Sektor.
Auch der Stadt Brilon wäre es mehr als recht, wenn das Postgebäude nicht zu Wohnungen oder zu einem Altenheim umgebaut würde, sondern wenn dort Dienstleister oder Geschäfte einzögen, denn - so Beigeordneter Reinhold Huxoll, „ein gesunder Mix aus Wohnen und Gewerbe ist wichtig für eine funktionierende Innenstadt“.
Immobilien-Portfolio von 70 Millionen Euro
Der Shonid-Gruppe gehören auch die Postgebäude in der Lagerstraße in Meschede (2067 Quadratmeter Grundstück, 1736 Quadratmeter Mietfläche) und in der Stembergstraße in Arnsberg (9000 Quadratmeter Grundstück, 4257 Quadratmeter Mietfläche).
Insgesamt umfasst das Portfolio nach Unternehmensangaben Immobilien im Wert von rund 70 Millionen Euro. Das Unternehmen wurde 2017 gegründet und hat als Geschäftszweck den Kauf, den Verkauf, die Vermietung und die Verwaltung von Immobilien sowie die Durchführung von Bauprojekten. Auf seiner Homepage kündigt das Unternehmen in Gelsenkirchen den Bau von 80 Wohnhäusern auf einem 12 Hektar großen Gelände an.