Marsberg. Ein Anwohner in Marsberg macht die Stadt für Schäden an seinem Haus durch den Starkregen verantwortlich. Das sagt die Stadt zu den Vorwürfen.
Dr. Hermann Westendarp ist so sauer, dass er keine Abwassergebühren mehr zahlen will. Er fürchtet, dass bei den zunehmenden Unwettern mit Starkregen sein Wohnhaus in Marsberg immer wieder in Mitleidenschaft gezogen werden könnte. Weil seiner Meinung nach die Stadt versäumt habe, bei der Entwässerung Vorsorge zu treffen.
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Wie bei dem jüngsten Starkregen. Am 10. September regnete es dermaßen, dass das Regenwasser die Gullydeckel vor seinem Wohnhaus hochdrückte. „Das Wasser sprudelte nur so aus der Kanalisation heraus“, macht sich Dr. Hermann Westendarp im Telefongespräch mit der WP Luft. Das Wasser aus der Kanalisation vermischte sich mit dem Regenwasser und dem Abwasser. Dr. Westendarp: „Es stank erbärmlich.“ Straßen und Keller wurden überflutet.
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Wie berichtet, hatte das Unwetter mit Gewittern und ergiebigem Starkregen für mehrere Feuerwehreinsätze im Raum Marsberg gesorgt. Auch im Gansauweg. Der Keller der Familie Westendarp war allerdings diesmal nicht vollgelaufen. Das sei nur dem Einsatz der ehrenamtlichen Feuerwehr zu verdanken, so Dr. Westendarp gegenüber der WP und in seinem Schreiben ans Rathaus.
Viermal drohender Wasserschaden in Marsberg
Dr. Westendarp macht die Stadtverwaltung für den „nunmehr zum vierten Male, seit er seit 2002 im Gansauweg wohnt, drohenden Wasserschaden verantwortlich“ Weil die Laubfangkörbe unter den Gullydeckeln seiner Meinung nach „nicht ordnungsgemäß gereinigt wurden“.
Deshalb hätten sich die Wassermassen von der Kanalisation nicht aufnehmen lassen. In der Folge würden sich die Wassermassen in den umliegenden Wiesen sammeln und zu entsprechend erhöhtem Wasserdruck führen. Mehrmals schon habe er die Stadtverwaltung schriftlich darauf aufmerksam gemacht aber bis heute habe das zu keinerlei Konsequenzen geführt.
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Schon in 2007, 2008 und zuletzt zweimal in 2019 habe er ähnlichen Starkregen mit seinen Folgen erlebt. In 2019 habe ein Starkregen zu verschimmelten Wänden und Gegenständen in den unteren Wohn- und Kellerräumen seines Wohnhauses geführt. Die erforderliche Komplettsanierung aller Räume im Untergeschoss war erforderlich, so Dr. Westendarp. Mit Kosten um 60.000 Euro.
Kanalisation in Marsberg überfordert von Starkregen
„Wir hatten auch bei dem Unwetter am 10. September mit durchaus normalem Starkregen zu tun“, so Dr. Westendarp weiter in seinem Schreiben ans Rathaus. Diesen müsste eine ordnungsgemäße Kanalisation aufnehmen könne, was sie aber nicht tat. Er fordert die Stadt „hiermit letztmalig auf, umgehend geeignete Maßnahmen zu ergreifen, um bei noch normalen Regenfällen Schäden an den Gebäuden ihrer Bürger zu verhüten.“
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Die Gullys im Stadtgebiet würden ordnungsgemäß zweimal im Jahr von der Stadt gereinigt, sagt Peter Siebrecht, stellvertretender Leiter der Stadtwerke auf Nachfrage der WP. Die Kanalisation wäre auf den sogenannten Bemessungsregen ausgelegt. Nur wenn in einer halben Stunde so viel Regen vom Himmel falle, wie normalerweise in fünf Stunden, dann könnte es schon mal passieren, dass die Gullys überfordert seien.
Folgen des Starkregens
Bei dem Starkregen am 10. September gewitterte es etwa eine halbe Stunde lang und es kübelte heftig im Raum Marsberg. Notrufe aus Obermarsberg, Essentho und Marsberg gingen bei der Feuerwehr ein. Essentho hatte es am stärksten getroffen. Dort waren Straßen und Gärten überflutet, Keller vollgelaufen. Das Sportheim musste vor den Wassermassen geschützt werden. Auch der Keller des Feuerwehrgerätehauses war betroffen. Die Landstraße nach Meerhof musste zwischenzeitlich gesperrt werden.In Marsberg wurde die B7 im Kreuzungsbereich zur Lillers-Straße und zum Schützenberg eine Zeit lang gesperrt. Herabfließende Wassermassen hatten die Fahrbahn mit Schlamm und Geröll verunreinigt.
Die Grundstückseigentümer wären in solchen Fällen angehalten, selber Vorsorge zu treffen, in dem sie beispielsweise Vorsprünge oder Beete anlegen würden, um einlaufendes Regenwasser aufhalten zu können.
Festgesetzte Gebühren
Dr. Westendarp will jedenfalls zukünftig die Abwassergebühren für das Regenwasser nicht mehr zahlen, da eine ordnungsgemäße Entsorgung des Regenwassers seitens der verantwortlichen Stadt nicht gewährleistet sei. „Das sind festgesetzte Gebühren“, so Siebrecht und die müssen gezahlt werden. Dagegen könnte Widerspruch eingelegt werden. Aber der hätte keine aufschiebende Wirkung. Siebrecht: „Wenn der Widerspruch begründet ist, könnten die Gebühren im Nachhinein geändert werden“, erklärt er das Verfahren.
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Dr. Westendarp „behält sich vor, Schäden, die zukünftig an meinem Haus entstehen, und die auf die nicht ordnungsgemäße Entsorgung zurückzuführen seien, der Stadt Marsberg als Verursacher in Rechnung zu stellen. „Der Verursacher ist nicht die Stadt“, so Siebrecht. Die Stadtverwaltung will sich in Kürze mit der Familie Westendarp in Verbindung setzen.