Hochsauerlandkreis. Der Ruf nach Mitsprache für die Parteibasis in der CDU wird lauter: Wer soll neuer Parteichef werden? Das sagen Chefs der Stadtverbände im HSK.
Die CDU steht nach ihren verheerenden Wahlverlusten bei der Bundestagswahl vor einem Scherbenhaufen. Der noch amtierende Parteivorsitzende Armin Laschet wird sein Amt wohl aufgeben. Schon gibt es Spekulationen um mögliche Nachfolger. Außerdem werden die Stimmen nach mehr Mitspracherecht aus der Parteibasis lauter. Die Meinung der Stadtverbände aus dem HSK sind da eindeutig. Dabei fällt ein Name besonders häufig: Friedrich Merz.
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Hohe Sympathie- und Kompetenzwerte
Hiltrud Schmidt ist die Stadtverbandsvorsitzende der CDU in Olsberg. Sie war bereits bei den letzten drei Parteitagen eine der 1001 Delegierten und würde befürworten, wenn die Mitglieder in Form einer Befragung in den Prozess eingebunden würden, sagt sie. Dazu das Friedrich Merz es noch einmal versuchen könnte, an die Spitze der Partei zu gelangen, hat sie eine klare Meinung: „Ich würde eine Kandidatur von Friedrich Merz begrüßen“, sagt sie. Sie verweist darauf, dass der Sauerländer „mit hoher Wahrscheinlichkeit“ auch bei den letzten beiden Kandidaturen von der Basis gewählt worden. Wie es in Zukunft aussieht, könne sie aber nicht voraussagen. Es hänge sicherlich auch davon ab, wer sich noch für den Vorsitz bewerbe.
Der CDU-Stadtverband Medebach hat gemeinsam mit der Fraktion im Rat einen Antrag auf eine bindende Mitgliederbefragung eingereicht. Das bestätigte dessen Vorsitzender Frank Linnekugel. Zu der Frage, ob Friedrich Merz die Führung übernehmen solle, will er sich aber noch nicht direkt äußern. Trotzdem: Friedrich Merz genieße an der Basis hohe Sympathie- und Kompetenzwerte. Von daher würden die Medebacher es begrüßen, wenn er eine führende Rolle in der Zukunft einnehmen würde.
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Geschlossenheit ist jetzt wichtig
„Warten wir ab, wie sich die Situation entwickelt. Zum jetzigen Zeitpunkt sind solche Spekulationen wenig hilfreich, es gilt jetzt jetzt Geschlossenheit wieder herzustellen“, sagt er. Das sei nach Meinung seines Verbandes eines der Probleme im Wahlkampf gewesen. Dies habe man in dem Antrag auch so dargelegt. „Wenn die Entscheidung- wie jetzt im Fall Laschet - auf einen Kandidaten gefallen ist, muss dieser auch von der Schwesterpartei unterstützt werden, ohne ständige Zwischenrufe“, sagt Linnekugel.
Sven Lucas Deimel steht der CDU in Winterberg vor. Er betont, dass sein Stadtverband „sehr gute Erfahrungen“ mit der Basisbeteiligung seiner Mitglieder gemacht habe. So hätten die Mitglieder der Union in Medebach 2019 bereits das Delegiertensystem auf Stadtverbandsebene abgeschafft. „Ich kann daher unserer Bundespartei nur empfehlen, eine Mitgliederbefragung zur Person des neuen Vorsitzenden im Vorfeld eines Bundesparteitages durchzuführen. Das eindeutige Ergebnis einer solchen Befragung könnte von den Delegierten nicht ignoriert werden“, sagt Deimel. Dies wäre seiner Meinung nach eine „charmante Lösung“, ohne die Statuten der Partei im Vorfeld ändern zu müssen.
Große Mehrheit steht hinter Merz
Und auch zu Friedrich Merz hat er eine klare Meinung. Dieser genieße, laut Deimel, ein sehr hohes Ansehen und Vertrauen bei weiten Teilen der Mitglieder. Bei seinen vergangenen zwei Kandidaturen für den Bundesvorsitz habe er viel Zuspruch aus Winterberg erhalten. „Er wäre mein persönlicher Favorit als Bundesvorsitzender der CDU, sollte er sich erneut für eine Kandidatur entscheiden. Eine große Mehrheit unserer Mitglieder vor Ort wird dies ähnlich sehen“, unterstreicht Deimel.
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Nicht nur wegen des miserablen Ergebnisses der CDU/CSU bei der Bundestagswahl müsse die Parteibasis mehr in wichtige Entscheidungen eingebunden werden, sagt der Vorsitzende der CDU Brilon, Wolfgang Diekmann. Dieses habe sein Stadtverband schon lange gefordert. „Deswegen sprechen wir uns bei der Wahl des neuen CDU-Parteivorsitzenden für einen Mitgliederentscheid aus“, sagt er.
Ein „Weiter so“ kann es nicht geben
Friedrich Merz genieße große Anerkennung und Vertrauen in der CDU-Brilon. „Wir würden uns daher über eine erneute Kandidatur für den Parteivorsitzenden freuen und sie unterstützen. Dann hoffentlich in einer Mitgliederbefragung“, sagt Diekmann. Im neuen CDU-Bundesvorstand müsste dabei Jung und Alt sowie mehr Frauen und alle Bevölkerungsschichten vertreten sein. Der Anteil einiger „weniger Berufsgruppen“ sei derzeit zu hoch.
Ähnlich sieht es auch der CDU-Stadtverband Marsberg. Ein „Weiter sei“ könne es, laut Vorsitzenden Michael Rosenkranz, nicht geben. „Die Partei muss jünger, weiblicher und vielfältiger werden, nur dadurch kann sie auch moderner und wählbarer für Jung und Alt werden“, sagt Rosenkranz. In einer Sitzung von Partei und Fraktion der CDU Marsberg hätte man viele Facetten des Bundestagswahlkampfes diskutiert. Fehler müssten nun auf allen Ebenen aufgearbeitet werden.
Engagierter Wahlkampf
Hierzu müsse die gesamte Breite der Parteimitglieder gehört werden, damit ihre Meinung auch bei der Wahl des Parteivorsitzenden einfließen könne. Mit einer Mitgliederbefragung müsse man die Parteibasis besser einbinden. Gegenüber eine möglichen Kandidatur von Merz hat Rosenkranz eine klare Meinung: „Friedrich Merz hat sich ja sehr engagiert im Wahlkampf. Er ist jemand, der in der CDU seit Langem vermisste Akzente wieder setzen könnte. Unsere Unterstützung hat er.“
Der CDU-Stadtverband Hallenberg wollte sich zur WP-Anfrage nicht äußern.