Winterberg. Der Staatsschutz hat die Hass-Mails an die Sauerlandpraxis in Winterberg im Fokus. Es geht um üble Nazivergleiche im Zusammenhang mit Impfungen.

Nachdem die Sauerlandpraxis in Winterberg und Medebach in den Fokus von Querdenkern geraten war, ermittelt nun der Staatsschutz in diesem Fall. Mediziner Tim-Henning Förster und seine Kollegen hatten Anzeige erstattet, nachdem sie mit beleidigenden E-Mails attackiert worden waren.

Staatsschutz ermittelt: Sauerlandpraxis in Winterberg von Querdenkern beleidigt

Seit Pandemie-Beginn arbeitet das Team rund um Tim-Henning Förster am Limit. Er selbst sagt, das Team schaffe diese Herkules-Aufgabe, zermürbender sei der Hass, der ihnen online entgegenschlägt. So erreichte die Praxis im August eine E-Mail eines Querdenkers, in der der Corona-Impfstoff mit „Nazibrühe“ verglichen werde und betitelt die Praxis als „Team Mengele“, in Anspielung auf den Lagerarzt im KZ Auschwitz-Birkenau. Auch auf Twitter sammelten sich ähnliche Vergleiche und Kommentare.

Tim-Henning Förster äußert sich damals zu den Vorfällen in der WP Brilon: „In der Anonymität des Internets und der Social Media Auftritte kommen solche verbalen Entgleisungen, die sich weit jenseits einer vernünftigen Erziehung bewegen, deutlich häufiger vor, als in der täglichen Praxis.“ Vergleiche mit einem Nazi-Arzt sind „sehr harter Tobak“, sagt der Mediziner. Er erstattet Anzeige für diese Art der Beleidigungen, gibt die Nachrichten und Tweets auch an die Kriminalpolizei weiter. „Die besonders bösen Fälle werden dann wohl an den Staatsschutz weitergegeben“, mutmaßt er.

Tim-Henning Förster, Arzt der Sauerlandpraxis. Er und sein Team gerieten in den Fokus von Querdenkern.
Tim-Henning Förster, Arzt der Sauerlandpraxis. Er und sein Team gerieten in den Fokus von Querdenkern. © Ralf Hermann

Staatsschutz in Dortmund bestätigt Ermittlungen zu den Fällen in Winterberg

Dieser bestätigt jetzt auf Anfrage, dass man von dem Vorfall Kenntnis habe und zudem die Ermittlungen aufnehme. „Ich kann Ihnen bestätigen, dass unser Staatsschutz den Vorgang bearbeitet und die Ermittlungen zum Absender der E-Mail andauern. Die Anzeige wurde durch die Kollegen im HSK wegen Verleumdung gefertigt“, heißt es seitens einer Sprecherin des Polizeipräsidiums Dortmund, wo der Staatsschutz angesiedelt ist. Ermittlungsergebnisse liegen noch nicht vor. Über ein Strafmaß entscheidet der Staatsanwalt, wenn der Täter bekannt ist und angeklagt wird.

Dass Arztpraxen derart von Impfgegnern beschimpft werden, kommt nicht oft vor. Der Staatsschutz weiß nur von einem weiteren Vorfall in Unna, im HSK sei der Fall in Winterberg bisher der einzige.

Tim-Henning Förster sagt schon im August, dass sich die Lage wieder beruhigt hat – „nach dem Bericht in der WP.“ Weitere E-Mails seien nicht eingegangen. „Von den Ermittlungen weiß ich bisher nur, das sie von der Kripo an den Staatsschutz weitergegeben wurden, bin selber sehr gespannt, ob es da noch Rückmeldungen gibt.“