Brilon. Das ehemalige Finanzamt Brilon sollte längst verkauft sein. Ein Investor stand bereit. Doch wo ist er jetzt? Es macht sich Unruhe und Unmut breit
Bei Bürgermeister Dr. Bartsch ist „der Geduldsfaden mittlerweile sehr dünn“: Auch gut ein Jahr nach Abschluss des Bieterverfahrens hat der Bau- und Liegenschaftsbetrieb (BLB) des Landes NRW den Verkauf des ehemaligen Finanzamtes in Brilon immer noch nicht in trockenen Tüchern. „Die Kaufverhandlungen mit dem Höchstbietenden dauern noch an“ - das teilte die BLB-Pressestelle in Düsseldorf - wie schon mehrfach in diesem Jahr - vor wenigen Tagen der WP mit.
Ist der Meistbietende abhanden gekommen?
Auch Bürgermeister Dr. Bartsch hatte sich nach der jüngsten Ratssitzung noch einmal persönlich an den BLB gewandt, nachdem CDU-Ratsfrau Karin Bange in der Sitzung hatte wissen wolle, ob „der Meistbietende abhanden gekommen“ sei und ob es nicht zu einem „freihändigen Verkauf“ kommen könne. Die Antwort aus Düsseldorf, so Dr. Bartsch, sei „nicht besonders zufriedenstellend“ ausgefallen. Aufgrund der Vertraulichkeit des Verfahrens waren Details nicht zu erfahren.
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Bereits Ende November vergangenen Jahres sich ein Geschäftsmann aus dem Raum Straubing bei München auf der Facebook-Gruppe „Immopreneur Immobilien-Investment Community“ als künftiger Eigentümer des Gebäudes geoutet: „Hallo zusammen“, wandte er sich mit einem Foto des Briloner Finanzamtes an die Gruppe: „Wir haben den Zuschlag für dieses Gebäude in NRW erhalten.“ Mit dem Post suchte der Geschäftsmann nach potenziellen „Investoren, die Interesse haben“, als private Kapitalgeber einzusteigen. Die Umbaukosten gab der Geschäftsmann mit „über eine Million Euro“an; ebenso hoch setzte er „Geld und Bestandsimmobilie“ an. Für ein Gruppenmitglied war es „doch Quatsch, bei 0 Zins da Tonnen an eigenem Geld zu versenken“. Seine Suche nach privaten Geldgebern begründete der Investor damit, dass er „Bilanzen und Steuererklärungen auf die Schnelle nicht hin“ bekäme.
30 Prozent für soziales Wohnen
In einem weiteren Post sagte der Straubinger, dass für das Objekt „bis zu 4,2 Millionen Euro“ Fördergelder vorgesehen sei, die aber nicht ausgeschöpft werden brauchen, „da der Zustand gut bis teilweise neuwertig“ sei. Das schätzt der BLB in seinem Exposee jedoch anders ein: Im Hauptgebäude mit seinen beiden Seitenflügeln bestehe ein „erheblicher Sanierungsbedarf“ und auch die beiden in der Oberen Mauer angeflanschten und einst als Büros genutzten Einfamilienhäuser seien „sanierungsbedürftig“.
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Was ein künftiger Eigentümer mit dem Objekt macht, ob er es in der Tat umbaut oder abreißt, um dort einen Neubau zu errichten, ist ihm überlassen. Es gibt keinen Denkmalschutz. Nur diese eine Auflage: 30 Prozent der auf dem Grundstück (ent)stehenden Bruttogrundfläche muss wenigstens auf 25 Jahre für soziales Wohnen vorgehalten werden. Das gilt auch bei einer früheren Weiterverkauf.
Auch mehrere heimische Immobilien-Unternehmer hatten sich um das Objekt beworben und der Stadt auch schon, so Beigeordneter Reinhold Huxoll, ihre Konzepte vorgestellt. Der Bedarf an gefördertem Wohnraum sei da, und mit einem teilweisen Abriss der maroden Bausubstanz hätten sich auf dem Gelände auch in der Kernstadt weitere Parkplätze anlegen lassen. Huxoll zu dem Verfahren: „Das zieht sich zu lange hin.“
Die WP hat wiederholt versucht, mit dem Straubinger Geschäftsmann per Telefon und Mail Kontakt aufzunehmen; er hat bisher nicht reagiert.