Brilon. Durch „Long Covid“ sind Mitarbeiter des Caritas-Verbandes Brilon ausgefallen - eines von vielen Themen in der Delegierten-Versammlung.

Weil im vergangenen Jahr die Delegierten-Versammlung des Caritas-Verbandes Brilon corona-bedingt ausgefallen war, stand jetzt die Bilanz über zwei Jahre im Mittelpunkt. Und auch im Fokus: das in diesem Jahr laufende 75-Jahr-Jubiläum. In all den Jahren, so Ludwig Albracht, Vorsitzender des Caritas-Rates, habe der Verband „unzähligen Menschen in herausfordernden Lebenssituationen begleitet und gestärkt“.

„Jetzt leben wir uns ein“: Ein leuchtendes „DEH“, die Abkürzung für „Dechant-Ernst-Haus“,  haben die Bewohner zum Einzug in ihr neues Wohnhaus in der Helle in Birlon gebastelt.
„Jetzt leben wir uns ein“: Ein leuchtendes „DEH“, die Abkürzung für „Dechant-Ernst-Haus“,  haben die Bewohner zum Einzug in ihr neues Wohnhaus in der Helle in Birlon gebastelt. © Caritas Brilon

Zurück geht die Gründung des Verbandes auf die Hilfe für Geflüchtete und Vertriebene nach dem Zweiten Weltkrieg. Armutsbekämpfung steht erneut sowie verstärkt auf der Caritas-Agenda in den aktuellen Pandemiejahren. „Ebenso zeigen wir Flagge und setzen Zeichen gegen Populismus, insbesondere rechtsradikale und antisemitische Tendenzen in unsere Gesellschaft“, betonte Ludwig Albracht. Er ermutigte die Ehrenamtlichen vor Ort den Caritas-Leitspruch „Not sehen und handeln“ mit Leben zu füllen: „Damit geben Sie in Ihren Gemeinden immer wieder Zeugnis für eine glaubwürdige Kirche, welche die Bedürfnisse der Menschen wahrnimmt.“

Eine Perspektive, die auch Vorstand Heinz-Georg Eirund für die hauptamtlichen Angebote und Dienste der Caritas Brilon unterstrich: „Die Caritas Brilon handelt nicht zum Selbstzweck, sondern ausschließlich im Auftrag der Menschen.“ Das gelte sowohl für die konkreten, professionellen Hilfen in Beratung, Begleitung, Betreuung und Pflege älterer, kranker, armer, ausgegrenzter Menschen und Menschen mit Behinderungen sowie für das sozialpolitische Engagement für mehr Solidarität und besser Teilhabe- und Gelingenschancen.

Caritas in Corona-Zeiten

Covid 19 stellte auch die Caritas Brilon vor besondere Herausforderungen: extrem hohe Belastungen der Mitarbeitenden, zugleich ein extrem hohes Engagement samt Verlässlichkeit. In einigen Diensten und Einrichtungen, wie beispielsweise den Mutter-Kind-Kliniken, musste Kurzarbeit angeordnet werden. Einige Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter sind am sogenannten „Long Covid“ erkrankt. „Zum Glück haben wir bis jetzt keine Toten in der Dienstgemeinschaft zu betrauern“, betonte Vorstand Eirund.

Umfrage ausgewertet

Einblicke über die Arbeit mit und für Menschen gibt es im aktuellen Tätigkeitsbericht, der auf der Homepage www.caritas-brilon.de geklickt werden kann.

Dort ist ebenfalls das Ergebnis der Umfrage „Arbeiten bei der Caritas Brilon: Was denkst du?“ abrufbar.

Im Ergebnis gibt die Caritas Antworten auf Fragen wie: Muss ich katholisch sein, um bei euch zu arbeiten? Dürfen auch Homosexuelle oder Wiederverheiratete bei der Caritas arbeiten?

Weitere Informationen oder Fragen zu Hilfen und Beratung unter 02961 97190 oder info@caritas-brilon.de

Um möglichst sicher durch die Pandemie zu kommen, wurde bereits zu Beginn im Februar 2020 eine zentrale Steuerungsgruppe eingerichtet, um neue Verordnungen und Regelungen für Schutz- und Hygienemaßnahmen umzusetzen. Dabei werden auch deren Auswirkungen auf die 1.150 Köpfe zählende Dienstgemeinschaft sowie auf Bewohner, Patienten, Klienten, Angehörige und Kooperationspartner aus Politik und Verwaltung mit in die Bewertung einbezogen.

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In den 58 Diensten und Einrichtungen der Caritas Brilon im Altkreis Brilon und Waldeck wurden bis dato rund zwei Millionen Euro für Schutzmaßnahmen ausgegeben. Mit bangem Blick wurde und wird immer wieder auf die Rettungsschirme in den Bereichen der Alten-, Behindertenhilfe, dem Kindergarten und den Kliniken geschaut. Eirund formulierte drängende Zukunftsfragen, deren Antworten noch ausstehen: „Wie werden wir die Krise finanzieren können? Wie wird sich die Zukunft sozialer Dienstleistungen gestalten? Bleiben bei den gesamtgesellschaftlichen Herausforderungen wie Digitalisierung und Klimawandel soziale Aufgaben auf der Strecke?

Engagement für das Gemeinwohl

Ein Caritas-Kernthema ist die Armutsbekämpfung und die Sicherstellung der Versorgung von Menschen mit existenzsichernden Angeboten wie den Warenkörben. Während der Pandemie wurden wiederholt Gutschein-Aktionen für die Kunden der zeitweise geschlossenen Warenkörbe verteilt.

Eine besonders positive Entwicklung im Ehrenamtsbereich hat die youngcaritas Brilon gemacht, in der sich junge Menschen in Projekten für andere und die Umwelt engagieren. Sorgen bereitet hingegen das Ehrenamt in den Caritas-Konferenzen in den Gemeinden. In einigen Orten haben sich Helfergruppen aufgelöst. Es gibt Nachwuchssorgen und durch die Lockdowns und Kontaktbeschränkungen konnten Seniorenbesuche nicht angeboten werden. „Wir haben den Konferenzen Hilfe für den Restart nach der Corona-Zwangspause angeboten“, sagte Vorstand Eirund.

Entwicklungen und neue Angebote

Trotz Pandemie wurden in den vergangenen zwei Jahren 54 Projektprozesse angestoßen und zum Teil bereits umgesetzt. Dazu zählen unter anderem das Institutionelle Schutzkonzept zu Prävention gegen sexualisierte Gewalt, die weitere Professionalisierung des Datenschutzes oder das Bundesteilhabegesetz. Im Januar wurden die neue Senioren-WG in der Volksbank Brilon eröffnet sowie die Servicestelle Antidiskriminierung im Februar und die Interdisziplinäre Frühförderung. Ebenso wurde das neue Dechant-Ernst-Haus für Menschen mit Behinderungen am Hellenteich in Brilon bezogen.

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In Winterberg wurde die Mutter-Kind-Klinik St. Ursula modernisiert. Zu der Modernisierung gehört auch die konzeptionelle Erweiterung des Reha-Angebotes für pflegende Angehörige. In die Klinik St. Ursula und dem Neubau des Dechant-Ernst-Hauses wurden insgesamt 8 Millionen Euro investiert.